Hermannstadt - Der Internationale ISO-Kongress findet alle zwei Jahre in einem anderen Land der Welt statt, in der Zeitspanne 7. bis 14. September wird er erstmals in Rumänien ausgetragen. ISO bedeutet International Society of Organbuilders, d. h. Internationale Gesellschaft der Orgelbauer, gegründet wurde diese 1957 in Amsterdam als professionelle Vereinigung der internationalen Orgelbauer mit dem Ziel, in gegenseitigem Respekt Fachwissen zu fördern und Informationen auszutauschen.
Heute gehören über 300 Orgelbaubetriebe in 36 Ländern aus aller Welt zu den Mitgliedern der ISO, deren heutige Aufgabe darin besteht, dieses oft Jahrhunderte alte Kulturgut zu pflegen oder durch Restauration der Nachwelt zu erhalten. Präsident der Vereinigung ist John Mander aus London. Die rund hundert Kongressteilnehmer werden ein dichtes Programm absolvieren, das sie an historisch interessante Instrumente in Hermannstadt/Sibiu und Umgebung, Mediasch, Birthälm/Biertan, Schäßburg/Sighişoara, das Haferland in der Gegend von Reps/Rupea, Kronstadt/Braşov und Umgebung sowie Bukarest führt. Das Vorbereitungsteam unter der Leitung von Orgelbaumeister Ferdinand Stemmer aus Honigberg/Hărman hat sich bemüht, einen objektiven Einblick in die Orgellandschaft Transsylvanien zu ermöglichen und die Welt der leider oftmals hochgefährdeten siebenbürgischen Orgeln in ihrem touristisch reizvollen Ambiente zu präsentieren.
Die Kongressteilnehmer aus aller Welt treffen am Sonntag in Hermannstadt ein, wo Ursula Philippi ihnen die Kirchen dreier Konfessionen in der Fleischergasse/Str. Mitrolpoliei vorstellt bzw. die darin stehenden Orgeln. Es handelt sich um die Carl-Hesse-Orgel (1860) in der katholischen Dreifaltigkeitskirche sowie die Sauer/Walcker-Orgel (1926) und die Orgel aus Kriegsdorf/Hadad (1866) in der evangelischen Johanniskirche, dazwi-schen wird ein Kirchgang in die orthodoxe Kathedrale getan.
Am Montag steht die Besichtigung der Kirchenburg in Großau/Cristian und der dortigen unrestaurierten Johannes-Hahn-Orgel (1775) am Programm. Danach wird die Melchior-Achxs-Orgel (1792) in Hammersdorf/Gu{teri]a gehört und untersucht, die kürzlich mit Hilfe von Lehrlingen einiger ausländischer Orgelbauer sowie Meister Gunther Böhme restauriert worden ist. Nach dem Mittagessen im Festsaal der ehemaligen Hammersdorfer Schule erfolgt die Weiterfahrt nach Heltau/Cisnădie, wo die Wegenstein-Orgel (1944) und das Instrument von Johannes Hahn jun. (1793) aber auch die eindrucksvolle Kirchenburg besichtigt werden. Im weiteren Verlauf des Nachmittags wird in Michelsberg/Cisnădie in der barocken Dorfkirche die Orgel anonymer Meister vorgestellt, wonach die Kongressteilnehmer mit Kaffee und selbstgebackenem Hanklich von Familie Henning beköstigt werden und der Hermannstädter Orgelbauer Hermann Binder einen Vortrag hält.
Am Dienstag geht die Fahrt nach Mediasch weiter, wo man das Kirchenkastell besichtigen und wo der Klausenburger Organist Erich Türk die Orgel Johannes Hahn (1755) präsentieren wird. Es folgen die Carl-Hesse-Orgel (1869) in Birthälm bzw. die Besichtigung der gotischen Kirche in Reichesdorf/Richiş geführt von Kurator Johann Schaas. Für 19 Uhr ist ein Orgelkonzert an der Carl-Schneider-Orgel (1858) in der Schäßburger Bergkirche geplant. Für den 10. September sind das Besichtigen der Kirchenburg und der unrestaurierten Samuel-Maetz-Orgel (1824) in Arkeden/Archita und sodann der Johann-Thois-Orgel (1813) in Deutsch-Kreuz/Criţ vorgesehen. Am frühen Nachmittag sollen die Orgelbauer in Deutsch-Weißkirch/Viscri eintreffen, wo sie die Wehrkirche und die Johann-Thois-Orgel (1817) besichtigen. Am nächsten Tag werden Eckart und Steffen Schlandt die vier Orgeln in der Schwarzen Kirche präsentieren und zwar jene von Carl August Buchholz (1839), die Carl-Hesse-Orgel, die aus Passbusch/Posmuş stammt, die Repser Orgel (von ca. 1699) und die Orgel aus Hanbach/Hamba von Wilhelm und Friedrich Maetz (1837). Geplant ist sodann ein Konzert des Jugendbachchores, wonach die Kongressteilnehmer nach Honigberg/Hărman fahren, um die dortige Orgelwerkstatt aber auch die Kirchenburg und die Johannes-Prause-Orgel (1799) zu besichtigen. Abends wird anhand eines Filmes die Wiedergeburt einer barocken Orgel vorgestellt, welche die Michael-Schmidt-Stiftung finanziert hat.
Am Freitagvormittag erfolgt die Präsentation der Johannes-Prause-Orgel (1781). Für den Nachmittag stehen der Besuch von Schloss Peleş in Sinaia am Programm, wonach Richtung Bukarest gereist wird. In der Hauptstadt werden die C.L. Wegenstein-Orgel (1929) in der römisch-katholischen Sf. Iosif-Kathedrale, die Johannes-Prause-Orgel (1796) und das von Walcker E.F. & CO. 1912, Opus 1708 gebaute (unspielbare) Instrument in der evangelischen Kirche aber auch das neue 2-manualige, in der Lehrwerkstatt in Honigberg gebaute Instrument an der Musikakademie und die Oscar-Walcker-Orgel (1939) im Athenäum präsentiert. Begrüßt werden die Orgelbauer am Samstagabend vom Schweizer Botschafter Jean-Hubert Lebet.