„Menschen. Zu verkaufen“ in der Redoute

Kronstadt - Am Samstag, dem 1. Juli, gastiert das Deutsche Staatstheater Temeswar mit einer sehenswerten Produktion in der Kronstädter Redoute. Es handelt sich um das Dokumentartheaterstück „Menschen. Zu verkaufen“ in der Regie von Carmen Lidia Vidu, zu einem Thema, über das viel zu wenig gesprochen wurde: der Freikauf der Rumäniendeutschen an die Bundesrepublik Deutschland zwischen 1968 und 1989.

Während die offizielle Propaganda vor den „Abgründen“ der freien Welt warnte, fand in Rumänien der vermutlich größte Menschenhandel des 20. Jahrhunderts statt. „Menschen. Zu verkaufen“ zeigt auf, wie das kommunistische Rumänien seine deutsche Minderheit der Bundesrepublik Deutschland verkaufte. Die Rumäniendeutschen versuchten der Diktatur und einem Leben in Armut zu entkommen, sie träumten wie alle Bürger des Landes vom Leben in einem freien und ihnen freundlich gesinnten Staat. Die Aufführung schildert das Drama eines Exodus.

Während ihrer Recherche für das Dokumentartheaterstück forschte Regisseurin Carmen Lidia Vidu in den Unterlagen des Nationalrats für das Studium der Securitate-Archive und fuhr nach Neuss, um ein Gespräch mit dem einstigen Unterhändler der Bonner Regierungen, Dr. Heinz Günther Hüsch, alleiniger Verhandlungsführer in Sachen Freikauf seitens der Bundesrepublik Deutschland von 1968 bis 1989, zu führen. Einige der rumänischen Unterhändler leben heute nicht mehr, doch der deutsche öffentlich-rechtliche Sender ARD überließ für die Aufführung die Aufzeichnung eines Interviews mit Stelian Octavian Andronic, einem einstigen Securitate-Oberst. Ebenfalls wurden Betroffene befragt, für die ihre Ausreise ein tiefer Einschnitt bleibt.

Die Aufführung besteht aus Aufnahmen aus Fernseh-Archiven, Fotografien und Aussagen und Anekdoten von Zeitzeugen - die entweder gefilmt sind oder von Schauspielern auf der Bühne verkörpert werden - und alle zusammen das Bild einer Epoche bilden. Es entsteht somit ein Hybrid aus Theater und Film. In den Aufnahmen ist auch der vor Kurzem verstorbene Johann Schaas aus Reichesdorf zu sehen, der über die Schönheit Siebenbürgens erzählt und ein Lied singt, das damals diejenigen, die geblieben sind, für diejenigen, die ausreisten, gesungen haben. „Mit der Inszenierung ´Menschen. Zu verkaufen´ will das DSTT vor allem jüngeren Generationen die menschenverachtende, zynische Ideologie der kommunistischen Diktatur vor Augen führen“, heißt es seitens des deutschen Staatstheaters.
Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.