Hermannstadt – Der Erwartung seines breiten Publikums zum Trotz hat das Brukenthalmuseum sich Samstagabend, am 14. Mai, der Langen Nacht der Museen verwehrt. Seit Jahren habe es seine Türen nicht mehr für sie geöffnet, weil der Internationale Tag der Museen, der unter der Schirmherrschaft der UNESCO steht, auf den 18. Mai fällt, führte Prof. Dr. Sabin Adrian Luca als Motiv für die unpopuläre Entscheidung an, keine der in ihrer Gesamtheit von ihm verantworteten Galerien und Teilgebäude bis zu später Abendstunde offen halten zu lassen. Dass zudem am besagten Mittwoch, dem 18. Mai, allein die Abteilung für Geschichte im Altemberger-Haus gratis besucht werden konnte, sieht dem eigentlichen Beruf des Direktoren am Brukenthalmuseum ähnlich, der im April 2006 als Historiker und Archäologe mit seinem öffentlichen Chefamt im Barockpalais auf dem Großen Ring/Piața Mare betraut wurde und zu gegebenem Zeitpunkt ebenso wieder aus ihm entlassen werden wird.
Aber auch ohne die Option zu kostenlosem Museumseintritt wurde dem Stammpublikum und Freunden des Brukenthalmuseums, das bekanntlich personell unterbesetzt ist und laut Prof. Dr. Luca in den letzten vier Jahren Arbeitnehmer an die Rente oder gar in den Tod verloren hat sowie keine Neuanstellungen vornehmen konnte, am Samstag Mitte Mai etwas sehr Außergewöhnliches geschenkt. Für Freiberufler Claudiu Guraliuc aus Klausenburg/Cluj-Napoca, der seinen Lebensunterhalt bis zum Ausbruch der Covid-Pandemie als vielbeschäftigter Fotograf der künstlerischen und preislichen Extra-Klasse auf Hochzeiten und Porträt-Sitzungen bestritten hat, waren die mehr als zwei Jahre Zeit seit der nationalen Erstausrufung des viral bedingten Notstandes im März 2020 ein unverhofft weit nach außen und zugleich innen geöffnetes Fenster „auf der Suche nach den alten Meistern.“ So zahlreiche mit teuren Spiegelreflexkameras operierende Museumsgänger wie am genannten Samstagmittag in der Etage des Blauen Hauses zur Eröffnung der Foto-Ausstellung „În căutarea vechilor maeștri“ bekommt das Brukenthalmuseum selten auf einmal unter sein Dach. Rentner, Sammler, Fotograf und Wahl-Hermannstädter Louis Guermond sieht in den Studio-Bildern von Claudiu Guraliuc schlichtweg „das Beste von allem der letzten zwanzig Jahre“ an Ort und Stelle.
Tritt man den vollendeten Aktfotografien von Claudiu Guraliuc mit einem allzu prüden Wahrnehmungsfilter protestantischer Prägung entgegen, kann sie einen mitunter abstoßen statt künstlerisch in die Fänge nehmen, die Nacktheit der Einzel- und Gruppenporträts aus der ideellen, technischen und digital krönenden Werkstatt jenes bis zum 19. Juni im Blauen Haus exponierenden Ausnahmekönners der Szene, der Zeugnisse der Master Photographers Association in the UK und der Royal Photographic Society of Great Britain führt. Die Messlatte des künstlerischen Unterfangens hinter all den Fotos seiner unnachahmlichen Ausstellung liegt nirgendwo sonst als im Barock der Gegenreformation, die zu ihrer Zeit das üppige Malen inspirierte. Intimes nicht freilegend, doch feinst betörend nehmen sich die Fotos von Guraliuc aus, seien es im Studio gestellte Bilder alttestamentarischer Personen wie Adam und Eva sowie Kain und Abel, oder Charakterfiguren wie Othello und Desdemona.
Daran, dass in der neuesten Ausstellung von Claudiu Guraliuc das Malerische und das Fotografische regelrecht unmerklich ineinander überfließen, besteht nicht der geringste Zweifel. Branchenikone Dr. [tefan Dorel G˛ina Gerendi, aus Großwardein/Oradea stammend und emeritierter Professor an der Universität für Kunst und Design Klausenburg (UAD), ist ihm schon zweimal gerne geduldig Modell gesessen und bestätigt Claudiu Guraliuc den ausgefeilten Riecher eines „kulturellen Pilgers“, der genau das tut und beherrscht, was William Shakespeare seit jeher im Theater vollbringt, und ein Licht zu bilden vermag, wie es selbst Großmeister vom Rang und Namen eines Rembrandt oder Caravaggio nicht hinbekamen. Seine Fotos „auf der Suche nach den alten Meistern“ wären das Ergebnis einer „egoistischen“ Arbeit, erklärte der auf dem internationalen Parkett vielfach ausgezeichnete Meister seiner Berufung aus Klausenburg. „Wenn man sich vornimmt, zu erzielen, was dem Publikum gefällt, ist das der erste Schritt zum Unernst.“