Großsanktnikolaus – Die „kulturelle Rast“, die dem Radfahrerpulk am Samstag auf der Freilichtbühne hinter dem Nakó-Kastell im Stadtzentrum von Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare auf ihrer Tour von Temeswar, über Sanktandreas/Sânandrei, Knies/Satchinez, Ketfel/Gelu, Warjasch/Variaș, Perjamosch/Periam, Großsanktnikolaus, Altbeba/Bebe Veche und Kübeckhausen nach Szegedin gewährt wurde, brachte (neben einigen organisatorischen Ungeschicklichkeiten des Kulturhauses von Großsanktnikolaus, deren Folge es war, dass der Radfahrerpulk lange vor Ende des Kulturprogramms – das eigens für die Mitfahrenden vorbereitet wurde - weiterfuhr) mindestens zwei neue Erkenntnisse.
Einerseits die Ankündigung von Radlervorhaben des Rathauses Großsanktnikolaus, nämlich die Radlerpiste, die die größte ostungarische Stadt, Szeged/Szegedin, mit der Grenze zu Rumänien bei Tschanad verbindet, über Großsanktnikolaus bis Temeswar verlängern zu wollen. Zweitens, dass das Radfahrerstädtchen Großsanktnikolaus endlich die langerwarteten Fahrradwege (Bürgermeister Dănuț Groza, der die Ankündigungen machte, sprach von „22 km“!) bekommen soll (wenn mehrere Wenn zueinander passen…). Und drittens, dass die im Zweiten Weltkrieg gesprengte Maroschbrücke bei Tschanad wiederhergestellt werden soll, was auch hieße, dass wieder Züge und (eventuell auch sonstige) Fahrzeuge die kürzeste Strecke zwischen Temeswar und Szegedin-Budapest nehmen könnten… Bürgermeister Groza gab bei dieser Gelegenheit öffentlich zu, erst seit Kurzem davon Kenntnis zu haben, dass ungarischerseits seit acht Jahren am Projekt der Wiederherstellung der Maroschbrücke gearbeitet wird. Konkret: am heutigen Dienstag, um 10 Uhr, treffen sich die beiden Präsidenten der Landeskreise der Grenzregion, der Kreisratspräses von Temesch und jener von Csongrád, im Kastell von Großsanktnikolaus zu einer ersten offiziellen Gesprächsrunde zum Thema neue Maroschbrücke.
Der Honorarkonsul Ungarns in Temeswar, Péter Tamás, der im Radfahrerkostüm die Radlertour mitmachte, meinte in seiner kurzen Begrüßung, dass solche grenzüberschreitenden Touren – was im doppelten Sinn gemeint war: es nahmen Radler aus dem ganzen Banat, aber auch aus Ungarn teil – auf alle Fälle geeignet seien, „neue Brücken“ zu schlagen zwischen den beiden Ländern. Der Hauptorganisator der „Bartók-Fahrradtour“, der Großsanktnikolauser Apotheker Sándor Tamás, beschränkte sich auf eine ultrakurze Vorstellung seines Herzensanliegens, des organisierenden „Pro-Bartók“-Vereins, der auch namensgebend für die Tour war.
Dann folgte das, was einführend als „Ungeschicklichkeit“ des mitorganisierenden Kulturhauses bezeichnet wurde. Die gutgemeinten Vorstellungen der Trachten der Ethnien, die in Großsanktnikolaus leben - Ungarn, Serben, Bulgaren, Deutsche und Rumänen – waren nicht nur langatmig, sondern mit den vorgegebenen 15 Minuten auch viel zu lang, was letztendlich die ganze Tour zeitlich in Bedrängnis gebracht hätte: so packten sich zur vorgegebenen Aufbruchzeit – 16 Uhr – alle über hundert Radfahrer, stiegen in ihre Sättel und strampelten Richtung Altbeba und Ungarn.
Für den Höhepunkt des Nachmittags, das Konzert des aus Ungarn angereisten hervorragenden „Mentés Másként“-Trios (Tünde Fábri-Ivanovics - Gesang, Schlaginstrumente -, Géza Fábri - Koboz-Laute und klassische Gitarre - und Balázs Molnár - Dudelsack, diverse Hirten-Flöten) nur noch höchstens zwei Dutzend Zuschauer im Freilichttheater geblieben waren, die allerdings begeistert mitgingen, bei den vom aus Großsanktnikolaus stammenden Béla Bartók gesammelten Volksliedern stehend Beifall spendeten und mit Zugaben belohnt wurden. Etwas traurig meinte zum Schluss die Leadsängerin Tünde Fabri-Ivanovics: „Wir sehen uns bestimmt bei einer kommenden Gelegenheit wieder!“