Über Siebenbürgen, Band 2
Kirchenburgen im Hermannstädter Land
Fotografien und Text Anselm Roth
Luftfotografie Ovidiu Sopa
Schiller-Verlag
Dies ist schon der zweite Band dieser Reihe, die sich bestens anlässt, wieder ein perfekt gemachtes Buch.
Es handelt sich also um Kirchenburgen um Hermannstadt herum, wobei drei schon eingemeindet sind: Hammersdorf, Schellenberg und Neppendorf, die auch bestens genutzt werden. Aber auch andere Burgen kann man schon in einer halben Stunde erreichen, sogar mit dem Trabant war das möglich.
Wir beginnen mit der Stolzenburg, obwohl dies fast größenwahnsinnige Bauwerk nie fertig geworden ist. In der Luftaufnahme kann man klar erkennen, was einmal daraus werden sollte. Dabei ist nicht einmal alles stehen geblieben, weil die Stolzenburger schon Mitte des19. Jahrhunderts daran gingen, die Burg als Steinbruch zu benützen, z. B. wurde die Friedhofsmauer aus Ziegeln der Burg gebaut. Heltau verfügt über eine bestens erhaltene Anlage, nur habe ich auch bei diesen Aufnahmen aus der Luft immer nach der Stelle gesucht, wo der legendäre Kirchenschatz verborgen war, nur ganz wenige kannten das Geheimnis: In den Apsiden an der Ostseite der Kirche, das sind halbkreisförmige Anbauten. Auf dem Turm gab es den ersten Blitzableiter östlich von Wien (1785), 43 Jahre nachdem Benjamin Franklin ihn überhaupt erfunden hatte.
Michelsberg ist ein Exempel dafür, dass auch Armut für etwas gut ist: Jedenfalls wurde nichts unnötig verändert oder verziert, so dass wir es auch heute noch mit der ältesten romanischen Basilika Siebenbürgens zu tun haben. Die letzte Burghüterin ist 1963 samt ihrem Vieh von der Burg weggezogen.
Grossau: Wir betrachten dieses Bild mit Burg, Zibin und Asphaltstraße, weil man darauf eben alles sieht. Auch den Wehrturm, auf den es einmal angekommen ist, 1658. Die Türken stürmten die Burg, doch diesen Turm konnten sie nicht einnehmen. Da machten sie, was sie in solchen Fällen – auch in Mühlbach beim Studententurm - immer machten: Sie brachten viel Stroh herbei, zündeten es an und räucherten die Verteidiger aus.
Berühmt ist der schiefe Turm von Reußen, er neigt sich um 150 Zentimeter aus der Vertikalen zur Kirchenburg zu. Das geht auf einen Erdrutsch von 1851 zurück, er hält sich also seit langem und man müsste auch nichts machen: Der Turm ist zwar schief, aber stabil. Wissen Sie, wie Kakasfalva auf Deutsch heißt? Hahnbach, es ist ein Kirchlein wie aus dem Bilderbuch. Rumänisch sagt man aber nicht Valea Coco{ilor, das hätte gut geklungen. Bleibt noch zu vermerken, dass die Serie „Über Siebenbürgen“ auf acht Bildbände angelegt ist, man kann bei insgesamt 150 Kirchenburgen noch jede Menge Überraschungen erwarten.