Reschitza – Irgendwo im Bereich des Stromkilometers 1007 könnte in nächster Zukunft ein drittes Donaukraftwerk im Bereich des Eisernen Tors entstehen, möglicherweise sogar zwei, eins am rechten, serbischen Ufer, eins am linken, dem rumänischen Nordufer. Eisernes Tor III / Djerdap III sollen Pumpspeicherkraftwerke werden, also ohne die Donau mit einem dritten Staudamm samt Schiffsschleusen im Bereich des über 110 km langen Donaudurchbruchs durch die Ausläufer der Südkarpaten abzuriegeln. Am serbischen Ufer soll das Pumpspeicherkraftwerk (auch: Reversierkraftwerk) etwa 14 km stromabwärts der Ortschaft Dobra (elf km von Berzasca stromab) gebaut werden, am rumänischen irgendwo stromaufwärts von Dubova, höchstwahr-scheinlich auf dem Hochplateau Poiana Mare. Wenn es denn zum Bau kommen sollte.
Gegenwärtig nutzen Rumänien und Serbien die beiden Donaukraftwerke gemeinsam, Eisernes Tor I /Djerdap I seit 1972 und Eisernes Tor II/ Djerdap II seit 1984. Beide riegeln die Donau ab und sind Wasserkraftwerke, die ein niedriges Gefälle und große Durchflussmengen des Wassers nutzen. Die jetzt im Gespräch befindlichen Pumpspeicherkraftwerke (konventionelle Bezeichnung Eisernes Tor III / Djerdap III) sind eigentlich schon seit der Inbetriebnahme von Eisernes Tor II 1982-84 im Gespräch. Es sind Wasserkraftwerke, die höher gelegene Speicher nutzen, also ein größeres Gefälle. Die Speicher – mit oder ohne Zuflüsse – werden in Perioden geringeren Stromverbrauchs mittels elektrisch angetriebener Pumpen mit Wasser aus dem Donaustausee (der die Donau auf rund 135 km rückstaut) aufgefüllt, das dann in Zeiten hohen Stromverbrauchs durch das Speicherkraftwerk abfließen gelassen wird und Strom erzeugt. Praktisch speichert man mit dem hochgepumpten Wasser Strom für spätere Nutzung, in Zeiten hohen Bedarfs. Das angedachte serbische Pumpspeicherkraftwerk soll das Wasser von 68 m über Normalnull – dem Spiegel des Donaustausees – auf 380 und 407 Meter hochpumpen, wodurch das große Gefälle dann für reichlich Strom sorgt, wenn das Wasser wieder in den Donau-stausee zurückfließt.
Dieser Tage hat das Ministerium für Bergbau und Energie in Belgrad bekanntgegeben, dass die Regierung Serbiens Djerdap III zu einem Projekt von außerordentlicher Bedeutung erklärt hat. Auf seiner Wahltournee erklärte daraufhin Premierminister Ion Marcel Ciolacu in Reschitza vergangene Woche, dass seine Regierung die Idee eines dritten Do-naukraftwerks auf dem Verwaltungsgebiet des Banater Bergland ernsthaft ins Auge gefasst habe – ohne weitere Details preisgeben zu wollen: „Nach diesen Wahlen ist es mehr als sicher, dass wir eine Begegnung zwischen den Premierministern beider Länder abhalten, um über den Ausbau der energetischen Interkonnektivität zwischen Rumänien und Serbien zu sprechen.(…) Unmittelbar nach diesen Gesprächen wird es auch eine Vertragsunterzeichnung geben.“
Offizielle rumänisch-serbische Gespräche über Eisernes Tor III / Djerdap III gab es zuletzt unter Energieminister Ion Ariton 2011 in Belgrad. Ein „CHEAP Dunăre-Banat“ taucht zudem 2012 im Reorganisierungsplan des rumänischen staatlichen Energiekonzerns Hidroelectrica auf. Alles stützt sich auf geomorphologische Studien von 1982, als erstmals konkret zum Thema eines dritten Donaukraftwerks geforscht und geplant wurde. Damals dachte man an eine hochgelegene Plattform, die ausgebaggert und eingedeicht werden sollte. Das war damals Poiana Mare, stromaufwärts des Golfs von Dubova. Fakt ist, dass diese rumänisch-serbischen Vorhaben unabhängig voneinander gebaut werden können, dass sie aber weiterhin das Wasser des gemeinsam verwalteten Donaustausees von Eisernes Tor I / Djerdap I nutzen müssen.
Laut Energieminister Sebastian Burduja geht es da-rum, „dass Serbien proaktiv mit Rumänien kommuniziert. Dieses Projekt kann positiv werden, wenn Rumänien die Möglichkeit einer gleichgestellten Partizipation hat. Allerdings wird es schwierig sein, sämtliche Folgen für die Umwelt abzuschätzen, beiderseits der Donau“. Gemeint ist wohl der grenzüberschreitende Naturpark beim Eisernen Tor/Djerdap, das einzige grenzüberschreitende Naturschutzprojekt sowohl für Rumänien, als auch für Serbien. Burduja: „Die serbische Seite kann dieses Projekt nur in engster Zusammenarbeit mit Rumänien realisieren!“
Was immer der Minister damit auch meint.