Jugendliche Mitstreiter der Demokratie

Landesfinale von „Jugend debattiert“ in Kronstadt

Paula, Irina, Alessia und Kyra bei der Finaldebatte in Kronstadt. Foto: Ralf Sudrigian

Kronstadt – Der von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und von der deutschen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) organisierte Wettbewerb „Jugend debattiert“ ermittelte seine Sieger in dem Landesfinale, das am 30. Mai beim Sitz des Kronstädter Rektorats stattfand. Am Vortag fanden die Halbfinale statt, für die sich die besten Acht im gemeinsam mit der Landesvorentscheidung für Bulgarien abgehaltenen Wettbewerb in Russe qualifizieren konnte (die ADZ berichtete). Fürs Finale qualifiziert hatten sich: Paula Arieșanu (Nationalkolleg „George Coșbuc“ Klausenburg/Cluj), Irina Bica (Nationalkolleg „Dr. Ioan Meșota“, Kronstadt/Brașov), Alessia Nicolaie (Nationalkolleg „Elena Cuza“, Craiova) und Kyra-Alexia Beldean (Theoretisches Lyzeum „Adam Müller Guttenbrunn“, Arad).
Nach einer spannenden Debatte vor einem zahlreichen Publikum, in dem ihre Altersgenossen die Mehrheit stellten und nachdem die Jury in einem Nebenraum sich die notwendige Zeit für ihre Entscheidung genommen hatte, stand dann auch die Rangliste nach der Endrunde fest: es siegte Paula Arie{anu vor Alessia Nicolaie, Kyra Beldean und Irina Bica. Paula und Alessia werden Rumänien im Herbst in Berlin bei dem Finale von „Jugend debattiert international“ vertreten.

Gewinner seien aber alle Beteiligten, hieß es in den Ansprachen und Grußworten seitens der Veranstalter und der eingeladenen Gästen. Das ZfA war vertreten durch Lisa Festling, Landeskoordinatorin in Rumänien für „Jugend debattiert“, von den ZfA-Fachberaterinnen für Rumänien Annette Richter-Judt und Sabine Maya Schlattner, von Fachberater Bernd Buchholz (Sofia), von dem ZfA-Fachschaftsberater in Kronstadt, Jürgen Burkert. Aus Deutschland eingeladen war Jörg Kassner, ZfA-Experte für pädagogisches Qualitätsmanagement. Ansprachen hielten Jörg Kassner, Alexandra Tudor, Vizepräsidentin des Deutschlehrerverbandes in Rumänien, und Olivia Grigoriu, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt. Unterstrichen wurde die Bedeutung der Debatte als ein Grundelement der Demokratie und wie wichtig es sei, die dafür notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse zu erlernen. Wenn das noch in einer Fremdsprache geschieht, sei es umso bemerkenswerter.

Alle vier Teilnehmerinnen an der Endrunde hatten sich gut vorbereitet und ihre Argumente und Gegenfragen, gemäß den vorgegebenen Regeln und Zeiten und der ausgelosten Position (Pro oder Kontra) vorgestellt. Es ging um ein aktuelles Thema und zwar, ob die Verbreitung von Fake News strafrechtlich geahndet werden sollte oder nicht. Abschließend wurde auch das Publikum in die Debatte einbezogen, indem mit dem Hochheben von Pro- oder Contra-Kärtchen abgestimmt wurde, welche Position man bevorzuge. Der Großteil sprach sich, wie erwartet, für eine Bestrafung der Verbreitung von Fake News aus. Selbst die beiden Finalistinnen, die die Kontra-Meinung vertraten, taten das eigentlich gegen ihre eigene Meinung, gaben sie zu, nachdem die Jury-Mitglieder ihre Bewertungen und Tipps für jede der Teilnehmerinnen geäußert hatten.

Das zeugte seinerseits von einer weiteren Voraussetzung, um eine Debatte fair und überzeugend führen zu können – und zwar die Fähigkeit zuzuhören und die Bereitschaft, sich in die Denkweise des Opponenten zu versetzen, um dessen Argumente besser zu verstehen (und ruhig und wohlüberlegt zu widersprechen oder zu relativieren). Hinzu kommen noch weitere Voraussetzungen, die auch in Kronstadt genannt wurden: die Bestrebung, die eigenen Deutschkenntnisse zu verbessern; den Mut, sich vor dem Publik zur Debatte zu stellen und dabei Emotionen und sogar Gestik unter Kontrolle zu halten; die Bereitschaft, Zeit und Energie zu finden für Recherche und Vorbereitung der Debatte. Das alles lohne sich, weil man viel dazulerne, sich selber besser verstehe aber auch neue Freundschaften schließe, schlussfolgerten die Endrundenteilnehmerinnen.

„Demokratie sucht Mitstreiter“ konnte man auf einem der Roll-ups auf der Bühne lesen. Mit „Jugend debattiert“ haben die Veranstalter einen interessanten und interaktiven Weg gewählt, diese Mitstreiter unter den Jugendlichen auch zu finden.