Hermannstadt – Eine Aufzählung interessanter Details über die in Mitteleuropa während des 18. Jahrhunderts gängigen Richtlinien im Bereich des Bibliotheks- und Buchhandels beinhaltet die Ausstellung „Die Erstellung der Bibliothek des Barons Samuel von Brukenthal: Verzeichnisse der Bücherauktionen aus der Zeitspanne 1756-1796“ (Constituirea Bibliotecii Baronului Samuel von Brukenthal: Cataloagele licitațiilor de carte din perioada 1756-1796) im Kartographischen Kabinett des Brukenthalmuseums Hermannstadt/Sibiu, die Ende Juni, in Gegenwart von Bibliotheksleiter Alexandru-Ilie Munteanu und einem geschichtsinteressierten Publikums eröffnet wurde. „Die Bibliothek Samuel von Brukenthals zählt 16.000 Bände und beherbergt einen der reichsten und wertvollsten Buchbestände im antiquarischen Bereich Gesamtrumäniens. Durch diese Ausstellung erhalten die Besucher anhand der informativen Schautafeln und der ausgestellten Bibliotheksverzeichnisse aus dem 18. Jahrhundert einen Einblick in die Art und Weise, wie Baron Samuel von Brukenthal seinerzeit erfolgreich darum bemüht war, seine Bibliothek stetig zu erweitern. Er hat auf diesem Gebiet wirklich Großes erreicht und in finanzieller Hinsicht keinen Aufwand gescheut. Wenn mich Freunde und Bekannte derzeit nach meinem Arbeitsplatz fragen, sind sie meist darüber verwundert, zu erfahren, dass ich in der Brukenthal-Bibliothek tätig bin. Das Erforschen und Erfassen alter Bibliotheksbestände ist an und für sich eine zeitaufwendige und zu-gleich interessante Tätigkeit. Genau dies hoffe ich durch die heute eröffnete Ausstellung mit beweisen zu können“, so Alexandru-Ilie Munteanu.
Samuel von Brukenthal hatte zeitlebens darauf geachtet, die kulturelle Anbindung nach Wien zu pflegen. In der Hauptstadt der österreichischen Monarchie wurden jährlich Hunderte öffentliche Versteigerungen privater Bibliotheken und Bücherbestände veranstaltet, an denen Brukenthal sich im Sinne Siebenbürgens als pflichtbewusster Kulturförderer beteiligte. Ganze 141 Kataloge derartiger Auktionen verzeichnet aktuell die Brukenthal-Bibliothek Hermannstadt. Das übliche Zahlungsmittel im Mitteleuropa der Zeit Mozarts und Beethovens war der Rheinische Gulden. Ein Buch kostete um die damalige Zeit um die 1 bis 20 Gulden, jedoch gab es auf dem internationalen Markt auch Exemplare einiger wertvoller Schriften wie beispielsweise eine in London gedruckte mehrsprachige Bibel, für die wohlhabende Käufer 100 Gulden berappen mussten. Zum interessanten Vergleich wird in der Ausstellung im Kartographischen Kabinett der Wochenlohn eines unqualifizierten Bauarbeiters, der 1,23 Gulden betrug, angegeben.
Franz Neumann, Bibliotheksbeauftragter Samuel von Brukenthals, war im Dienste seines Arbeitgebers aus der siebenbürgischen Provinz international unterwegs, um mit führenden Verlegern zu verhandeln. Somit gelang es Brukenthal wiederholte Male, den eigenen Bibliotheksbestand durch den Kontakt zu namhaften Persönlichkeiten wie Johann Christoph Ernst Klopstock (1782) oder Johann David Hörling (1786) zu erweitern. Üblich war es zu der Zeit auch, Rabatte im internationalen Bücherhandel auszuhandeln, worin sich Brukenthal ebenfalls als geschickter Verhandlungspartner erwies.
Bis einschließlich Sonntag, den 30. September 2018 ist die Besichtigung der Ausstellung „Die Erstellung der Bibliothek des Barons Samuel von Brukenthal: Verzeichnisse der Bücherauktionen aus der Zeitspanne 1756-1796“ im Kartographischen Kabinett des Brukenthalmuseums auf dem Großen Ring in Hermannstadt möglich. Zu erwähnen ist gleichfalls die permanente Einladung des Partners der Ausstellung und Betreibers der Gaststätte „Hochmeister“, in dem gleichnamigen Lokal am Schillerplatz/Piața Schiller zu speisen.