Spitzen der Polizei unter Korruptionsverdacht

Ein Bürgermeister war großer Strippenzieher

Temeswar - Die Antikorruptionsbehörde DNA ermittelt seit Montagmorgen in Verdachtsfällen der Korruption gegen Spitzen der Polizei des Verwaltungskreises Temesch/ Timiş. Im Visier der Staatsanwälte befinden sich u.a. Sorin Muntean (Leiter der Polizeibehörde des Kreises Timiş), sein Stellvertreter, Florin Bolbos, der Chef der Verkehrspolizei des Kreises, Marcel Crăciunescu, sowie der Bürgermeister der Winzerstadt Rekasch/Recaş, Teodor Pavel. Sie wurden am Montagabend für 24 Stunden in Untersuchungshaft genommen. In Untersuchungshaft musste auch der Dienststellenleiter des Polizeireviers in Rekasch, Marian Temu, sowie der Leiter der Kommunalpolizei der Kleinstadt, Doru Berzescu.

Hohe Wellen schlägt vor allem die Tatsache, dass eine ganze Reihe Würdenträger in den Verhörräumen sitzen. Spitzen der Polizei müssen wegen Verdachts der Korruption und des Dienstmissbrauchs in den Jahren 2013/2014 Rede und Antwort stehen. Die Polizei ist auch im Spiel, wenn es um die Machenschaften des Bürgermeisters der Kleinstadt Rekasch geht. Dieser hatte zuletzt versucht, seinen Einfluss zu stärken, doch dann möglicherweise auf das falsche Pferd gesetzt: Er hatte die Überläufer-Regel im vergangenen Herbst genutzt und war vor den Präsidentschaftswahlen von den Liberalen (PNL) zu den Sozialdemokraten (PSD) übergewechselt.
Es besteht der Verdacht, dass Bürgermeister Teodor Pavel seinen Einfluss im Wahlkampf gar mit politischem Druck geltend gemacht hat, um Polizisten aus dem Umfeld der Stadt zu veranlassen, keine Verkehrskontrollen während der Wahlkampagne um die Präsidentschaftwahlen im vergangenen Herbst durchzuführen. Derzeitigem Ermittlungsstand nach hatte Teodor Pavel in Rekasch und den eingemeindeten Dörfern eine straffreie Zone für Verkehrssünder während der Wahlkampagne im November vergangenen Jahres gefordert.

Laut Mediafax gibt es Belege, dass manche Polizisten auf dem Gebiet der Stadt Rekasch und den eingemeindeten Ortschaften von ihren Chefs  aufgefordert wurden, ihren Aufgaben in Sachen Kontrollen im Verkehr nicht nachzukommen. Wie die DNA nun erkannt haben will, seien diese Forderungen mit Nachdruck getätigt worden: Polizisten, die sich der Situation nicht beugen wollten, wurden entweder versetzt oder ihre Stellen wurden aufgelöst. Um sein Ziel zu erreichen, setzte Bürgermeister Teodor Pavel auch politische Mittel ein. Er nahm nämlich Verbindung mit dem der PSD nahe stehenden Unternehmer Eugen Milutinovici und mit Angestellten der Temescher Präfektur auf. Auf Drängen des Bürgermeisters sei ein Polizist aus Rekasch ohne triftigen Grund in die 35 Kilometer entfernte Stadt Lugosch versetzt worden. Aufgrund der angeblichen Verbindungen zur Präfektur befindet sich laut Mediafax auch der Temescher Präfekt Eugen Dogariu im Visier der Ermittler.
Der Verdacht der Korruption und des Dienstmissbrauchs in der Temescher Polizei weitet sich Insidern nach auch auf die Kulissen eines Unfalls auf der Autobahn Arad – Temeswar aus, worin ein hoher Würdenträger des Kreises direkt involviert gewesen sein soll. Die Polizei habe den Vorfall vertuscht, hieß es am Dienstag Vormittag hinter vorgehaltener Hand. Ebenfalls in die Rubrik „Kuriosa“ fällt, dass angeblich Chefs der Kreispolizei sich mit Autoreifen hatten bestechen lassen, um mindestens einem Mitarbeiter einen höheren Dienstgrad zu gewähren.