Hermannstadt - Eigentlich sollte die großangekündigte Schau „Zburătorul“ (Der Flieger), die am Sonntagabend am Großen Ring/Piaţa Mare aufgeführt wurde, eine Hommage an Conrad Haas und Hermann Oberth sein. Jedoch waren ausgerechnet die beiden Hermannstädter Luftfahrtpioniere höchstens als Randfiguren auf der Bühne zu sehen. Alles andere, was der Regisseur Mihai Constantin Ranin alias Mc Ranin auf der Pressekonferenz am Donnerstag versprach, gab es tatsächlich: Tanz, Musik, Videoprojektionen sowie überdimensionierte Luftballons. Den Organisatoren gelang es, zahlreiche Menschen auf den Hauptplatz der Stadt zu locken.
Zuerst zum Positiven. Die von Hugo Wolff choreografierten Tanzszenen waren tatsächlich interessant, modern und vermittelten sogar den menschlichen Drang, die Luft zu beherrschen. Vielleicht bezog sich Wolff auf seinen Teil der Schau, als er auf der Pressekonferenz sagte: „Wir wollen mit der Vorstellung die Messlatte so hoch setzen, um den anderen, die Straßentheater anbieten, zu zeigen, welches Niveau in Hermannstadt akzeptiert wird“. Exotisch und gut waren auch die musikalischen Darbietungen von Mehdi Aminian, der dem Publikum persische Musik und Gesang näher zu bringen suchte.
Regisseur Mc Ranin vernachlässigte in seiner Inszenierung Oberth und Haas zugunsten einer Hommage an den menschlichen Flug im Allgemeinen.
Der Erzählbogen reichte von der Legende des misslungenen Fluges von Ikarus und Dädalus, über die Fluggeräte Da Vincis bis hin zur Mondlandung. Diese Erzählung lief auf einer Videowand, die allerdings vom zeitgleich gebotenen Tanz auf der Bühne verdeckt war. Irgendwann erschien auf der Bühne Conrad Haas – völlig unerwartet und zur Musik von „Huniadi Cantores“. Zum Schluss der Vorstellung tauchte auch Hermann Oberth auf, der nach langem, stummen Herumwandern auf der Bühne das Gedicht von Nichita Stănescu über die Mondlandung vortrug. Völlig rätselhaft war auch die Rolle der bekannten Schauspielerin Ioana Crăciunescu, die am Anfang der Schau als eine riesenhaft weiße Figur erschien, später aus einer Kutsche Stănescu rezitierte und später einen ausgestopften Straußvogel auf der Bühne spazieren führte.
Das Spektakel endete, wie angekündigt, mit einem Feuerwerk direkt über den Köpfen des Publikums. Die nicht verbrannten Reste der Knallkörper regneten auf dieselben herunter. Übrigens dauerte das Feuerspiel bei Weitem keine versprochene zehn Minuten. Die Show hielt inhaltlich nicht das, was im Vorfeld versprochen wurde. Auch die Qualität der Umsetzung ließ zu wünschen übrig. Hermannstadt/Sibiu hatte in den vergangenen Jahren schon deutlich bessere Freiluftinszenierungen gesehen. Die beiden großen Hermannstädter Wissenschaftler Haas und Oberth hätten eine bessere Hommage verdient.