Rhapsodisch, romantisch, mephistophelisch und deklamatorisch

Mit Filtsch und Liszt lässt sich auch ein Rekordsommer ertragen

Blumen für den Spiegelsaal-Geniestreich von Dagmar Dusil, Adela Liculescu und Kozma István Levente (v. l. n. r.). Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt - Er hatte alles, was zu einer Klavierschlacht gehört, der musikalisch-literarische Salon in dritter Auflage und dem ausgebuchten Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt/Sibiu am Donnerstag, dem 11. Juli, während des 28. internationalen Carl-Filtsch-Wettbewerbs, und richtig heiß war sie auch. Pianist Kozma István Levente dagegen und Bösendorfer-Wettbewerbs-Gewinnerin Adela Liculescu, die den Löwenanteil am August-Förster-Flügel des brechend vollen Konzertorts bestritt, meisterten über knapp zwei Stunden einen Vortragsabend, der trotz grenzwertig hoher Schwüle die Geduld seiner Zuhörer nicht überforderte. Alt und Jung nämlich saßen in ihren Stühlen genauso fest, wie es der ungarische Zungenbrecher „eltántoríthatatlanság“ besagt, an dem Klavier-Bezwinger Franz Liszt beim Erlernen der Sprache seiner Wahlheimat letztlich doch gescheitert sein soll: unerschütterlich. Und das, obgleich Dozent Kozma István Levente von der Gheorghe-Dima-Musikakademie Klausenburg/Cluj-Napoca und die vor fünf Jahren im steirischen Graz promovierte Protagonistin Adela Liculescu das schwarze Instrument der hell begeisternden Veranstaltung zünftigst mit ein paar Parade-Auszügen des kompositorischen Schaffens von Carl Filtsch und Kernstücken des technisch sehr anstrengenden Franz Liszt traktierten. Ein Glück, dass für die Rekord-Belastungsprobe nicht der klanglich zwar feinere, doch vom Alter und Zustand her schwer in die Jahre gekommene Bechstein-Flügel des Spiegelsaals herhalten musste.

Gediegen langsam und trotz Mikrofon-Verzicht ausreichend kräftig las Schauspiel-Seniorin Lerida Buchholtzer die von Salon-Gestalterin Dagmar Dusil verfassten Texte und ausgesuchten Rezensionen der historischen Echt- und Lebenszeit beider Klavier-Spitzeninterpreten des 19. Jahrhunderts vor – eine Art des Rezitierens, wie sie anfangs im durchsichtig modern bestuhlten Spiegelsaal vielleicht etwas aus der Zeit zu fallen schien, sich jedoch bald als beste alte Schule eines Sprechens biografischer Absätze literarischen Anspruchs bestätigte. Der Jungbrunnen, aus dem der musikalisch-literarische Salon seine Materie schöpfte, machte die zum Vortragen und Zuhören denkbar unwirtlichen Umstände so weit wie nur irgend möglich vergessen. Einzig und allein der Frische des kalten Buffets zuliebe, das von der als Sponsorin beteiligten Lebensmittelfarm „Albota“ gestellt wurde, kürzten Dagmar Dusil, Adela Liculescu, Kozma István Levente und Lerida Buchholtzer den Endspurt ihres nimmermüden Reitens durch die romantisch schwärmende Welt von Liszt und Filtsch um einige Zeilen ein.