Hermannstadt - Mit einer stimmungsvollen und anrührenden Feier zum 120. Geburtstag von Grete Csaki-Copony endete am Mittwoch die Ausstellung „Siebenbürgische Künstlerinnen entdecken“. Sechs Wochen lang konnten Besucher im Hermannstädter Begegnungs- und Kulturzentrum Friedrich Teutsch eine Auswahl der Werke von 25 siebenbürgisch-sächsischen Künstlerinnen besichtigen. Eine der siebenbürgisch-sächsischen Malerinnen, deren Arbeiten in der Ausstellung zu sehen waren, ist die am 12. Oktober 1893 in Zernescht/Zărneşti geborene Grete Csaki-Copony. Von ihr hatten die Ausstellungsmacher Kohlezeichnungen, Pastelle, Ölbilder, Zeichnungen und einen Abguss des einzigen plastischen Werkes der Künstlerin präsentiert.
An das Leben und Schaffen von Csaki-Copony erinnerte ihr Enkel, der in Berlin lebende Architekt Konrad Möckel. Er lud eingangs ein, einen Filmbeitrag der Berliner Abendschau von 1983 aus Anlass des 90. Geburtstages der Künstlerin anzuschauen. Auch im hohen Alter und nach mehr als einem halben Jahrhundert in Deutschland hatte sie ihre siebenbürgische Heimat nicht vergessen, bekennt sie in dem Film. Seit 1934 in Stuttgart, weilt sie ab 1954 oft in Griechenland, wo Tochter und Schwiegersohn beruflich leben, später zieht sie nach Berlin. Ein gerührter Enkel beschrieb Csaki-Copony als lebensfrohe Frau, die den 18-jährigen Konrad fragte, ob er ihre mit 80 Jahren begonnenen poetischen Schreibversuche für gelungen halte.
Die positive Antwort ermutigte Csaki-Copony, weitere Gedichte zu schreiben. Einige dieser Texte konnten die rund 50 Besucher der Finissage in ausliegenden Heften nachlesen, manche auch anhören. Denn, sechs Gedichte hatte im Jahr 1983 der Musiker und Dirigent Carl Gorvin – in den 1930-er Jahren beim Landestheater in Hermannstadt/Sibiu tätig – vertont. Die Sopranistin Melinda Samson und Ursula Philippi am Klavier setzten mit ihren Einlagen sehr gekonnte Zwischentöne zwischen die Erinnerungen an Csaki-Copony. Philippi ihrerseits machte auf eine musikalische Note bei der Vertonung des Textes „Du bist noch nie an meinem Tisch gesessen“ aufmerksam. „Es ist etwas wirklich Bewegendes an diesem Stück“, meinte Philippi. Denn Gorvin – wie Csaki-Copony siebenbürgischer Auswanderer – vertonte den Text der Künstlerin auf der Melodie des siebenbürgisch-sächsischen Heimat-, Sehnsuchts- und Liebesliedes „Af deser Ierd“. Text und Melodie sprächen von der großen Sehnsucht nach Siebenbürgen, so Philippi, „und ich sehe vor mir die zwei alten Herrschaften, die anders als wir mehr als nur schöne Töne gehört und empfunden haben“.
Einen weiteren Akzent an diesem Nachmittag setzte der Hermannstädter Hora-Verlag. Dieser präsentierte das Buch „Kindersang. Neue Bilder zu alten Liedern“ von Csaki-Copony. Das Buch ist eine faksimilierte Neuauflage eines bereits 1920 erschienenen Bandes. Elisabeth Binder, die Leiterin des Landeskirchlichen Museums im Teutsch-Haus und Moderatorin des Nachmittags, dankte allen Leihgebern, die diese Ausstellung ermöglicht hatten. Sie erinnerte auch an Künstlerinnen, die nicht in das Programm aufgenommen werden konnten, beispielsweise Karin Maria Grau, Betty Schuller oder Lotte Goldschmied.