Reschitza – Das Internationale Komitee für das Weltkulturerbe, das über Aufnahmevorschläge zum UNESCO-Weltkulturerbe entscheidet, hat auf seiner jüngsten (der 46.) Tagung im indischen New Delhi den Grenzwall der Römer, die zwischen 106 und 271 n. Chr. nördlich des Unterlaufs der Donau die Provinz Dacia (Felix) besetzt hielten, zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Einige der archäologisch freigelegten Spuren des römischen Grenzwalls und der Binnenbefestigungen befinden sich auch auf dem Gebiet des Landeskreises Karasch-Severin.
Rumänien hatte zwei Bewerbungsdossiers vorgelegt, einerseits für die Aufnahme des „Monumental-Ensembles `Calea Eroilor´ des Bildhauers Constantin Brâncu{i“ im nordwestoltenischen Târgu Jiu, andrerseits für die Aufnahme auf die Liste des Weltkulturerbes der „Grenzen des Römerreichs – Dazien“. Obwohl beide von Rumänien vorgeschlagenen Ensembles Mängel aufweisen (das Brâncuși-Ensemble wurde durch den Bau einer orthodoxen Kirche, nach der Wende, mitten auf die vom Bildhauer geplante und realisierte Längsachse zwischen Tisch des Schweigens – Allee der Stühle - Tor des Kusses und Unendliche Säule gestört und in seiner ursprünglichen Absicht und Aussagekraft unwiderbringlich kaputtgemacht; die Römerspuren sind mangels Geld für ihre Inwertsetzung vielerorts in einem bedauernswerten Zustand), stehen sie seit Samstag auf der UNESCO-Liste und man kann nur hoffen, dass sich die Zuständigen in Rumänien darauf besinnen, dass dies nicht nur ein Grund zum Brüsten, sondern ein guter Grund zu ihrer kulturellen und kommerziellen Inwertsetzung ist – einschließlich durch Finanzierungen und Investitionen.
Das Kulturministerium unterstreicht zurecht, dass mit dieser Anerkennung durch die UNESCO „die Bedeutung des Territoriums des antiken Dakien als integrierender Bestandteil des Römischen Kaiserreichs hervorgehoben wird, aber auch der historische und kulturelle Wert und dessen Relevanz für die gesamte Menschheit dieser Zeugen der Vergangenheit.“ Damit sei Rumänien offiziell „mit Stolz“ aufgenommen worden „in die große Familie der Grenzen des Römischen Kaiserreichs“, „in der noblen Mission, das antike Erbe und dessen außerordentliche universale Werte Inwertzusetzen“.
Der ´limes romanus´, die Grenzbefestigungsbaute des Römerreichs, ist tausende Kilometer lang und durchquert fast ganz Europa, vom Dnjestr zum Schwarzen Meer und bis zum Limes des Kaisers Hadrian in Schottland. Rumänien hat seit 2014 ein „Limes-Programm“, das vom Kulturministerium betreut wird. Eines seiner Ziele war die Dokumentierung aller antiken römischen Denkmale, die in räumlicher Nähe des Römerlimes liegen (als „räumliche Nähe“ verstand das Kulturministerium eine Entfernung von bis zu 1000 km) und die zum Ensemble der Verteidigungsanlagen und Grenzbefestigungen der Römer gehört haben. Das bildete die Grundlage des Bewerbungsdossiers bei der UNESCO. In Rumänien umfasst der Römerlimes heute 16 Landeskreise. Auf dem Gebiet des Banater Berglands gehören dazu die Ruinen des römischen Castrums von Pojejena am Donauufer, die Artefakte und Ruinen der Castren von Berzovia/Berzobis, Vărădia, Forotic/Surducu Mare, Jupa/Tibiscum und Z˛voi sowie die Reste der sogenannten „Binnencastren“ von Brebu, Fârliug, Teregova und Mehadia.
Zu den (noch ungenutzten) Vorteilen der Aufnahme auf die UNESCO-Denkmalliste gehört der potenzielle Zugang zu einer Finanzierung von 25.000 Euro zwecks Werbung und, bei gutgemachter Dokumentation, von 2,5 Millionen Euro für Restaurierungsarbeiten. Indirekte Benefizien sind das Bekanntwerden der im Umfeld der Castren und des Limes gelegenen Ortschaften unter Touristen, eine potenzielle „Route der Römercastren“ quer durch Siebenbürgen und das Banat, u.v.a.m.