Hermannstadt - Nach den archäologischen Sondierungen der vergangenen drei Jahre entlang der künftigen Autobahntrasse auf siebenbürgischem Gebiet folgen wieder systematische Ausgrabungen an einer lange bekannten Fundstelle. Wie der Direktor des Hermannstädter Brukenthalmuseums, Dr. Sabin Luca, am vergangenen Freitag mitteilte, werden in dieser Woche die Ausgrabungen an der steinzeitlichen Siedlung „Tărtăria“ in Săliştea im Kreis Alba wieder aufgenommen. Die Arbeiten sind auf mehrere Jahre angelegt und werden vom Brukenthalmuseum gemeinsam mit dem Vereinigungsmuseum aus Karlsburg/Alba Iulia durchgeführt.
Die Möglichkeit, systematische Grabungen an einer solchen Fundstelle durchzuführen, sei eine sehr seltene Gelegenheit, meinte Luca. Bereits vor vier Jahren hätten Archäologen mit Sondierungsgrabungen auf dem ca. 2,5 Hektar großen Areal nahe des Haltepunktes Tărtăria begonnen. Bis jetzt seien etwa 300 Quadratmeter stichprobenartig untersucht. Ziel der Archäologen ist es, die Siedlung auf der untersten Terrasse des Mieresch/Mureş zu rekonstruieren.
Mit finanzieller Unterstützung des Kreisrates Alba, des Kulturministeriums und der Hermannstädter Lucian-Blaga-Universität (ULBS) werden die Grabungen ausgeweitet. Auf dem Grabungsareal sollen Unterkünfte für Forscher und Arbeiter entstehen. Nach Wunsch von Luca könnten sogar Restaurierungswerkstätten nach Tărtăria verlagert werden. Bislang wurde die Grabungsergebnisse im Brukenthalmuseum wissenschaftlich ausgewertet, erklärte Luca, und auch in Zukunft werde die wissenschaftliche Leitung bei ihm liegen.
Nach bisherigen Planungen beteiligen sich an den Grabungsarbeiten jeweils sechs Spezialisten der beiden Museen sowie zwischen 5 und 10 Arbeiter. Hinzu kommen zeitweise Studentengruppen der ULBS, die in Tărtăria ein Praktikum absolvieren können. Um einen reibungslosen Fortgang der Ausgrabungen zu ermöglichen, hat der Kreisrat Alba einen Großteil der Grundstücke, auf dem das sich das Areal befindet, gekauft, informierte Gabriel Rustoiu , Leiter des Vereinigungsmuseums.
Die Fundstätte wurde 1906 von Endre Orosz entdeckt. Im Laufe der Jahrzehnte untersuchten mehrere Forscher das Areal, darunter Karl Horedt (1942-43), Nicolae Vlassa (1961) oder Iuliu Paul (1989). Von hier stammen unter anderem drei mit Symbolen verzierte Steintäfelchen, deren Alter die Experten auf 5000 Jahre v. C. schätzen.