Eine weit verbreitete Familie

Die Konferenz „Deutsch als Identitätssprache der deutschen Minderheiten“

Die Teilnehmer am Panel über die politischen Aspekte der Minderheitenförderung und Sprachbildung: Dr. Christoph Bergner, Andreas Meitzner, Dr. Paul-Jürgen Porr (Moderator), Prof. Dr. Rainer Hofmann und Ovidiu Ganţ (v.l.).
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Der Wunsch, eine Art „Familientreffen“ derjenigen zu organisieren, die sich für die deutsche Minderheit engagieren, war bei jenen entstanden, die 2008 an der Tagung „Zwei Jahrzehnte Politik für Aussiedler und nationale Minderheiten – Bilanz und Perspektiven“ in Berlin teilgenommen hatten, sagte Dr. Christoph Bergner, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.  Überlegt habe man, welches Thema für alle von Bedeutung und Relevanz sein könne und kam zum Schluss, dass die Bindung an die deutsche Sprache als Identifikationsmerkmal für die deutschen Minderheiten ein zentrales Anliegen ist. Zu diesem Thema organisierte der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt und der Hanns-Seidel-Stiftung eine Konferenz. Als Austragungsort war zunächst an Bratislava/Pressburg gedacht worden, doch entschied man sich letztlich für Hermannstadt/Sibiu. Im Haus des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) kamen am Montag und Dienstag rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Vertreter der deutschen Minderheiten aus Polen, Slowakei, Kroatien, der Tschechischen Republik, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Ukraine, Kirgistan, Serbien und Rumänien, von deutschen Ministerien sowie Mittlerorganisationen deutscher Kultur und Sprache (Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, Goethe-Institut, ifa, usw.) von Landsmannschaften sowie Experten zusammen.

Begrüßt wurden die Konferenzteilnehmer im Spiegelsaal des Forumshauses von Dr. Christoph Bergner und dem „Hausherrn der Stadt“ Klaus Johannis, der die Teilnehmer in der „rumäniendeutschen Hauptstadt“ willkommen hieß. Der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr erwähnte in seinem Grußwort die Tradition des deutschen Schulwesens in Siebenbürgen, das es auch in den Jahren des Kommunismus gegeben hat und dank dessen die deutsche Sprache nicht verloren ging. Die Grußworte vonseiten der rumänischen Regierung überbrachte Unterstaatssekretärin Christiane Cosmatu, die auf die deutsche Minderheit als Brückenbauer zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien hinwies. Als „Ehrenpflicht für die Hanns-Seidel-Stiftung“ bezeichnete Christian Hegemer, der Leiter des Instituts für Internationale Zusammenarbeit, die Förderung einer Konferenz deutscher Minderheiten zur Pflege der deutschen Sprache. Das dichte Programm der zweitägigen Konferenz umfasste drei Panels und ein vielseitiges Rahmenprogramm. Thematisiert wurden Montagvormittag die politischen Aspekte der Minderheitenförderung und Sprachbildung, Problematik zu der Prof. Dr. Rainer Hoffmann (Goethe-Universität Frankfurt/Main), der Aussiedlerbeauftragte Dr. Bergner, Andreas Meitzner, der Beauftragte des Auswärtigen Amtes für Kultur und Deutsch als Fremdsprache, sowie der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ referierten. Ganţ sprach u. a. über das rumänische Bildungsgesetz, die deutschsprachigen kulturellen Einrichtungen sowie Publikationen, die ihre Tätigkeit auf der Grundlage des 1992 unterzeichneten deutsch-rumänischen Kooperationsvertrags durchführen, in dem die Förderung der deutschen Minderheit durch beide Regierungen verankert wurde, was auch geschieht.

Montagnachmittag wurde in Panel  2 über das Sprachbildungsangebot aus der Perspektive der deutschen Minderheiten in Rumänien, der Russischen Föderation, Kasachstan, der Ukraine, Polen und Ungarn gesprochen und es fand eine Podiumsdiskussion über den Erhalt und die Förderung der deutschen Sprache als Sprache der deutschen Minderheit statt. In Panel III wurde Dienstagvormittag die schulische und außerschulische Sprachbildung thematisiert. Zum Abschluss fand eine Podiumsdiskussion zu Perspektiven der deutschen Sprache als Identitäts- und Minderheitensprache statt.
Zum Auftakt der Konferenz hatte der siebenbürgische Schriftsteller Eginald Schlattner am Sonntagabend gelesen, das kulturelle Angebot des Montagsabends bestand in einer Theatervorstellung geboten von der Deutschen Bühne Ungarn aus Szekszárd, des Deutschen Staatstheaters Temeswar und der deutschen Abteilung des Hermannstädter Radu-Stanca-Theaters. Bei einem Besuch des Brukenthalgymnasiums sowie des Friedrich-Teutsch-Hauses wurde ein Einblick in die Schultradition und das Bewahren des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen vermittelt.