Reschitza – Im Schlepptau der hochwallenden Euphorie rund um das 250. Gründungsjubiläum des industriellen Reschitza lancierte Bürgermeister Ioan Popa auch die Idee, den „alten Hochofen“ (in Wirklichkeit ist der Hochofen zu Beginn der 1960er Jahre nach russischen Vorbildern gebaut und in den Wendejahren 1988-1990 „modernisiert“ worden, um danach nie mehr angeblasen zu werden) aus dem Industriegeschehen „herauszunehmen“ und zur Touristenattraktion zu machen.
„Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, auch mit diesem Hochofen etwas anzufangen“, sagte Popa den Medien, „auch wenn die von TMK nicht sehr glücklich sind ob dieser Initiative. Aber schlussendlich ist es ein Denkmal der Geschichte, klassifiziert als Klasse A, und ich bezweifle, dass es irgendjemand gelingen wird, den Hochofen von dieser Denkmalliste zu deklassifizieren. Ich gehe eher davon aus, dass uns irgendwann Verständnis entgegengebracht wird. Dann müssten wir den Hochofen ein wenig aus der Industrietätigkeit aussondern und ihn besuchbar machen. Ich bin sicher, dass Romulus Ioan verstehen wird, dass dieses Industrieobjekt uns für die Stadt noch sehr viel Gutes bringen kann. Und es wird uns bestimmt gelingen, Lösungen für eine Zusammenarbeit zu finden.“
Zur Erinnerung: nachdem die Russen des Stahl- und Rohreherstellers TMK mit Sitz in Moskau vor 20 Jahren das dahinsiechende Reschitzaer Eisenverhüttungs- und Stahlwerk CSR übernommen hatten, rissen sie erst einmal einen der zwei Hochöfen ab und verschrotteten ihn, um Platz für eine Stranggussanlage zu schaffen, die sie an den vorhandenen neuen Stahlofen anbauten. Der vorgesehene Abriss des zweiten Hochofens wurde durch eine Bürgerinitiative gestoppt, hinter die sich die damalige Leiterin des Inspektorats für Kultur gestellt hatte, Dr. Ada-Mirela Cruceanu-Chisăliță, der es gelang, den Hochofen auf die Liste des schützenswerten Kulturerbes zu setzen (da-rauf bezieht sich Bürgermeister Popa mit der obenerwähnten „Klassifizierung/Deklassifizierung“). Seither ist – Gerüchten zufolge – vom Hochofen alles anderwärts Verwertbare ausgebaut worden (vor allem die Elektronik), aber es hat andrerseits keinerlei Initiative in Richtung der angepeilten touristischen Inwertsetzung gegeben, zumal der Hochofen auf dem Betriebsgelände des Stahlwerks TMK steht, also in jeder Hinsicht Privatbesitz ist.
Eine telefonische Nachfrage bei TMK-Direktor Romulus Ioan – dessen Hobby die Industriearchäologie ist und der einige Bücher zur Geschichte der Metallgewinnung im Südbanat und im Raum Hunedoara geschrieben hat – ergab, dass mit ihm zum Thema der touristischen Inwertsetzung des Hochofens seit Jahren niemand offiziell das Gespräch gesucht hat.