Reschitza: Streiks und Beamtenlöhne

Superlöhne bei Kreisratsangestellten, während niemand mehr in Rathäusern arbeiten will

Reschitza – Die Empörung, welche die PNL-Senatorin Steliana Vasilica Miron mit ihrer öffentlichen Aussage hervorgerufen hatte, ihre Senatorinnenbezüge (geschätzt rund 5000 Lei monatlich) reichten nicht mal aus, um zur Frisöse zu gehen, bewog Journalisten im Banater Bergland, sich mal unter den Vermögenserklärungen von Spitzenbeamten des Kreisrats Karasch-Severin umzuschauen. Wenn die Senatorin der Partei, die an die Regierung strebt, behauptet, mit dem fünffachen eines Netto-Monatslohns eines Arbeitnehmers des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR oder einer Verkäuferin sich nicht mal die Haare richten zu können, so stellte sich heraus, dass es auch im Banater Bergland Angestellte des Kreisrats gibt, die sogar noch viel mehr verdienen. Ob die wohl zum Frisör gehen können damit?

Die unverschämt hohen Löhne kassieren nicht die gewählten Spitzen des Kreisrats, Präses Sorin Frunzăverde (Jahreseinkommen als dem Lohn, laut Einkommenserklärung: 55.668 Lei 2013) oder seine beiden Stellvertreter, Ionesie Ghiorghioni und Ilie Iova (beide haben ein Jahreseinkommen von 49.414 Lei angegeben). Da gibt es aber den jungen Geschäftsführer des Kreisrats, Cristian Bîtea, der rund viermal so viel verdient wie ein Durchschnittslohn im Maschinenbauwerk Reschitza/Reşiţa, nämlich im Jahr 52.195 Lei, zu denen noch Bezüge als Verwaltungssratsmitglied bei der Investmentagentur ADIVEST Temeswar (11.364 Lei) hinzukamen.

Dafür hat wohl der Papa gesorgt, der seit der Wende beim Kreisrat beschäftigte Hauptgeschäftsführer des Kreisrats, Constantin („Tică”) Bîtea. Laut seiner in diesem Jahr bereits ins Netz gestellten Vermögenserklärung hatte er 2014 Lohnbezüge von 83.363 Lei, doch lag sein Gesamt-Jahreseinkommen bei gut über 100.000 Lei durch Bezüge aus der Mitgliedschaft in diversen Verwaltungsräten, mal von 7.464 Lei, mal von 8.915 Lei, mal sonstige Kleingeldzahlungen. Der Mann, der schon seit über einem Jahr in Rente sein müsste, weiß wohl sehr gut, warum er sich an die Posten und Pfründe klammert.

Aber es gibt im Banater Bergland auch Kulturmanager, die durchaus kräftig vom Staat absahnen. Etwa der kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommene Gheorghe Ţunea,  Musiker und Manager des Kreiszentrums für die Wahrung und Förderung der Traditionellen Kultur Karasch-Severin. Er gab für 2014 ein Jahreseinkommen von 56.000 Lei an, zusätzlich 3000 Lei aus der Mitgliedschaft in diversen Jurys von Folklorefestivals. Was aber noch kaum was ist gegenüber dem Jahreseinkommen der Direktorin der Kreisbibliothek „Paul Iorgovici”, Clara Maria Constantin. Außer der massiven Kulturtätigkeit der deutschen Bibliothek „Alexander Tietz” unter der Leitung von Erwin Josef Ţigla produziert die Kreisbibliothek zwar kaum mehr als heiße Luft, dafür aber kassierte ihre Direktorin nicht nur beeindruckend hohe Löhne (und erfreute sich ungeahnter Lohnsteigerungen - 2011: 47.773 Lei; 2012: 60.079 Lei; 2013: 65.907 Lei – ihren Jahreslohn für 2014 hat sie noch nicht ins Netz gestellt, er dürfte aber, in dieser Steigerungslogik, die 70.000 Lei überschreiten...). Dass diese Dame im vergangenen Jahr dazu beitrug, praktisch die Stadtbibliothek ohne Bücher – und also implizit ohne Arbeitsplätze – zu lassen, war eine „Leistung”. Auf alle Fälle kann sich die unzufriedene PNL-Senatorin hinter solchen Jahreseinkommen der Leitung einer praktisch unbedeutenden Bibliothek verstecken...  Nicht zu-letzt wird das Jahreseinkommen der Wirtschaftsdirektorin des Kreisrats, Gina Pavel, erwähnt: 65.907 Lei .

Dass es überhaupt solche Löhne im peripheren Staatsdienst gibt, steht im eklatanten Kontrast zu den Rathäusern, wo die Angestellten weglaufen, weil sie ihre geringen Monatslöhne oft nicht einmal regelmäßig bekommen. Es gibt inzwischen Rathäuser, wo außer dem Bürgermeister kein(e) einzig(e)r Angestellt(e)r mehr vorhanden ist. Dass die Gewerkschaft der Beamten und öffentlichen Angestellten seit Jahresbeginn mit Streikandrohungen die Lage zu ändern versucht, gebietsweise sogar Streiks oder Warnstreiks ausgerufen hat, geht sicher nicht auf die unverschämten Löhne zurück, die manche sich zuzuschanzen gewusst haben/oder: die ihnen, aus den unterschiedlichsten und nicht immer koschersten Gründen, zugeschanzt wurden.