Temeswar - Die Temeswarer Stadtverwaltung hat kürzlich die Dokumentation betreffend die Modernisierung des Zentralparks, ehemals Scudier-Park, eines der ältesten und und traditionsreichsten Parks der Begastadt genehmigt. Zudem hat sich die städtische Umweltdirektion fest eingeplant, heuer mit den Arbeiten zur Sanierung und Neugestaltung dieser Grünanlage zu beginnen. Über und um dieses teure Stadtvorhaben, das laut Plänen in 12 Monaten durchgeführt werden soll - die Gesamtkosten werden auf 14,8 Millionen Lei bzw. mehr als 3,3 Millionen Euro geschätzt - gibt es schon seit Jahren etliche Kontroversen. Vor allem die Fachleute, die Architekten und die Vertreter des Ordens der Landschaftsgestalter, sind auch weiterhin nicht mit der Art und Weise einverstanden, in der die Kommunalverwaltung die Modernisierung einer der bedeutendsten städtischen Grünanlagen im Stadtzentrum, auch eines Stadtsymbols, plant und auszuführen gedenkt. Vor allem wird der Stadtverwaltung wie in anderen Fällen von städtischen Großplänen die fehlende Transparenz angekreidet: Ein solches Vorhaben sollte unbedingt, so die Widersacher, mit einem Ideenwettbewerb, einer öffentlichen Debatte mit den Bürgern der Stadt aber auch mit den besten Fachleuten aus diesem Bereich beginnen.
Die Stadtverwaltung hat wohl Ende 2013 auf der Website des Rathauses eine öffentliche Befragung veranstaltet. Die Temeswarer hatten dabei ausschließlich unter zwei bekannten internationalen Parkstils, dem Wiener Garten nach dem Vorbild der Gärten vom Palast Schönbrunn oder dem englischen Park nach dem Vorbild der Gärten des Buckingham-Palastes, zu wählen. Von den nahezu 2000 Temeswarern, die ihre Meinung dazu äußerten, sprachen sich 1100 Bürger für den Typ Wiener Garten aus. Laut Vertreter des Ordens der Landschaftsgestalter entpuppte sich diese Befragung als eine oberflächliche, formelle, die realen Umgestaltungspläne blieben jedoch geheim. Laut Andrei Condoroş, dem Vorsitzenden der West-Zweigstelle des Ordens der Landschaftsgestalter, wurden in letzter Zeit mehrere Stadtprojekte ohne eine vorherige ernsthafte öffentliche Debatte oder einen Projektwettbewerb gestartet. So auch das Projekt der Neugestaltung des Lămâiţa-Sees in Freidorf. Das Konzept der Umweltdirektion geht auf eine Vereinheitlichung und Harmonisierung des gegenwärtigen Parkstils aus: Es sollen so größere freie Rasenflächen und Vegetationsoasen von geringer Höhe, aber auch neue Publikumsattraktionen wie ein grünes Labyrinth oder eine Bühne für Promenadenmusik entstehen. Hinzukommt noch die Anlegung eines modernen Skate-Parks von nahezu 1300 Quadratmetern in einer Ecke des Parks. Dieser wird laut Plänen nach Abschluss auch die Veranstaltung internationaler Wettbewerbe ermöglichen.
Die Bauarbeiten sollen noch im laufenden Jahr gestartet werden. Die Baukosten belaufen sich auf 480.000 Euro. Auf dem Gelände des heutigen Parks befand sich bekanntlich ein Soldatenfriedhof, der 1770 geschlossen wurde. Auf Befehl des Generals Anton Scudier wurden die Gebeine der Militärangehörigen 1870 in den Friedhof an der Lippaer Straße umgebettet, um hier nach Plänen Scudiers einen Promenadenpark am Fuße der Festung einzurichten. Die hier aufgestellte Statue des Generals wurde im I. Weltkrieg zerstört, auf dem Sockel wurde eine Uhr installiert. Der Name des Parks, Scudier-Park, anfänglich in englischem Stil angelegt, blieb bis 1944, als der Park in Stalin-Park umgetauft wurde. Der Zentralpark, wie die Anlage seit den 60er Jahren heißt, wurde 1989 umgestaltet. Die derzeitige Hauptattraktion des Zentralparks ist die „Allee der Persönlichkeiten“. Diese wurde 2009 eingerichtet, auf Grund einer anfänglichen Liste von 53 Persönlichkeiten, die sich im Laufe der Jahrhunderte um die Stadt verdient gemacht haben, und jährlich mit neuen Büsten u.a. von den Bildhauern Peter Jecza, Rudolf Kocsis, Szakats Bela oder Dumitru Şerban , heuer mit einer Büste des ehemaligen ungarischen Königs Karl Robert von Anjou, erweitert wurde.