Reschitza - Nicht so rasch wie in ursprünglicher Begeisterung im Februar auf einer Tagung des Stadtrats angekündigt, aber immerhin: Mitte Mai findet im Reschitzaer Rathaus das Streitgespräch von interessierten Bürgern, Stadtverantwortlichen, Urbanisten und Vertretern des Besitzers (oder des Besitzers persönlich) über das Schicksal der Reschitzaer Industrieseilbahn statt, die das Stadtzentrum überquert. Die Frage, die das Rathaus stellen will, lautet: Wollen wir nun, mit dem wenigen Haushaltsgeld, über das wir verfügen, die Seilbahn kaufen und (zu welchem Zweck und mit welchen Mitteln?) herrichten, oder nicht?
Bekanntlich ist die Industrieseilbahn seit dem endgültigen Einstellen der Verhüttung von Eisenerz in Reschitza 1989 außer Betrieb gesetzt – und niemand kann eigentlich mit Bestimmtheit sagen, was davon noch wirklich betriebsfähig, nicht gestohlen und längst verschrottet ist. Dipl.-Ing. Andreas Zahner, der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), der als junger Ingenieur am Bau der Industrieseilbahn mitgearbeitet hatte, behauptet, dass die rund 23 Jahre Nichtpflege, die seit der Einstellung des Betriebs vergangen sind, ihre Struktur in keiner Weise angegriffen haben kann, so solide und aus so widerstandsfähigem Stahl sei sie seinerzeit gebaut worden. Die Rostspuren, die man sehen kann, seien bloß oberflächlich. Nach der Wende funktionierte sie noch kurzfristig als reines Transportmittel vom Dolomitsteinbruch im Doman-Tal über das Bersau-/Bârzava-Tal/bzw. das damals eben fertiggestellte neue Stadtzentrum von Reschitza ins parallel gelegene Ţerova-Tal, wo auf dem Gelände des Erzsinterwerks Kalk für das Bauwesen gebrannt wurde. Was bald ebenfalls aufgegeben wurde, da Baukalk billiger und in besserer Qualität von anderen Herstellern geliefert wurde.
Seit Beginn der 1990er Jahre dauert das Hin und Her in Reschitza um das Schicksal des Stahlbauwerks aus den frühen 1960er Jahren, als in Reschitza die letzte große Erneuerung der Hüttenindustrie durchgeführt wurde. Allerhand mehr oder weniger phantasievolle Pläne sind öffentlich gemacht worden, wobei die Idee der Freizeit-Seilbahn vorherrscht, die Bewohnern und Besuchern das Reschitzaer Stadtzentrum – dessen Symbol sie angeblich ist – von oben zeigen soll.
Das Stahlwerk TMK, das die Probleme mit der Verschrottung der Seilbahn in Eigenregie anscheinend scheute, verkaufte die Industrieseilbahn vor über zwei Jahren. Die Stadt, die gern ein Tauschgeschäft gemacht hätte – etwa Abzahlung der Kaufkosten durch Abschreibung der Steuer- und Gebührenverpflichtungen des Werks an die Stadt –, blitzte bei den pünktlichen Zahlern von TMK ab und so kaufte schließlich ein Privatunternehmer die Industrieseilbahn, mit der offensichtlichen Absicht, diese zu verschrotten und gewinnbringend zu verkaufen.
Dagegen schritt die Stadt ein, die durch Bürgermeister Mihai Stepanescu erklärte, auf keinen Fall eine Genehmigung für den Abriss erteilen zu wollen. In dieser Patt-Situation befinden wir uns heute noch. Sie soll am 13. Mai um 14 Uhr im Rathaus zur Diskussion gestellt werden, wobei sich die Stadt wünscht, eine Entscheidungshilfe in der Frage zu finden, ob nun die Industrieseilbahn stehenbleiben und anders genutzt oder abgerissen werden soll. Teilnahmeformulare zum Streitgespräch, das im Kleinen Tagungssaal des Rathauses am 1. Stock stattfindet, kann man bereits jetzt von der Website www.primaria-resita.ro herunterladen und ausgefüllt ans Rathaus schicken. Vorausgeschickt wird, dass die Kosten eines Abrisses dieses Bauwerks, das ursprünglich in die Hausgärten und zwischen die Einfamilienhäuser einfacher Reschitzaer gebaut wurde und heute zwischen Wohnblocks steht, „enorm“ sind.