Reschitza – Es gehört zwar zum Funktionieren der Reschitzaer Gerüchteküche, dass regelmäßig vor Schlüsseltagen – Weihnachten, Ostern, Jahreswechsel u.ä. – in der Öffentlichkeit von Massenentlassungen im Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR geredet wird. Das seit fünf Jahren insolvente Unternehmen, das noch rund 1400 Arbeitnehmer „beschäftigt“, war bis vor Kurzem der einzige Zulieferer des – ebenfalls insolventen – Energiegiganten „Hidroelectrica“. Seit auf Druck der EU auch Hidroelectrica seine Angebote ausschreiben muss, hat UCMR seinen Status verloren und muss, wie jeder andere Anbieter auf dem Markt auch, sich an Ausschreibungen beteiligen – deren Ausgang natürlich ungewiss ist.
Gegenwärtig sind, trotz klappriger Auftragslage, im Maschinenbauwerk 900 Arbeitnehmer tätig. Die anderen sind in sogenannter „technischer Arbeitslosigkeit“, bei 75-prozentiger Lohnfortzahlung. Ist jeweils ein Auftrag erledigt, geht wieder ein Teil der daran Beteiligten in „technische Arbeitslosigkeit“, kommen Aufträge, werden die so in Reserve Gehaltenen zurückgerufen und kriegen neben dem vollen Monatslohn auch noch Lebensmittel-Bezugsscheine für die gearbeiteten Tage.
Allerdings sind die Perspektiven, dass einerseits das Werk aus der Insolvenz herausgeführt werden kann und andererseits, dass die Arbeitnehmer durchgängig voll beschäftigt werden, eher düster, obwohl sich die Werksleitung zum gegenwärtigen Standpunkt hartnäckig weigert, irgendwelche Auskünfte zu erteilen bzw. die kursierenden Gerüchte über eine bevorstehende Massenentlassung von „mindestens 350 Arbeitnehmern“ zu kommentieren.
Noch aus dem Untersuchungsgefängnis schüren hingegen die beiden bereits rechtskräftig zu je fünf Jahren verurteilten Ex-Direktoren Chebu]iu und Preda die Gerüchte, laut denen nur sie das Werk und die Arbeitsplätze retten können. Das ist jedesmal ihr Hauptargument, wenn sie (gegen die weitere Strafuntersuchungen wegen „wissentlicher und willentlicher Entwertung des Unternehmens zwecks persönlicher Bereicherung“ laufen), auf ihren Antrag hin den Richtern vorgeführt werden, von denen sie Milderung der Haftbedingungen und Abbruch der Untersuchungshaft fordern. Momentan ist diese bis am 30. April verlängert worden.
Die gegenwärtigen Gerüchte sind verstärkt worden durch Meldungen aus dem Bereich der Werksabteilung für menschliche Ressourcen, von wo es sich wie ein Lauffeuer verbreitet hat, dass an Entlassungslisten für 350 Arbeitnehmer gearbeitet wird. Dem widersprechen nach wie vor die Lokal- und Parlamentspolitiker, die gebetsmühlenartig versichern, dass UCMR „gerettet“ wird, also die gegenwärtigen Arbeitsplätze (das sind rund zehn Prozent des Bestands von vor der Wende und etwa 40 Prozent des Bestands im Augenblick der – gescheiterten - Privatisierung durch die in der Schweiz registrierte INET AG) erhalten bleiben. Praktisch sollen in absehbarer Zeit nur die gegenwärtig 900 effektiv Tätigen im Werk angestellt bleiben, sickerte es aus der Abteilung für Human Ressources durch.
Sicher ist, dass das Risiko der Entlassungen seit mindestens fünf Jahren existiert, seit gerichtlich das Insolvenzverfahren bei UCMR eröffnet wurde. Und sicher ist auch, dass die Insolvenz von Hidroelectrica alle Rettungspläne durch Schaffung eines Unternehmenskonglomerats, in dem UCMR in Hidroelectrica, praktisch als dessen Instandhaltungsabteilung, aufgehen sollte, auf Eis gelegt, wenn nicht gar ‘sine die’ vertagt hat.