Neue Produktionen im Radu-Stanca-Theater

Die deutsche Abteilung stellt brandaktuelle Themen zur Debatte

Ein starkes Team: Radu Alexandru Nica (Regisseur, deutsche Abteilung), Constantin Chiriac (Director des Radu-Stanca-Theaters) und Şerban Puiu (Regisseur, rumänische Abteilung) bei der Pressekonferenz zu Neuproduktionen in der beginnenden Theatersaison.
Foto: Eveline Cioflec

Hermannstadt – „Märtyrer“ von Marius von Mayenburg in der Regie von Radu Alexandru Nica ist in dieser Saison die neue Produktion der deutschen Abteilung des Radu-Stanca-Theaters. Die Vorpremieren finden am 15. und 16. September jeweils um 19 Uhr statt. „Gewählt habe ich einen unbequemen Text: ich widme mich einem sensiblen Thema, dem Thema der Religion. Der Fundamentalismus ist ein Übel, das zur Debatte gestellt werden muss,“ betonte Nica bezüglich dieser Produktion. Der Direktor des Theaters, Constantin Chiriac, hob noch hervor: „Wir leben in turbulenten Zeiten. Wir erteilen aber keine Lektionen, es gibt nichts Didaktisches in unseren Aufführungen. Was Sie sehen werden, ist voller Gefühle, wunderbar künstlerisch gestaltet.“

Radu Alexandru Nica, der bereits mehrere Stücke für die Hermannstädter Bühne inszeniert hat, wirkt nach sechs Jahren Abwesenheit in dieser Saison erneut in der deutschen Abteilung mit. „Es ist ein Ort, an dem ich mich besonders wohl fühle und respektiert werde. Die Schauspieler sind reif und professionell.“ Zwei neue Schauspieler treten der deutschen Abteilung bei: Iustinian Turcu, ausgebildet in Hermannstadt und Alexandra Murăruş, ausgebildet in Bukarest. Für Iustinian Turcu steht ab Herbst eine Festanstellung an, so Chiriac. Die deutsche Abteilung soll somit gestärkt werden. Allerdings wurde die Initiative, heuer 60 Jahre seit der Gründung der deutschen Abteilung des Radu-Stanca-Theaters zu feiern, laut Chiriac, verschoben. Nicht die Entscheidung eines kommunistischen Regimes soll gefeiert werden, sondern viel mehr die natürliche Entstehung des Deutschen Theaters in Hermannstadt, das eine viel längere Tradition hat.

Die rumänische Abteilung bringt zwei hochkarätige Komödien auf die Bühne, eine britische und eine französische, beide in der Regie von Şerban Puiu: „Bărbate, treci la fapte!“ (Mann, pack’s an!) setzt das Theaterstück „Not now Darling“ (Nicht jetzt Liebling) von Ray Cooney und John Chapman in Szene. „Iubire cu năbădăi“ (Liebe mit Wutanfällen) ist eine Adaptation nach Marc Camolettis „Pyjama pour six“ (Pyjama für sechs), auf dem Broadway aufgeführt als „Don’t dress for dinner“ (Kleide dich nicht für’s Abendessen). Die Vorpremiere der letzteren Produktion fand am 8. September statt. „Bărbate, treci la fapte!“ wird am heutigen Samstag, den 10. September, um 19 Uhr in Vorpremiere aufgeführt.

„Ich bevorzuge es, Komödie zu machen. Es ist sehr wichtig, dass Menschen im Theater lachen, intelligent lachen“, beteuerte Puiu und hob zugleich hervor, dass für Produktionen von Boulevardkomödien das aufwendige Dekor, hergestellt von Ion Molete, und die Kostüme, geschaffen von Modedesignerin Tania Popa, ausschlaggebend sind. Auf Vorschlag des Regisseurs, wirken Masterstudenten der Theaterschule mit. Diese Zusammenarbeit sei „ein Zeichen des Dialogs, des Wettbewerbs und der Großzügigkeit sowie eine Pflicht, die wir übernehmen“, so Chiriac. Puiu, der ferner betonte, dass das Hermannstädter Theater zwar ein Staatstheater ist, jedoch den Wettbewerb eines Privattheaters aufweist.

Die Eintrittskarten sind aber, im Vergleich zum Privattheater, kostengünstig, betonte Regisseur Puiu, und scherzte: „Wenn die Bukarester erfahren, wie viel ein Ticket hier kostet, werden sie sich ärgern.“ Chiriac fügte vielversprechend hinzu: „Sie werden sich noch viele Jahre darüber ärgern.“ Für die anstehenden Vorstellungen können Tickets im Internet über www.eventim.ro, bei der Theateragentur in der Heltauergasse/Bulevardul Nicolae Bălcescu 17, oder bei der Abendkasse erworben werden.