Eine tatsächlich „einmalige“ Ausstellung in einer neuen Halle

Das Brukenthalmuseum achtet auf moderne Qualität

Erst wenige Wochen in Betrieb, und schon unverzichtbar für das künstlerisch neugierige Publikum Hermannstadts: die Halle im 1. Stock der Abteilung des Brukenthalmuseums für Zeitgenössische Kunst. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Er war nicht eingeladen worden, ein Grußwort zu sprechen und sagte folgerichtig auch nichts, was öffentlich hätte festgehalten werden können, blieb jedoch wie viele andere auch für eine Zeitlang stumm vor der Lithographie stehen, die Jules Perahim aus Bukarest 1974 als sechzigjähriger Jude und nur fünf Jahre zuvor nach Paris geflohener Maler gezeichnet und gedruckt hatte – derart treffende Satiren auf den Kern des Scheins einer jeden „politischen Allianz“ bekommt Ökonom Mihai-Cercel Onițiu als liberaler Vize-Bürgermeister von Hermannstadt/Sibiu nicht alle Tage zu Gesicht. Besser wahrscheinlich, ihn als einen von jeglicher Pflicht befreiten Zuschauer dabei gehabt zu haben. Denn selbst unter Maßgabe der Option, ihm Redezeit einzuräumen, hätte Mihai-Cercel Onițiu dem surrealistischen Können von Gestalter Jules Perahim ohnehin nicht das Wasser reichen können. Auch Sammler Adrian Țocu aus Paris, George Șerban als Rechtsanwalt und wohlhabender Kunstbesitzer aus Bukarest und Bruken-thalmuseums-Direktor Alexandru Chituță setzten Freitagnachmittag, am 18. Oktober, in der neuen Halle vom ersten Stockwerk der eigenständigen Abteilung für Zeitgenössische Kunst (Quergasse/Str. Tribunei) zwecks Eröffnung der Ausstellung zu Ehren von 100 Jahren seit Erstveröffentlichung des provokanten „Manifeste du Surréalisme“ von André Breton nicht zu Ansprachen an, die den populärwissenschaftlichen Charakter solcher Ereignisse vernachlässigen. Alexandru Chituță beließ es dabei, stolz davon zu berichten, mit einer Delegation vom Brukenthalmuseum im Pariser Centre Pompidou unlängst eine der weltweit aktuell zehn offenen Surrealismus-Ausstellungen besichtigt zu haben, während Adrian Țocu den einfachen Hinweis gab, dass die noch bis Donnerstag, den 7. Dezember, in Hermannstadt gesammelt exponierten Skulpturen, Drucksachen, Bilder, Zeichnungen und Lithografien „vom Buch als Kunstgegenstand“ ausgehen. Das Betonen der Qualität, dass es sich um „die Verwöhnten der internationalen Auktionshäuser“ handele, überließen Gast Adrian Țocu und Hausherr Chituță Kunstsammler George Șerban, der von den „über 25 original signierten Arbeiten“ sprach. Es mag zwar etwas von einer nicht geringen Überraschung haben, zweifellos echte Werke von Meistern wie Giorgio de Chirico, Salvador Dalí, Pablo Picasso, René Magritte, Marc Chagall, Alberto Giacometti, Hans Mattis Teutsch, Ion Țuculescu, Hans Eder, Victor Brauner, Marcel Iancu, Max Ernst und Jules Perahim ausgerechnet im beschaulichen Hermannstadt vorzustellen. Ein Zusammenlegen privater Kollektionen und Sammlungen staatlicher Museen aber tut kleinen bis mittelgroßen Städten besonders gut.