Temeswar - Jeden Tag, vom 27. September bis zum 2. Oktober, läuft im Cinema Victoria ein sorgfältig kuratiertes Programm mit Filmen von Frauen aus verschiedenen Ecken der Welt, von den 70er Jahren bis heute, und Diskussionen. Die Veranstaltungen sind als Eintauchen in die Hauptkonzepte des Feminismus strukturiert. Es ist eine filmpädagogische Initiative für das junge Publikum aus Temeswar, das sich mehr Fragen stellt, mehr Kontext fordert und neue Perspektiven auf die Gesellschaft kultiviert.
Der Veranstalter, F-SIDES Cineclub (f-sides.ro), ist der erste rumänische Cineclub, der sich ausschließlich Filmen von Frauen und alternativen Formen der Darstellung von Weiblichkeit in Film und Gesellschaft widmet.
Das Programm beginnt am 27. September mit dem Film „Orlando“ aus dem Jahr 1992. In der Regie von Sally Potter zeigt der Film eine leicht phantastische, vom Werk Virginia Woolfs inspirierte Reise durch mehrere Epochen. Das Abenteuer ist eng an den Erzählstrang ihres gleichnamigen Romans angelehnt. Orlando verwandelt sich vom aristokratischen Mann in eine Frau und erlebt den plötzlichen Rechtsverlust als Folge dieser Veränderung. Orlandos Reise durch die Zeit fasst die Forderungen der ersten Welle des Feminismus und die Hindernisse zusammen, denen sich Frauen im 20. Jahrhundert gegenübersahen.
Die wegweisende Komödie der 2000er „Bend It Like Beckham“ am 28. September, in der Regie von Gurinder Chadha, lehrt einiges über die Überwindung hartnäckiger und universeller Geschlechterbarrieren, aber auch über lokale und globale kulturelle Stereotypen. David Beckham ist das Idol, und die Frauen-Fußballnationalmannschaft ist das Ziel. Aber es ist schwieriger für Mädchen, ihre Leidenschaft für den Sport zu entwickeln, wenn sie mit starren gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert sind, wie sie sich verhalten sollten und was für sie wünschenswert ist, wenn sie älter werden.
Am 29. September wird der Film „Papicha“ aus dem Jahr 2019, von Regisseurin Mounia Meddour gezeigt. Algerien, 1990er, Bürgerkrieg; das ist der Hintergrund, vor dem einige Studentinnen, darunter die Modedesignerin Nedjma, versuchen, ihre zunehmend eingeschränkten Freiheiten darüber, wohin sie gehen, wie sie sich kleiden, was sie denken und was sie mit ihrem Leben anfangen, zu schützen. Das Debüt der Filmemacherin Mounia Meddour zeigt, dass der persönliche Bereich tatsächlich politisch ist und die Zwänge des Privaten letztlich den öffentlichen beeinflussen.
„One Sings, the Other Doesn’t“ von 1977, von Regisseurin Agnčs Varda, wird das Publikum am 30. September anschauen können. Der Film dreht sich um die Beziehung der Frau zum Nationalstaat – die Instanz, die die Rechte und Freiheiten aller schützen sollte. Was passiert, wenn der Druck der natalistischen Politik Bürgerinnen aus dem Schutzbereich ihrer Regierungen herausholt? Anhand der Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen, die sich über Generationen erstreckt, zeigt uns Agnčs Varda, wie weibliche Solidarität der Abwesenheit oder sogar Unterdrückung des Staates begegnet, und stellt die Beweggründe hinter der zweiten Welle des Feminismus vor.
Teona Strugar Mitevskas Film „God Exists, Her Name Is Petrunija“ von 2019 stellt Fragen nach dem Ausschluss von Frauen aus bestimmten öffentlichen oder symbolischen Räumen. Frauen haben noch immer einen begrenzten oder marginalen Zugang zu zentralen Orten des gesellschaftlichen Lebens: Laboratorien, Expeditionen, Exekutivbüros, oder – im Fall dieses nordmazedonischen Films – im Wettlauf um das Dreikönigskreuz. Der Film ist am 1. Oktober anzuschauen.
Der ebenfalls am 1. Oktober gezeigte Film „The Chambermaid“ aus 2018, in der Regie von Lila Avilés thematisiert das Verhältnis zwischen Frauen, Hausarbeit und Migration. Im Laufe der Zeit wurden Arbeitsformen mit häuslicher Komponente Frauen vorbehalten, und die wachsende Nachfrage nach Betreuungsdiensten führte zu Phänomenen wie feminisierter Migration, die durch wirtschaftliche oder rassistische Faktoren akzentuiert wurden. Als Zimmermädchen in einem Luxushotel in Mexiko-Stadt übernimmt Eva mehr, als ihre Stellenbeschreibung verlangt, aber ihre Aufmerksamkeit für die persönlichen Probleme ihrer Kunden verstärkt die Ausbeutung, der sie ausgesetzt ist.
Am 2. Oktober wird der Film „Proxima“ von Alice Winocour aus dem Jahr 2019 vorgestellt. Er handelt von Frauen in Machtpositionen. Abgesehen von der Politik war der wissenschaftliche Bereich schon immer eines der am schwierigsten zu erobernden Felder für Frauen, wobei Frauen nicht immer so ermutigt sind, Karrieren in MINT-Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen, Mathematik) zu verfolgen. Als einzige Astronautin an Bord einer bevorstehenden einjährigen Mission zur Internationalen Raumstation, muss Sarah einem feindseligen Kollektiv während der Vorbereitungsphase immer wieder beweisen, dass sie ihren Platz voll und ganz verdient.
Was bleibt von der Ermächtigung der Frau, wenn sie zum Konsumobjekt wird? Sofia Coppola stellt in „The Bling Ring“ von 2013 den realen Fall einer Gruppe von Teenage-rinnen dar, die mit Hilfe von Informationen aus sozialen Netzwerken die Häuser mehrerer Stars in Los Angeles ausraubten. Nach dem medialen Aufstieg eines Mitglieds der Gruppe untersucht der Film die Rolle, die Prominentenbilder bei der Prägung aktueller Vorstellungen von Emanzipation spielen. Angeschaut werden kann der Film am 2. Oktober.
Details zum Projekt unter f-sides.ro