Keine Lösung in Aussicht

Lenau-Schule: Treffen der Eltern mit Schulleitung, Schulaufsichtsbehörde und Rathaus gescheitert

In der „kleinen“ Lenau-Schule am Temeswarer Domplatz/Pia]a Unirii sollen ab Herbst drei der bisher fünf vorgesehenen Klassen für Schulanfänger untergebracht werden. Die anderen beiden Klassen werden im Erdgeschoss der ehemaligen Mincul-Schule (Ghe.-Laz˛r-Str., gegenüber von dem Finanzamt) untergebracht. Foto: Raluca Nelepcu

Temeswar – Eltern, deren Kinder beim Test zur Aufnahme an die Nikolaus-Lenau-Schule für die Vorbereitungsklasse zu wenig Punkte bekommen haben, warten weiterhin auf eine Lösung, um ihre Kinder dort einschulen zu können, wo sie in Deutsch als Muttersprache unterrichtet werden könnten. Die Schulaufsichtsbehörde hatte zu einer Sitzung Eltern und weitere Petitionäre, Schulleitung der Nikolaus-Lenau-Schule und Vertreter des Rathauses am Mittwochnachmittag einberufen. Die Schulleitung besteht auf ihrem Standpunkt, weder über die Räumlichkeiten noch über das Personal zu verfügen, um eine zusätzliche Vorschulklasse nebst den fünf anderen einzurichten. Den Eltern bleibt ohne zusätzliche Plätze in den bestehenden Klassen nur die Möglichkeit, ihre Kinder auf rumänischsprachige Schulen zu schicken, zumal die Anmeldephase für Vorschulkinder im deutschsprachigen Ausland, laut Aussage eines Elternsprechers, schon abgelaufen sei. Der Abgeordnete des DFDR, Ovidiu Ganț, besteht darauf, dass es zur Aufgabe der Schulbehörde gehöre, den Kindern das Recht zu gewähren, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden. Er selbst habe Gespräche mit dem Kabinett der Ressortministerin sowie mit den Minderheitenbeauftragten im Bildungsministerium geführt. Die Ursache der Situation sei „hausgemacht“ unterstreicht der DFDR-Abgeordnete, zumal die Temescher Schulaufsichtsbehörde in Temeswarer Kindergärten knapp 300 Plätze mit deutschsprachigem Unterricht bewilligt habe. Diese stünden in keinem Verhältnis zu den 110 Vorschulplätzen mit Deutsch als Muttersprache (DaM) an der Lenau-Schule und den 22 im DaM-Klassenzug am Banater Nationalkolleg.

In einem internen Treffen der Generalschulinspektorin Aura Danielescu mit der Schulleitung und den Eltern soll diese einem Elternpaar aus Deutschland, das nach Rumänien gezogen ist und deren Kind des Rumänischen noch nicht mächtig ist, sogar zugemutet haben, es in die rumänische Schule einzuschreiben. Alexander Hubert, der Sprecher einer 22-köpfigen Elterngruppe, die eine Petition zur Einrichtung einer zusätzlichen Vorbereitungsklasse an der Nikolaus-Lenau-Schule aufgestellt und an die Schulleitung, das Schulamt und das Bildungsministerium geschickt hatte, samt eines Schreibens seitens des Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Dr. Ioan Fernbach, (die Banater Zeitung berichtete) ging tiefst enttäuscht aus dem jüngsten Treffen heraus: „Ich bin sehr erbittert darüber, was ich am Mittwoch in der Schulaufsichtsbehörde erleben musste. Man hat uns sehr erniedrigend angefahren, uns als Streitsuchende abgestempelt, wobei wir nur unser gutes Recht fordern und auch finden, dass es eine Diskriminierung ist, wenn Kinder, die aus Deutschland kommen, den Platz per Gesetz zugesichert bekommen, wir jedoch, die hier Steuern bezahlen und unsere Kinder im deutschsprachigen Kindergarten bisher unterrichten und erziehen haben lassen, wohl unerwünscht sind. Am Ende, als sie sah, dass sie niemanden überzeugen konnte, wurde Frau Danielescu wütend und sagte uns, dass sie gemeint hätte, man hätte doch verstanden, dass dies nicht möglich sei und dass die Situation in der nächsten Verwaltungsratssitzung der Schulbehörde besprochen werden würde, dass wir aber keine Lösung erwarten dürften.“ Die Generalschulinspektorin soll sich zudem darüber erbost gezeigt haben, dass die Petition und auch andere Beschlüsse, die die aktuelle Lage schildern, seitens Alexander Hubert an bundesdeutsche diplomatische Vertretungen in Rumänien, den Deutschsprachigen Wirtschaftsclub Banat und die Leitungsgremien des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat und in Rumänien geschickt wurden. Trotzdem fühlen sich die Eltern allein gelassen. In der offiziellen Einladung beteuerte Danielescu noch: „Wie immer geht die Schulaufsichtsbehörde des Kreises Temesch auf die Bedürfnisse der Schüler und der lokalen Gemeinschaft ein und unterstützt sowohl die Schüler als auch die Bildungseinrichtungen des Kreises bei der Suche nach den besten Lösungen, um einen gleichberechtigten Zugang zur Bildung für alle Schüler zu gewährleisten. Wir bestehen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Schülern, ihren Eltern, den Minderheitenorganisationen, den Bildungseinrichtungen im Kreis und in den territorialen Verwaltungseinheiten, um allen Schülern einen gleichberechtigten Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang freuen wir uns auf Ihre aktive Teilnahme an diesem Treffen, um optimale Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden, damit die Generation der Kinder, die in der Vorschule die deutsche Abteilung besucht haben und die Voraussetzungen für die Einschreibung in die voruniversitäre Bildung erfüllen, gleichberechtigt in die deutschsprachigen Vorbereitungsklassen aufgenommen werden kann.“ Der Ton bei der Sitzung änderte sich schroff, als herauskam, dass zwei Angestellte der Banater Zeitung, auf Einladung von Hubert zugegen waren, um über die Lage zu berichten, zumal nicht alle Teilnehmer informiert worden waren, dass Presse anwesend sei.

Die Schulleitung bleibt fest auf ihrem Standpunkt, der mit der Lehrerschaft infolge einer Verwaltungsratssitzung gemeinsam formuliert wurde, dass es weder die räumlichen noch die personellen Ressourcen an der Schule gäbe, um dem Wunsch nach einer zusätzlichen Klasse nachzukommen. Auch hätten vehementere Schreiben und sogar Drohungen die Lehrerschaft dazu bewogen, es künftig nicht mit solchen Eltern zu tun haben wollen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt: Die Diskussion rund um den prekären Zustand der Klassenzimmer in der sogenannten kleinen Lenau-Schule (ein Gebäude, das die Römisch-Katholische Kirche zur Miete bereitstellt) hat ein Versprechen für Sanierungsarbeiten in diesem Sommer seitens der Stadt gebracht.