Reschitza – Seit rund dreißig Tagen produziert Reschitza Stahl und Slatina walzt Rohre daraus, aber trotz Lieferverträgen können die beiden TMK-Artrom-Werke ihre Produkte nicht absetzen, weil ihnen die Ausfuhrgenehmigung gestoppt wurde. Die Steuerbehörde ANAF hat ihnen zwar die Bankkonten freigegeben und erlaubt, den Arbeitnehmern die Löhne für getane Arbeit auszuzahlen, nicht aber Rohstoffe einzukaufen und Gelder aus Exporten in die EU-Staaten, die USA und Kanada einzustreichen.
Mehr noch: fertig beladene Schiffe mit TMK-Ware für die USA und Kanada sind im Schwarzmeerhafen Konstanza ausgeladen und und die Produkte kostenpflichtig gelagert worden. In Slatina sind alle Lagermöglichkeiten erschöpft, denn die beiden Werke produzieren gegenwärtig ausschließlich auf Halde. Laut Aussagen der Firmenleitung in Slatina kann das noch höchstens zehn Tage lang so weitergehen. Danach muss die Produktion eingestellt werden, weil kein Platz mehr da ist zum Horten der Produkte, aber auch, weil die Werke außerstande sein werden, die Produktion noch vorzufinanzieren, da auf ihren Konten nicht mehr ausreichend Geld sein wird.
Das ist der Grund, weswegen die beiden Belegschaften, deren Gewerkschafter in ständigen Kontakt untereinander stehen, sich entschieden haben, weiter zu protestieren. Einst-weilen vor den Werkstoren. Am Donnerstag aber, dem 7. April, wollen sie sich in Bukarest zu einem zweistündigen Protestmeeting vor dem Regierungsgebäude treffen. Sowohl die aus Slatina, als auch die Reschitzaer. Inzwischen haben sie eine Genehmigung der Bukarester Stadtleitung dazu erhalten.
Aus Gesprächen mit Präfekt Ioan Dragomir erfuhren die Gewerkschafter von TMK Artrom Reschitza, dass ANAF nur bereit sei, die Exportblockade der TMK-Produkte aufzuheben, wenn ein – angeblich bereits angefordertes – Okay aus Brüssel dazu eintrudelt.
Die Europäische Kommission muss zustimmen, dass die Produkte von TMK exportiert werden dürfen, worauf ANAF den Exportstopp aufheben werde. Das weckt den Ärger der Gewerkschafter über Rumänisch-Brüsseler Bürokratiegepflogenheiten: „In Tschechien hat es zwei Tage gedauert, bis der Gordische Knoten gelöst wurde. In Rumänien werkeln sie schon seit dreißig Tagen daran und kommen zu keinem Resultat. Uns hat man bloß die Konten enteist, um uns die Löhne auszuzahlen, die Tschechen haben sowohl die Löhne ausgezahlt, als auch ermöglicht, dass Roh- und Werkstoffe von diesen Konten bezahlt und dass die Konten wieder aufgefüllt werden. Was die Tschechen konnten, hätte man auch hier können.“
Mit der von der Regierung angebotenen „technischen Arbeitslosigkeit“ (bei 75-prozentiger Lohnfortzahlung) könnten sich die Arbeitnehmer aus Reschitza und aus Slatina nicht zufriedengeben, sagen die Gewerkschafter. Das mag für Firmen gelten, die in der Tat direkte Beziehungen zu Russland, zu Weißrussland oder sogar zur Ukraine haben oder hatten und die unters Embargo gegen den Aggressionsstaat fallen. TMK Rumänien habe zwar russische Gesellschafter, arbeite aber für Rumänien, die EU, die USA und Kanada und versorge sich auch von dieser Seite, ohne Gelder nach Russland zu überweisen, die eventuell zur Finanzierung von Putins Krieg dienen könnten.
Sämtliche Arbeitnehmer der rumänischen TMK-Werke wollen arbeiten, kein staatliches Almosen empfangen, sagen die Gewerkschafter. Wenn der Staat Almosen verteilen wolle, dann finde er rumänienweit genug sozial Schwache, um seine Großzügigkeit zu beweisen. „Noch können und wollen wir arbeiten, aber es kann jederzeit passieren, dass uns das unmöglich gemacht wird. Dass wir blockiert werden“, sagte jüngst der Chef der Reschitzaer „Vatra“-Gewerkschaft, Iosif Ciuciuc. „Dagegen werden wir mit weiteren Protesten vorgehen.“