Hermannstadt - Kurz vor Weihnachten erschienen im Schiller Verlag (Hermannstadt/Sibiu und Bonn) in dessen Reihe „Musik aus Siebenbürgen“ die Partituren von sechs kurzen Orgelstücken von Ernst Irtel erstmals im Druck. Datiert sind sie 1985 und 1986, drei der Miniaturen hatte die Organistin Ursula Philippi – die das Vorwort zeichnet – an der Heltauer Wegenstein-Orgel eingespielt für die Doppel-CD „Orgellandschaft Siebenbürgen“ (erschienen 1992 bei Dabringhaus und Grimm in Detmold). Wie die Hermannstädter Stadtkantorin in ihrem Vorwort zum Druck schreibt, hatte Irtel die Manuskripte mit Bleistift verfasst, weil er nach quälenden Verhören durch die Securitate nicht mehr mit Tinte schreiben konnte, wie er selbst erzählte. Erkennbar sei in den Kompositionen, „dass Irtel ein sensibler Klavierspieler war, der seine musikalischen Intentionen auf die Orgel übertragen hat”.
Für das Spielen sei „eine farbenreiche Orgel, die dynamisch vielfach abgestuft sein sollte” notwendig, so Philippi. Die sechs Miniaturen hatte Ernst Irtel als „Weihnachtsmusik” zu einem Zyklus zusammengefasst, wobei es ihm in den Stücken weniger um das Liturgische als vielmehr um das Atmosphärische ging. Die Stücke seien mit ihren zahlreichen Anmerkungen zur Interpretation eine reizvolle Aufgabe für Organisten, so Ursula Philippi. Ernst Irtel (1917-2003) prägte als Musiklehrer und Chorleiter Generationen von Schüler in Schäßburg/Sighişoara, Mediasch, Mühlbach/Sebeş und Hermannstadt/Sibiu mittels der „Komponistenstunden“, die er außerhalb des Unterrichts bot. In der siebenbürgischen Musikwelt ist er sodann vor allem durch die Vertonung der „Siebenbürgischen Elegie” von Adolf Meschendörfer für vierstimmigen Chor bekannt. Er selbst bot zahlreiche Klaviervorspiele noch in hohem Alter. Die Partituren sind (für 29 Lei) im Erasmus-Büchercafé erhältlich.