Kronstadt – Von vorweihnachtlicher Stimmung war bei der Vollversammlung der Sektion Kronstadt des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) nichts zu spüren. Zu groß war die Aufregung im Festsaal des Kronstädter Deutschen Forums, als am Samstag, dem 21. Dezember, der Sektionsvorsitzende Claudiu Roznovsky zu Beginn der Sitzung vorschlug, eine Aussprache als zusätzlichen Punkt der Tagesordnung einzuführen betreffend den Mietvertrag zwischen der SKV-Sektion Kronstadt als Eigentümerin der Berghütte „Julius Römer“ und der GmbH „Cabana Julius Römer“ als Mieter. Dieser Mietvertrag läuft Ende dieses Jahres aus und sollte, laut einem Beschluss des Vorstandes, unter denselben Bedingungen und mit einer Anpassung der Miete an die Inflationsrate für weitere fünf Jahre verlängert werden.
Der Sektionsvorsitzende Roznovsky hatte sich diesem Beschluss des fünfköpfigen Vorstandes als einziger widersetzt und sah es als seine Pflicht an, den Vereinsmitgliedern Neuverhandlungen zu diesem Thema vorzuschlagen, da der alte zu verlängernde Mietvertrag nicht im Interesse der Sektion sei. Die in letzter Minute vorgeschlagene Debatte sowie die Tatsache, dass der Vorsitzende von einer Rechtsanwältin begleitet wurde, sorgten für Empörung in den Reihen der rund 40 anwesenden SKV-Mitgliedern. Das Thema gelte als bereits abgeschlossen, hieß es im Saal. Der Vizevorsitzende Nicu Parate schlug nach einem minutenlangen Disput vor, in einer offenen Abstimmung Roznovsky als Sektionsvorsitzenden mit sofortiger Wirkung abzusetzen. Das geschah dann auch, nachdem 28 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und drei Enthaltungen gezählt wurden. Roznovsky will nun seine Absetzung vor Gericht anfechten. Bis zur nächsten Vollversammlung, die für Mitte Februar 2025 angesetzt wurde, ist Parate interimistischer Sektionsvorsitzender.
Der Mietvertrag der einzigen rückerstatteten ehemaligen SKV-Schutzhütte (der auch der KR-Redaktion vorliegt) sieht eine Monatsmiete von 2000 Euro vor. 1500 Euro davon behält der Mieter, da die Kronstadt-Sektion bei der seinerzeit von Rolf Truetsch verwalteten GmbH Schulden im Gesamtwert von 240.000 Euro hat. Zurzeit sei „Cabana Julius Römer“ nicht in der Lage, eine höhere Miete zu zahlen, hieß es bei den Verhandlungen mit dem Sektionsvorstand mit Verweis, unter anderen, auf höhere Instandhaltungskosten, gesetzlich vorgesehene Gehaltserhöhungen, allgemeine Preiserhöhungen. Die „Julius Römer“-Hütte am Schuler, landesweit besser bekannt unter dem Namen „Postavaru“, gilt als „Aushängeschild“ des SKV und wurde nach der Rückgabe von Hüttenwart Rolf Truetsch beispielhaft renoviert und geführt. Die Arbeit des leider viel zu früh verstorbenen ehemaligen SKV-Obmanns der Sektion Kronstadt setzt nun seine Familie fort – eine Tatsache, die eine starke emotionelle Komponente in diese Angelegenheit mit hineinbringt.
Auch unter diesen Umständen ist das entschiedene Nein des überwältigenden Mehrheit der Sitzungsteilnehmer zu den Vorschlägen des bisherigen Vorsitzenden zu verstehen. Diese kamen nicht zur Debatte, waren aber bereits bekannt. Die wichtigsten wären: eine Monatsmiete ab 6500 Euro oder zehn Prozent des Umsatzes sowie ein Gutachten zur Finanzlage der Hütte.
Weitere Punkte der Tagesordnung gerieten zur Nebensache und wurden schnell abgehakt. Weihnachtsgrüße und die Wünsche für ein glückliches neues Jahr wurden beim Abschied ausgetauscht. 2025 bringt keine Mieterhöhung für die beliebte Berghütte am Schuler; hoffentlich auch keine rechtlichen Auseinandersetzungen. Noch offene Fragen sollten im SKV-Rahmen geklärt werden.