Symphonisches Heimspiel für Lawrence Foster und das Arcadia-Quartett

Klausenburg – Wolfgang Amadeus Mozarts 27 Klavierkonzerte entstanden während eines knappen Vierteljahrhunderts und haben die Zeit trotz lückenlos herausragender Qualität nicht gleichwertig überdauert. Zumal in Rumänien, wo die klassische Spielart in ihrer Reinkultur und der breite Publikumsgeschmack für schwerwiegend Romantisches hörbar weiter als in westeuropäischen Musiktempeln auseinanderliegen. Im Kern von Mozarts Meisterwerken für Klavier und Orchester, die regelmäßig auf Plakate finden, stehen bestenfalls an den Fingern einer Hand abzählbare Stücke. Umso feiner schlägt das ausgefallene Repertoire im Spielzeit-Eröffnungsprogramm der Staatsphilharmonie „Transilvania“ Klausenburg/Cluj-Napoca am Freitag, dem 29. September, um 19 Uhr im Auditorium Maximum der Babe{-Bolyai-Universität auch unspektakuläre Töne an, die es dennoch nicht weniger tiefgründig in sich haben. Den Solopart des verschmitzt statt triumphal endenden Klavierkonzerts Nr. 13 in C-Dur KV 315 von Mozart spielt Jelena Baschkirowa, Gründerin des International Jerusalem Chamber Music Festival und seit 35 Jahren Ehepartnerin von Daniel Barenboim. Ihrem Auftritt unter Leitung von Lawrence Foster (USA), der 1967 erstmals in Klausenburg zu Gast gewesen war, schicken die Orchestermitglieder die geistreich Gassenhauer und Zitate von Mozart paraphrasierende Suite Nr. 4 op. 61. von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky voraus. Als Vorgeschmack auf die Härte und den Zauber der kalten Jahreszeit bietet der 1941 als Kind rumänischer Emigranten in Los Angeles geborene Dirigent abschließend die Erste Symphonie von Tschaikowsky, in der Szene als „Winterträume“ bekannt.

Lawrence Foster und die Staatsphilharmonie „Transilvania“ sind in der glücklichen Lage, auch das zweite Konzert ihrer neuen Spielzeit miteinander zu bestreiten. Mit Ausnahme der symphonischen und spätromantischen Tondichtung „Don Quijote“ von Richard Strauss steht auch Freitagabend, am 6. Oktober, um ebenfalls 19 Uhr Musik auf dem Programm, die abseits vom Klassik-Mainstream wertvolle Überraschungen offeriert: die Serenata Notturna Nr. 6 in D-Dur KV 239 von Wolfgang Amadeus Mozart für solistisches Streichquartett, Pauken und Streichorchester garantiert genauso wie das Concerto für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Orchester (1987) von US-Amerikaner Marc Neikrug (Jahrgang 1946) eine Aufführung voller Aha-Effekte. Alle vier Hauptpartien in beiden Werken interpretiert erwartungsgemäß das Spitzenmaßstäbe setzende Arcadia-Quartett – auf Konzertmeisterin Ana Török, Răsvan Dumitru, Traian Boală und Zsolt Török wartet die verlockende Aufgabe, sich zeitgleich als Orchestermitglieder und Solisten von Weltklasse ihrer Heimatstadt zu bewähren.