Temeswar (ADZ) – Bürgermeister Dominic Fritz hat am Mittwoch angekündigt, dass der Eigentümer des Mühle-Hauses in der Elisabethstadt die vom Gericht angeordneten Arbeiten zur Wiederherstellung der ursprünglichen Gestaltung des einstigen Wohnsitzes der Gärtnerfamilie Mühle abgeschlossen hat und dass die Kreiskulturbehörde und die Stadtverwaltung die Arbeiten begutachten werden. Dies sei der krönende Abschluss eines langwierigen Kampfes für die Erhaltung eines für die Geschichte dieser Stadt wichtigen Gebäudes, sagte Fritz.
Wie die ADZ mehrmals berichtete, hatte eine Roma-Familie das Haus erworben und es zunächst abreißen wollen. Nachdem die Abrissarbeiten ohne vorherige Genehmigung begonnen hatten, sah sich der damalige Bürgermeister Nicolae Robu nach anhaltenden Protesten der Zivilgesellschaft gezwungen, gerichtlich gegen die Eigentümer vorzugehen. Den Vorschlag, die Immobilie zu kaufen und zu einem Gedenkhaus für die Gärtnerfamilie Mühle umzubauen, lehnte Robu von Anfang an ab, da die Eigentümer den Preis bei fünf Millionen Euro ansetzten und sich auf keine Verhandlung einließen. Auch eine Enteignung kam in Frage, wurde aber ebenfalls abgelehnt. Letztendlich gelang es dem Bürgermeisteramt die Gerichte endgültig davon zu überzeugen, dass die Abriss- und Umbauarbeiten illegal gewesen waren und dass der Eigentümer das Haus in den ursprünglichen Zustand zu versetzen hat. Das befahlen die Richter auch, doch nichts geschah, so dass die Justiz auch Zwangsgelder in Höhe von 92.000 Lei verhängen ließ. Dann reichte der Eigentümer eine Beschwerde gegen die Zwangsvollstreckung ein, doch auch diese wurde abgelehnt, so dass er die Arbeiten durchführen ließ und bereits einen Teil der Zwangsgelder bezahlte.
Der aus Böhmen stammende Wilhelm Mühle (1845-1908) erhielt seine Ausbildung an böhmischen und deutschen Schulen. 1876 eröffnete er einen Gärtnereibetrieb in der Temeswarer Elisabethstadt und erwarb das heute nach seinem Namen benannte Haus, das dessen Sohn Árpád 1909-1912 nach den Plänen des Architekten Oskar Reinhart durch den Baumeister Josef Baumgärtner umbauen und erweitern ließ. In der Rudolfsgasse, der heutigen Alba-Iulia-Straße, in der Innenstadt erwarb Wilhelm Mühle ein Ladenlokal, von wo er erfolgreich Blumen und Zierpflanzen in Süd- osteuropa vertreiben ließ, teilweise bis nach Wien oder Budapest. Wilhelm Mühle war neben Wenceslas Franz Niemitz einer der bedeutenden Floristen der Stadt; beide wurden mit der Planung und Ausführung des Königlichen Rosengartens betraut, der am 19. Juli 1891 eingeweiht wurde und Vorgänger des heutigen „Parcul Rozelor“ war. Durch seine Arbeit machte er Temeswar schon Anfang des 20. Jahrhunderts als Stadt der Rosen bekannt. Wilhelms Sohn, Árpád Mühle, führte die Geschäfte seines Vaters nach dessen Tod weiter. 13 von ihm geschaffene neue Rosensorten wurden auf internationaler Ebene registriert. Mit Árpád entwickelte sich der Park in der Zwischenkriegszeit zum größten Rosarium in Südosteu-ropa mit über 1400 Rosenarten aus Europa, Amerika und Asien.
Die letzte Erbin des Mühle-Hauses wanderte 1992 nach Deutschland aus, Anfang der 2000er Jahre bemühten sich die neuen Eigentümer, die das Haus von einem pensionierten Securitate-Offizier gekauft hatten, obwohl es dieser nach den Bestimmungen des Gesetzes Nr. 112/1995 vom Staat erworben hatte und entsprechend nicht veräußern durfte, um den Abriss und die Errichtung eines Neubaus. Der damalige Chefarchitekt Radu Radoslav widersetzte sich, sein Nachfolger Sorin Ciurariu gab jedoch den Widerstand 2006 auf. Aller-dings konnte nachgewiesen werden, dass die Arbeiten nicht genehmigt wurden. Mehr als ein Jahrzehnt wurde das Haus dem Verfall preisgegeben und das Dach abgebaut. Es bestand die Hoffnung, dass es einstürzen wird. Jetzt erstrahlt es im neuen Glanz.