Stanislau - Sooft in den vergangenen drei Jahrzehnten während der Gedenkveranstaltungen in Rumänien in den Medien und auch in den Büchern das Thema der Russlanddeportation erörtert wurde, erwähnte man die Gemeinde Stanislau/Sanislău als eine Ausnahme, was die Anzahl und die Volkszugehörigkeit der Verschleppten anbelangt. Neben den Einwohnern deutscher Volkszugehörigkeit wurden nämlich mehr als 150 junge Leute der rumänischen und ungarischen Bevölkerung des Dorfes ausgehoben und in die Arbeitslager der ehemaligen Sowjetunion verschleppt. So gibt es seit Jahren, nachdem das Denkmal im Park des Dorfzentrums aufgestellt worden war, an einem Sonntag des Monats Januar ein gemeinsames Gedenken hier an die mehr als 400 Opfer der vor 76 Jahren stattgefundenen Deportation.
So war es auch heuer am 17. Januar, als in der katholischen, orthodoxen und reformierten Kirche die Gottesdienste zum Andenken an die vielen Opfer der Verschleppungen zelebriert wurden. Um 11 Uhr versammelten sich vor dem Denkmal trotz großer Kälte sehr viele Gläubige der drei Kirchen mit den Seelsorgern an der Spitze. Es folgten nach-einander kurze Gedenkreden, gemeinsame Gebete – geleitet von István Papellás, römisch-katholischer Pfarrer, Radu Man, orthodoxer Pfarrer und Árpád Balla, reformierter Seelsorger – und auch Lieder über die Deportation in Darbietung der Kirchenchöre. Ein Gedicht erweckte tiefe Emotionen, das von István Papellas, Pfarrer der römisch-katholischen Kirche vorgetragen wurde. Am Ende der Zeremonie legten die Vertreter der drei Kirchengemeinden, Bürgermeister Zoltan Kardosi und Stefan Krämer seitens des Bürgermeisteramtes und Johann Forstenheizler, Ehrenvorsitzender des Kreisforums Sathmar, seitens des DFD Kreis Sathmar Kränze am Denkmal nieder. Auch zahlreiche Gläubige brachten Blumensträuße zur Erinnerung an die Opfer ihrer Familien.
Von den überlebenden Opfern war leider keiner mehr anwesend, keiner von den 418 Verschleppten, denn die letzte von ihnen ist vor Kurzem von uns gegangen. Die Namen sind und bleiben noch für lange Zeit ins Denkmal eingraviert als Erinnerung und auch als eine Art Warnung für die Nachkommen und die kommenden Generationen.