Reschitza - Der Nationale Gewerkschaftsblock BNS hat gegenwärtig im Banater Bergland rund 1600 Mitglieder. Sie arbeiten vorwiegend bei der Post, im Gesundheits- und Bankenwesen, in der Kultur, in der Energieerzeugung und deren Transport. Nicolae Drăgan, der seit 1990 sehr aktive – und gelegentlich etwas vorlaute – Leiter von BNS Karasch-Severin, gibt zu, dass sich die Stimmen mehren, laut denen es der Gewerkschaften nicht mehr bedarf, weil ihre Macht zu beschränkt ist, widerspricht dem aber vehement.
„Die Gewerkschaften stellen nach wie vor eine Macht dar“, sagte er auf seiner jüngsten Pressekonferenz, „etwa dann, wenn es darum geht, breit angelegte Bewegungen zu organisieren. Das ist zwar nicht das Vorrangsziel der Gewerkschaftstätigkeit, aber wir haben nach wie vor die Macht, Häfen zu schließen, die Fahrten der Metro und der Nahverkehrsmittel einzustellen, auch die Versorgung mit Elektroenergie empfindlich zu stören. Was verbesserungsbedürftig ist, das ist die Art und Weise, wie der soziale Dialog geführt wird, wie die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern – etwa bei der Erneuerung der Tarifverträge – laufen, oder wie das Protokoll mit der gegenwärtigen Regierung eingehalten wird. Die Veränderungen, die wir als Insider in den letzten Jahren festzustellen hatten, sind als ambivalent zu bezeichnen.“
Einerseits seien immer weniger Gewerkschaftsmitglieder bereit, an öffentlichen Protestaktionen teilzunehmen. Manche fürchten die Folgen am Arbeitsplatz, andere seien „bereits zu blasiert“. Aus diesem Grund kämpfen die Gewerkschaftsführer gegenwärtig um die Verabschiedung eines Gesetzes über den sozialen Dialog, „mit welchem den Arbeitnehmern ihre Würde wieder gegeben wird und welches die Möglichkeit ausschaltet, dass Arbeitgeber ohne viel Federlesens Arbeitsverträge kündigen können. Dazu soll das Arbeitsgesetzbuch novelliert werden, „was wir hoffen, dass es möglichst schleunigst geschieht“, sagte Drăgan.
Jivomir Tovladiaţ, der im Banater Bergland die CNSLR „Frăţia“ leitet, ist ebenfalls der Meinung, dass die Gewerkschaften, trotz Mitgliederschwunds, weiterhin eine Macht darstellen. Seine Mitglieder rekrutieren sich aus den Reihen der Maschinenbauarbeiter, aus dem Gesundheitswesen, der öffentlichen Verwaltung und aus dem Transportwesen. Tovladiaţ sieht die Ambivalenz der Rolle der Gewerkschaften vor allem in ihrer unklaren Haltung: „Gewerkschaftsführer müssen eindeutig Stellung zugunsten der Arbeitnehmer beziehen“. Damit blickt er scheel auf die vielen Gewerkschaftsführer, die sich in den vergangenen Jahren für Ämter in Parteien vereinnahmen ließen oder ins Parlament gegangen sind. „Ich gebe zu, die Art und Weise, wie wir heute gesehen werden, hat sich verändert. Nicht bedingungslos zu unseren Gunsten“. Das unterstrich Jivomir Tovladiaţ, der ehemalige Chef der Gewerkschaften im Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR.
Marian Apostol, der als Verhandlungspartner gefürchtet ist – ein Oltenier aus Maglavit, der Herkunftsortschaft des Petrache Lupu – verfügt mit seinem Cartel Alfa über die meisten Gewerkschaftsmitglieder im Banater Bergland: 14.600. Sie kommen aus der öffentlichen Verwaltung, dem Unterrichtswesen aller Stufen, der Industrie, Landwirtschaft, Finanzen und der öffentlichen Gesundheit. Etwa 40 Prozent unter ihnen arbeiten in der Privatwirtschaft. „Wir leiden unter der Notwendigkeit, die Arbeitsgesetzgebung rascher anzupassen“, meint Apostol, der sich auch in der Zivilgesellschaft engagiert. „Zugegeben, die Zahl der unbefristeten Arbeitsverträge sinkt, gestiegen ist die Zahl der befristeten Arbeitsverträge, von sechs auf zwölf Prozent. Auch deshalb überlegt sich jedermann erst mal gründlich, ob er einer Gewerkschaft beitritt. Umso mehr, ob er an öffentlichen Gewerkschaftsprotesten teilnimmt. Man exponiert sich ja damit. Auf keinen Fall aber sind die Gewerkschaften noch dieselben Verteilungsstellen für die Weihnachtspaketchen, wie sie es früher einmal waren. Jetzt überlegt man sich gründlich, wofür man seinen Mitgliedsbeitrag rausrückt!“