Heimat von und in Bauten

Ausstellung zum Architekten Fritz Balthes (1882-1914) mit Rahmenprogramm

Gerhild Rudolf, die Leiterin des Friedrich-Teutsch-Hauses, sprach über den Architekten Fritz Balthes.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Die erste Begegnung zwischen Gerhild Rudolf, der Leiterin des Friedrich-Teutsch-Kultur- und Begegnungszentrums, mit dem Architekten Fritz Balthes erfolgte vor zehn Jahren zufällig in Heltau/Cisnădie.

Damals erfuhr sie, dass 1909 von ihm entworfene Arbeiten im Inneren der Kirche aber auch an der Kirchenburg durchgeführt worden sind. Anlässlich der 100 Jahre seit seinem Tod dokumentierte Rudolf nun das Leben und Wirken des Architekten, Stadtplaners, Kunsthistorikers sowie Denkmalschützers und erarbeitete eine Ausstellung, die Freitagmittag eröffnet wurde. Zustande kam die Exposition dank der Zusammenarbeit mit dem Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, dem Fotografen Stefan Jammer sowie den Architekten Hermann Balthes und Ioan Bucur, die den derzeitigen Zustand der Bauten dokumentiert haben. An die Begegnung vor zehn Jahren erinnert in der Ausstellung eine Kirchenbank aus Heltau, die Fritz Balthes entworfen hat.

Zu sehen sind in der Ausstellung mit dem Titel „Gebaute Heimat“ Fotos (mit Erklärungen dazu) von sehr bekannten Bauten, von denen nur Insider wissen, dass ihr Entwurf aus der Feder von Fritz Balthes stammt. Erwähnt sei „Der Stern“ (Gaststätte mit Hotel) in Schäßburg/Sighişoara oder das Gebäude des Stephan-Ludwig-Roth-Lyzeums in Mediasch. Gearbeitet hat Balthes sehr viel für die evangelische Kirche, zu sehen sind u. a. die Gebäude der evangelischen Volksschulen in Kleinschenk/Cincşor, Gürteln/Gusu, Braller/Bruiu, des Kindergartens in Agnetheln/Agnita, das Pfarrhaus in Neithausen/Netuş.

Zu seinen Bauplänen gehören solche für Wohnhäuser aber auch das Gebäude der Pfandbriefanstalt der Siebenbürgischen Sparkassa in Mediasch oder das Denkmal zum Andenken an die 1612 gefallenen 40 Studenten in Marienburg/Feldioara entstanden nach seiner Vision. Da er für die evangelische Kirche gearbeitet hat, sind viele der Baupläne aber auch Korrespondenz zum Beispiel mit Pfarrern, Abrechnungen usw. im Archiv erhalten – und in der Ausstellung zu sehen. Ergänzt wurden die hauseigenen Exponate durch Skizzenhefte von Fritz Balthes, die der Architekt Dr. Hermann Fabini als Leihgabe zur Verfügung stellte. Und er hat nicht bloß gezeichnet – u. a. eine Arbeiterwohnsiedlung „Neu-Tartlau“ (die nicht verwirklicht wurde) – sondern auch geschrieben und sich dabei zu Fragen der Denkmalpflege oder der baulichen Gestaltung geäußert.

All das in fünf Arbeitsjahren, denn er wurde nur 32 Jahre alt.  Fritz (Friedrich) Balthes wurde 1882 in Schäßburg geboren, wo er das evangelische Gymnasium absolviert hat. Ab 1900 studierte er an den Technischen Hochschulen in Berlin-Charlottenburg, München sowie Karlsruhe, an Letztgenannter erhielt er sein Ingenieursdiplom. 1909 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro in der Baiergasse in Schäßburg und entfaltete eine intensive Tätigkeit als Architekt, Bauleiter und Stadtplaner. Er starb 1914 unter ungeklärten Umständen in Serbien, wo er als k.u.k.-Leutnant in Reserve war.

Die Ausstellung im Terrassensaal des Teutsch-Hauses bleibt bis zum 6. Oktober geöffnet und kann von Montag bis Samstag (10 bis 17 Uhr) besichtigt werden. Im Rahmenprogramm steht eine Exkursion zu Gebäuden von Fritz Balthes im ländlichen Raum (27. Juni), ein Angebot für Schulkinder (19. August) und ein Frauenfrühstück mit Vortrag (26. August). Einen Fachvortrag bietet am 19. September Dr. Irmgard Sedler, die über den evangelischen Schulbau in Siebenbürgen sprechen wird. An Publikationen sind ein rumänischer Flyer anlässlich der „Hermannstädter Architekturtage“ im Herbst 2014 und ein deutschsprachiger wissenschaftlicher Band über Fritz Balthes im Jahr 2015 geplant.