Karlsburg – Er kann den neuesten Erfolg am Batthyaneum nicht für sich alleine beanspruchen, zählt aber zu den Intellektuellen, die ihn stellvertretend für Siebenbürgen und Rumänien bekanntgaben: Cristian Mladin, interimistischer Direktor der historisch prägenden Dokumentationsbibliothek von Karlsburg/Alba Iulia, hat kürzlich Freitagmorgen, am 19. Mai, auf dem Facebook-Account des hehren Hauses die sensationelle Nachricht von der Aufnahme des „Codex Aureus“ in das UNESCO-Weltkulturerbe geteilt. Zwar ist die Ende Juli 1789 durch den römisch-katholischen Bischof Ignác Batthyány gegründete Bibliothek nicht Aufbewahrungsort des vollständigen „Lorscher Evangeliars“, doch dank des Kontakts zu Germanist Dr. Michael Embach aus Trier fanden die früh im 9. Jahrhundert an der Hofschule Karls des Großen zu Aachen handgeschriebenen und mit Gold verzierten Evangelien von Matthäus und Markus Aufschluss in das glücklicherweise lückenlos für berechtigt erklärte UNESCO-Projekt „Memory of the World“. Die Evangelien von Johannes und Lukas des „Codex Aureus“, 1623 als Kriegsbeute der Katholischen Liga in der Vatikanischen Bibliothek sichergestellt, werden nicht zu den weiteren zehn karolingischen Manuskripten der Neuaufnahme gerechnet, da der Vatikan in seiner Gänze UNESCO-Weltkulturerbe ist und es sich somit klar erübrigt, den zweiten Teil des einmaligen „Lorscher Evangeliars“ inklusive eines originalen Buchdeckels aus Elfenbein nachträglich als universal wertbeständig zu deklarieren. Über die Neuaufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe hingegen freut sich auch das Londoner Victoria and Albert Museum, Besitzer des elfenbeinernen Buchrückendeckels. Und dem ältesten Manuskript sämtlicher Bibliotheken Rumäniens kommt die Hinzunahme in das Projekt „Memory of the World“ selbstverständlich wie gerufen. Die Lobby für diesen wichtigen Schritt geht auf Philologe, Buchforscher und Dozent Dr. Adrian Papahagi von der Babe{-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca zurück, der dem Batthya-neum die nicht zu unterschätzende Bekanntschaft mit dem Trierer Bibliothekar Dr. Michael Embach vermittelte. Cristian Mladin stand auch permanent in Kontakt zu Andreas Salz, Deutschlands UNESCO-Repräsentant, und konnte sich vom ersten Augenblick an auf die Unterstützung von Historiker Adrian Cioroianu, Direktor der Nationalbibliothek Rumäniens und Ex-UNESCO-Botschafter, verlassen. Die weiteren karolingischen Manuskripte der Neuaufnahme ins Weltkulturerbe gehören zum Inventar berühmter Bibliothekssammlungen in Paris, Wien, London, im französischen Abbeville und erwartungsgemäß in Trier. Zur Langen Nacht der Museen in Karlsburg am Samstag, dem 13. Mai, gab die Rockband „Coincidentia Oppositorium“ vor dem Batthyaneum ein Konzert nach dem Muster der Suite „Eppur Si Muove“ des internationalen Ensembles „Haggard“, die Galileo Galileis legendären Ausspruch „Und sie bewegt sich doch“ in den Fokus rückt.