Reschitza - Dreimal täglich passieren Lastzüge voller Schrott das Reschitzaer Stadtzentrum auf der Werkbahn in Richtung Stahlwerk TMK, jede Lok zieht 8 bis 10 Waggons nach sich. Und dreimal täglich fahren dann die leeren Züge zurück zu den Schrotthändlern. Doch das gutgehende Stahlwerk braucht mehr Schrott und deshalb donnern Tag und Nacht vollbeladene Lkw, die meisten mit Anhängern, durch die Stadt und karren von den Schrotthändlern aus ganz Rumänien den Rohstoff für die Rohreproduktion der russischen Besitzer heran. Da die Bezahlung der Lkw-Fahrer nach durchgeführten Transporten geschieht, schont keiner sein Fahrzeug.
Vor dem Werkeingang hat TMK die Mihai Viteazu-Straße mittels Zaun geteilt (der abgeteilte Teil gehört laut Grundbuch dem Werk) und reiht diese Lkw in eine Warteschlange ein, die sich, bei entsprechend hoher Abgasentwicklung, schwerfällig auf den Werkeingang zuschiebt, entlang eines privaten Kindergartens und des „Diaconovici-Tietz“-Lyzeums, um die TMK-Tore dann entlang der Straße bei der römisch-katholischen „Maria-Schnee“-Kirche zu verlassen. Lärm, jede Menge Abgase und ganz viele Löcher im Asphalt der Reschitzaer Hauptstraßen sind der Preis des Stahl- und Pipelinebooms, den (auch) Reschitza bedient.
Wenn tatsächlich bald der Bau der Nabucco-Pipeline beginnen sollte – unlängst entschied das Reschitzaer Museum des Banater Montangebiets den Auftrag für sich, die archäologische Sicherung der 120 Kilometer langen Trassenführung von „Nabucco“ durch das Banater Bergland zu bewerkstelligen –, wird TMK noch mehr Stahl für das Rohrewalzen produzieren müssen. Zu welchem Preis für die Stadt?
Bürgermeister Mihai Stepanescu lud dieser Tage Vertreter des Stahlwerks TMK, der Verkehrs-. Munizipal- und Kommunalpolizei zu einer Beratung, auf welcher er einleitend seine Besorgnis über die Entwicklung des Schwerlasterverkehrs aus Richtung Temeswar und Karansebesch bis knapp jenseits der Stadtmitte, zum Stahlwerk TMK, ausdrückte. An der Beratung nahmen auch die Leiter der städtischen Büros für Investment und Öffentliche Ankäufe, für EU-Projekte und Internationale Beziehungen teil sowie des Büros für Stadtbewirtschaftung und Umweltfragen.
In erster Linie empfahlen die Vertreter der Stadt und der Polizei dem Stahlwerk TMK, seine Transporte künftig überwiegend mit der Eisenbahn abzuwickeln und den Sektor der Abwicklungen der Rohstoffübernahme von der Eisenbahn zu optimieren – wenn er denn je mehr vom Schrottbedarf abnehmen soll. Die Polizei findet als beste Lösung, um den Schwerlasterverkehr (der sich zunehmend auch zu einer Behinderung des allgemeinen Verkehrs in der Talstadt entwickelt) von den Straßen der Stadt zu bannen, die Begrenzung der Höchstzulademasse der Fahrzeuge.
Diese sei auszuschildern und dann entsprechend streng – und mit Ahndung durch Geldstrafen – die Einhaltung der Obergrenzen zu kontrollieren. Auch sei eine Verlegung der Waagen für die Lkw zielführend, denn gegenwärtig muss jedes Fahrzeug das zentrale Werktor zu diesem Zweck passieren. Nicht zuletzt wurde aber auf der Beratung auch der Wunsch von TMK protokolliert, dass die Stadt eine Alternativroute für die Schwerlaster schaffen soll, denn schließlich riskiere man unter Umständen, was die russischen Besitzer von TMK von Moskau aus schon länger (leidlich erpresserisch) angedroht haben: dass das Reschitzaer Stahlwerk TMK – immerhin noch der Arbeitsplatz von rund 900 Arbeitnehmen – einfach nach Slatina, neben das Rohrewalzwerk des selben Konzerns, versetzt wird. Ein Grundstück für diesen Zweck habe man eh schon seit einigen Jahren erworben.
Die Beratung fasste weder konkrete Beschlüsse, noch entschied sie über sonstwas Verpflichtendes.