Temeswar (ADZ) Das Kunstmentoring-Programm und die Ausstellung „Post-Digital Intersections/Intersecting Realities“, sind seit gestern im [tefania Palace in der Temeswarer Fabrikstadt kennenzulernen. Heute Abend bietet die Österreichische Kuratorin Dr. Claudia Schnugg um 18.30 Uhr eine Führung an. Das österreichische Künstlerduo Anderwald+Grond ist mit einem Projekt vertreten, das unerwartete Perspektiven auf das positive Potenzial von eher unangenehmen menschlichen Zuständen wie Schwindel eröffnet. Das Programm „Post-Digital Intersections/Intersecting Realities“ wird vom Kulturverein Marginal in Partnerschaft mit führenden Kultur- und Bildungsorganisationen aus Rumänien, Frankreich, Polen, Portugal und Österreich (Universität für angewandte Kunst Wien, Ars Electronica Linz) im Rahmen von „Temeswar 2023 - Kulturhauptstadt Europas“ organisiert. Das Österreichische Kulturforum Bukarest unterstützt dieses Projekt im Rahmen der Initiativen „Zukunftskultur“ und „IMAGINE Dignity“ anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Abteilung für internationale kulturelle Angelegenheiten des österreichischen Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten.
Die Ausstellung „Intersecting Realities“ zielt darauf ab, den Nutzen des Dialogs zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie zu erforschen, um die Zukunft der Gesellschaften, in denen wir leben, zu gestalten, so die Kuratorin und der Kurator des Projekts, Claudia Schnugg (Österreich) und Andrei Tudose (Rumänien): „Der Kontext, an den sich die menschliche Gesellschaft anpassen muss, verändert sich rasant, mit dem durch die Digitalisierung ausgelösten Wandel der Sozial- und Arbeitsbedingungen und den Veränderungen in der natürlichen Umwelt aufgrund des Rückgangs der biologischen Vielfalt und der Klimakrise. Diese Veränderungen betreffen die Dinge, mit denen der einzelne und die Gesellschaft umzugehen gewohnt sind - und die Art und Weise, wie der menschliche Geist Informationen verarbeitet. Wir sind mit globalen Problemen konfrontiert, die vielfältige lokale Auswirkungen haben oder Auswirkungen von Veränderungen, die durch menschliches Handeln ausgelöst wurden und sich über Jahrzehnte hinweg vollziehen. Wie können wir die Konzepte hinter diesem Wandel verstehen? Und wie können wir ihre Ursachen und Auswirkungen zugänglich machen?“
„Intersecting Realities“lädt Künstlerinnen und Künstler ein, deren „Arbeit eine Rolle als Katalysator für den sozialen Wandel einnimmt, die einen offenen Raum für die kritische Diskussion unseres unmittelbaren Umfelds schaffen“ und deren Ansatz die Besucher dazu anregt, die Rolle des menschlichen Faktors in der natürlichen und sozialen Umwelt sowie die sich beschleunigende Entwicklung des technowissenschaftlichen Bereichs genauer zu untersuchen. Die in dieser Ausstellung vertretenen Künstler stellen überraschende Verbindungen zwischen ihren künstlerischen Forschungen und verschiedenen wissenschaftlichen Erkenntnissen her und laden das Publikum ein, sich an diesem Unterfangen zu beteiligen und es mit eigenen Ideen zu bereichern.
„Jeder der in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler - Anderwald+Grond (AT), Antoni Rayzhekov (BG/AT), Kasia Molga (UK), Marco Barotti (IT), Sabina Suru (RO), Theresa Schubert (DE) - bietet eine Vision eines bestimmten Aspekts des zeitgenössischen Lebens und eine Per-spektive, wie sich ihr eigener künstlerischer Weg und ihr Medium mit diesem Ausschnitt der Realität überschneiden“, fügen die Kuratoren hinzu.
„Die Installation On Dizziness des Duos Anderwald+Grond verbindet künstlerische und wissenschaftliche Forschungsprozesse und lädt das Publikum ein, zu erleben, wie die beiden Künstler den Schwindel als kreativen Prozess erforschen. Die Installation zeigt Elemente der künstlerischen Forschung der Künstler und des laufenden Austauschs mit Wissenschaftlern. Durch die Verflechtung des klangbasierten Stücks mit taktilen, visuellen und leuchtenden Elementen begibt sich das Publikum in den instabilen Raum des Schwindels, der ihm neue Wege zur Verknüpfung von Ideen eröffnet und es gleichzeitig zu Beobachtern und Erforschern dieses kreativen Raums macht“, so die Organisatoren. Das österreichische Duo wird bei „Intersecting Realities“ von dem in Wien lebenden bulgarischen Künstler Antoni Rayzhekov unterstützt. Er bezieht das Publikum aktiv ein, „um oft nicht greifbare Aspekte unserer digitalisierten Realitäten darzustellen. The Distance between Us is Music ist eine oktaphonische Klanginstallation, die darauf abzielt, die Grenzen zwischen Schöpfer und Publikum zu verwischen, um in einer künstlerischen Arbeit, die auf wissenschaftlicher Forschung basiert, einen Sinn für unsere direkte Verbindung zur virtuellen Welt zu finden“.
Neben den Installationen der Künstler macht die Ausstellung mit dem Kurzfilmprogramm „Welcome to Planet B“ des „Ars Electronica Animation Festival 2022 on Tour“ auf das immer trickreichere Spiel des Menschen mit der Umwelt aufmerksam. Die Auswahl präsentiert zum ersten Mal in Temeswar die neuesten und mutigsten elektronischen Animationsfilme zu aktuellen Themen, die im vergangenen Jahr von dem berühmten Linzer Kulturzentrum ausgezeichnet wurden. Das Programm „Post-Digital Intersections“ ist ein Projekt der künstlerischen Betreuung und kulturellen Vermittlung, das die Ausstellung in Temeswar zum Ausgangspunkt hat.
Ausgehend von den Ansätzen der nach Temeswar eingeladenen Künstler unterstützt das Projekt die künstlerische Produktion von sechs Studenten aus dieser Stadt, die mit internationalen und nationalen Mentoren zusammenarbeiten werden, sowie von sechs Masterstudenten des Exzellenzzentrums für Bildstudien in Bukarest, um Kunstwerke und künstlerische Forschung zu entwickeln und zu produzieren bzw. eine gemeinsame Ausstellung (Dezember 2023) zu organisieren.