Hermannstadt - Eine beeindruckende Feier zum Gedenken an den Dichter Georg Hoprich fand am Samstag in Thalheim/Daia statt. Die Veranstaltung wurde von der Evangelischen Akademie Siebenbürgen innerhalb der Reihe „Hermann`s literarisches Stadtcafé“ ausgerichtet und lockte ein auserlesenes Publikum an.
Anhänger seines Werks und Menschen, die ihn gekannt hatten, würdigten das Werk des tragisch Verstorbenen. Auch sein Bruder Hans und der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft aus Deutschland waren zugegen, ein Beweis dafür, dass Georg Hoprich nicht in Vergessenheit geraten soll. Aus diesem Anlass wurde an der Außenwand der Thalheimer Kirche eine Gedenktafel angebracht, in unmittelbarer Nähe der letzten Ruhestätte Hoprichs auf dem Dorffriedhof. Die Initiative, den bedeutenden Sohn Thalheims dem Vergessen zu entreißen, war vom Rostocker Pfarrer Jens Langer ausgegangen und hatte im Hermannstädter Schriftsteller Joachim Wittstock einen regen Mitstreiter gefunden. Da der neue Besitzer von Hoprichs Elternhaus das Anbringen einer Tafel abgelehnt hatte, wurde die evangelische Kirche als treffende Stelle gewählt.
Während der Gedenkfeier innerhalb der Kirche ergriffen prominente Gäste das Wort, die Hoprich gekannt oder kurz getroffen hatten. Alle äußerten ihre Betroffenheit über die menschliche Tragödie dieses begnadeten Dichters, dem die kommunistische Willkür den Lebensmut zerstört hatte und der keinen anderen Ausweg fand als den Freitod.
Pfarrer Hans Klein unterstrich die ungewöhnliche Sensibilität dieses Dichters, dessen Sprache uns zutiefst anrührt. Dechant Dietrich Galter fand, dass auch in Thalheim Zeichen gesetzt werden: Zeichen der Erinnerung an die Persönlichkeit Georg Hoprichs, der hier begraben liegt, aber auch Zeichen der Hoffnung, dass auch hier das Leben weitergeht. Im Pfarrhaus wurde eine Kinderstiftung untergebracht.
Prof. Gerhard Konnerth beeindruckte mit seinem gehaltvollen Bericht über Leben und Werk Hoprichs. Er hat den Thalheimer Bauernsohn als Kind und Erwachsenen erlebt und versuchte seine Betroffenheit durch Aussagen des Predigers Salomon zu belegen, denn „Jegliches hat seine Zeit und alles seine Stunde“. Der junge Dichter hatte alle Voraussetzungen, ein normales Leben zu führen, hätte nicht die Securitate „ein bitters Spiel“ mit ihm getrieben und seinen Lebensmut zerstört. Keiner konnte ihm helfen, er versuchte seine seelische Not in seinen Gedichten zu bekämpfen, denn die Dichtung war für ihn „die einzige Fluchtmöglichkeit aus der Bedrängnis“. Und konnte ihn bis zuletzt doch nicht retten, denn „nicht alle Schmerzen sind heilbar“ (Ricarda Huch). Er wählte den Freitod. Pfarrer Eginald Schlattner, ein Bruder im Leid mit ihm, hatte das erkannt, als er ihn zufällig auf einer Bahnfahrt traf: Die tiefe Niedergeschlagenheit eines Menschen, der mit der Vergangenheit nicht zurechtkommt. Er hatte versucht, ihn auf sich selbst zurückzuführen. Doch es war ihm nicht gegeben, ihn vor sich selbst zu bewahren. Der Freitod war der einzige Ausweg.
Inge Wittstock las anschließend den Brief vom Rostocker Pfarrer Jens Langer vor, der „den bleichen Sohn von Thalheim“ auf einer seiner zahlreichen Siebenbürgenfahrten entdeckt hatte und nicht mehr von ihm loskam. Er war der eigentliche Initiator dieser Veranstaltung, von Joachim Wittstock getreu begleitet. Dieser dankte im Anschluss allen, die mit Rat und Tat mitgeholfen hatten: so dem Schäßburger Künstler Wilhelm Fabini, der die Gedenktafel entworfen hatte, dem Hermannstädter Forum für die Finanzierung, dem Rothberger Bürgermeisteramt für die Unterstützung, der Burghüterin und vielen anderen. Der Bruder Hans Hoprich las zum Abschluss noch zwei Gedichte vor, die eine andere Seite des Dichters freilegten: die Liebe zu Frau und Kind, zur Familie. Alle leben in Deutschland. Danach wurde die Gedenktafel enthüllt.
Das kleine Thalheimer Kirchlein steht nicht einsam und verlassen da. Kinderlachen erklingt aus dem im Pfarrhaus untergebrachten Kinderheim „Steps of hope“ und macht den Ort lebendig; die Burghüterin Mariana Dan kümmert sich um Touristen und kann ihnen viel erzählen. Und sie vergisst ihn nie, den großen Sohn des Dorfes, dessen Gedenktafel nun an der Kirchenwand prangt!