Erzengel-Michael-Kloster wiederentdeckt

Archäologenteam aus Temeswar und Reschitza mit erstem Erfolg

Neumoldowa/Reschitza – Wie bereits gemeldet, befindet sich seit geraumer Zeit ein Team von Archäologen aus Temeswar und Reschitza im Donauengpass und sucht nach Zeugnissen der zwölf auf dem Gebiet des Banater Berglands gelegenen orthodoxen Klöster, die auf türkischen Tributlisten des 15.-16. Jh. erwähnt werden und die im Rahmen späterer kriegerischer Auseinandersetzungen oder durch die Willkür türkischer Streifzüge durch das Banat zerstört wurden. Im Tal des Vărad-Baches (die Wortwurzel der Bezeichnung des Gewässers – das ungarische „vár” - deutet auf eine Burg, Festung hin) suchten sie nach den Spuren des Erzengel-Michael-Klosters.

Vergangenen Donnerstag vormittag – zwei Tage vor dem geplanten Ende der Suche – stießen sie im Vărad-Tal, im Weichbild der Gemeinde Coronini (früher auch: Pescari) auf die Grundmauern eines Gebäudekomplexes, die mit hoher Sicherheit die Überreste des Erzengel-Michael-Klosters sind. Dr. Dumitru Ţeicu, aufs Mittelalter spezialisierter Archäologe und Leiter des Archäologenteams: „Wir waren tendenziell schon drauf und dran, die Suche aufzugeben, denn es hatte sich unter uns schon die Meinung breitgemacht, dass wir diesmal nichts finden werden. Das kleine Wunder passierte dann am Donnerstagmorgen, als die ersten Mauerreste des Sankt-Michael-Klosters sichtbar gemacht werden konnten. Nun setzen wir die Sondierungsgrabungen fort, um uns über die Ausmaße des Klosters eine Meinung bilden zu können sowie, um Elemente zu identifizieren, die für eine Datierung nützlich sind.”

Mittelfristiges Ziel des Archäologenteams sei es nach wie vor, möglichst viele der Standorte der 20 Klöster zu identifizieren, die auf den türkischen Tributlisten aufscheinen, betonte Dr. Ţeicu, „denn mit der Archäologie ist es nicht anders als mit allem im Leben: wer zu spät kommt, den straft das Leben. In diesem Fall mit potenzieller Unauffindbarkeit. Von den 20 orthodoxen Klöstern, die die Türken verzeichnen, lagen acht in der Banater Ebene und zwölf im Bergland. Mit der Wiederentdeckung des Standorts des Erzengel-Michael-Klosters erscheint nicht nur ein neues Geschichtsdenkmal auf der Archäologiekarte des Banats – das durch seine wechselvolle und zerstörungsreiche Geschichte wahrlich nicht mit vielen solchen Denkmälern aufwarten kann –, aber die Gemeinde Coronini, die in neuester Zeit nur durch Schmuggelreichtum während des Treibstoffembargos gegen Restjugoslawien aufgefallen war, könnte einen richtigen Anziehungspunkt für Durchreisende aufbauen – neben dem Baba Kaja-Felsen im Donaubett und der phantasievollen hiesigen Fischküche, die traditionell sind. Dazu wäre gar nicht so viel Geld nötig. Und in der Nähe sind auch noch zwei Festungsruinen, die besuchbar gemacht werden könnten, beide aus der Zeit des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und Königs von Ungarn, Siegismund von Luxemburg: am rumänischen Ufer die Festung auf dem Culă-Hügel, am serbischen Ufer die Grenzfestung Golumbac von Veliko Gradiste. Beide gehören zu den wichtigsten Grenzfestungen des Abendlandes, die ursprünglich gegen Byzanz, später gegen das Osmanische Reich als Bollwerke dienten.”