Hermannstadt - Rund hundert Siebenbürger Sachsen fanden sich am Samstag, den 6. August, in Michelsberg/Cisnădioara, anlässlich der dritten Auflage des Wettbewerbs der Siebenbürgisch-Sächsischen Mundart ein. Kein Heimattreffen, Gemeindefest oder Festival sollte es werden, sondern schlicht und einfach ein Treffen derjenigen, die in Siebenbürgen Sächsisch sprechen und oft keinen mehr um sich herum haben, um dieses täglich zu tun. Das Siebenbürgisch-Sächsische – auch jenseits von Sprache - sollte nicht die Ebene der Folklore einnehmen, sondern wollte für einen Tag gelebtes Volkstum sein, ein Schutzraum für diejenigen, die in dieser Minderheitenkultur leben. Der Einladung der Michelsberger Kirchengemeinde folgten Siebenbürger Sachsen von Rumes bis Tartlau/Prejmer, von Schäßburg/Sighişoara bis Thalheim/Deutschland.
Gemeinsam begann der Tag in der evangelischen Kirche mit einem Überblick über das diesjährige Thema „Geschichten, Mythen und Sagen“. Über die sächsische Identität - jenseits der Hauptsäulen der Sprache, des Glaubens und der Gemeinschaft - wurde anhand von volkskundlichen Elementen nachgedacht. Teil einer lebendigen Gemeinschaft zu sein, bedeutet nicht nur die gleiche Sprache zu sprechen und den gleichen Glauben zu haben, sondern auch Anteil zu haben an den Geschichten, Traditionen, Mythen und Bräuchen, die ein viel flüchtigerer Bestandteil der Kultur sind als Sprache oder Glaube. Wird der Glaube durch die Kirche, die Sprache durch die Schule und die Gemeinschaft durch Nachbarschaft oder Heimatortsgemeinschaft gestützt, so haben andere Identitätselemente diese Chance nicht. Aber genau diese machen den Unterschied aus. Neben dem Referenten und Moderator Dr. Stefan Cosoroabă kamen Vertreter aus Alzen/Alţâna, Abtsdorf/Apoş und Schlatt/Zlagna in der Kirche zu Wort, die die Hörer in die Geschichten und Legenden ihres Dorfes mit hineinnahmen. Danach gingen die Teilnehmer geschlossen auf den Pfarrhof und in einen zum Ausstellungsort umfunktionierten Saal, wo Prof. Friedrich Philippi in seine Ausstellung über Kuratoren einführte, Menschen, die Traditionsvermittler an ihren Wirkungsorten sind.
Anschließend brachte der Unterzeichner, am Akkordeon unterstützt von Rothraut Barth, den Anwesenden einen Volkstanz bei. Jung und Alt tanzten den „Siebenbürger Rheinländer“ begeistert unter dem Nussbaum. Es folgte danach der Sprachwettbewerb des Siebenbürgisch-Sächsischen, bei dem rund 25 Teilnehmer in drei Alterskategorien ihr Sprach- und Volkskundewissen unter Beweis stellten. Die diesmal recht schwierigen Fragen stellte die Sprachforscherin Dr. Sigrid Haldenwang. Vom „Schärhibeseken“ und dem sächsischen Alphabet war die Rede. Da man bei den Kindern (bis 14 Jahren) keinen enttäuschen wollte, ging der erste Platz gemeinsam an Jaqueline Guist, Helene Guib und Simon Tartler. Bei den Jugendlichen tat sich heuer Juliane Henning (Michelsberg) hervor und bei den Erwachsenen Emma Machat (Schäßburg). Gewinner waren aber alle, da Teilnehmer und Zuhörer vergessene Worte und Wendungen neu hörten. Nach dem Wettbewerb lud die Michelsberger Kirchengemeinde zu einem Mittagstisch in das Pfarrhaus ein und jeder suchte sich ein gemütliches Plätzchen im Haus oder Hof. Unter der Anleitung von Rosi Müller (Alzen) sang man anschließend Volkslieder und hörte den sächsisch vorgetragenen Geschichten von Karin Gündisch und Wilhelm Meitert zu. Der Tag klang rund um das Feuer aus, an dem Stockbrot gar wurde und Geschichten über die Truden aus Michelsberg wieder zu Leben erwachten.