„Unverzeihlicher Schnitzer“ des Kulturministers

Architekten aus dem Raum Hermannstadt schwer enttäuscht

Hermannstadt – Dr. Ștefan Bâlici, Alumnus der Universität für Architektur und Städtebau „Ion Mincu“ sowie der Abteilung der UNESCO für Südosteuropäische Studien an der Universität für Künste Bukarest, war noch im Januar 2016 von Ex-Kulturminister Vlad Alexandrescu (USR), Mitglied des Regierungskabinetts von Ex-Premierminister Dacian Ciolo{ (PLUS), zum interimistischen Direktor des Nationalen Kulturerbe-Instituts (INP) ernannt worden. Dass er diese Arbeitsstelle in leitender Funktion ganze sechs Jahre lang ausfüllen konnte, mag im sogar kulturell krisengeschüttelten Rumänien nachträglich schier wie ein Wunder erscheinen. Denn Mittwoch, am 16. Februar, wurde er von Kulturminister Lucian Romașcanu (PSD) über die Nicht-Verlängerung seines befristeten Beschäftigungsvertrages informiert. Beginnend mit Mittwoch, dem 23. Februar, soll Oana Valeria Zaharia, Direktorin der Verwaltungs-Leitstelle Bukarest für architektonische Landschaftsplanung und öffentliche Denkmäler sowie Ex-Beraterin von Ex-Bürgermeisterin Gabriela Firea (PSD) auf das vakante Chefamt im Organigramm des INP wechseln.

Lucian Romașcanu ist Nachfolger von Ex-Kulturminister Bogdan Gheorghiu (PNL) und führt in seinem Lebenslauf ein Diplom von der Akademie für Wirtschaftswissenschaften Bukarest (ASE) und Berufserfahrung im staatlichen sowie privatrechtlichen Fernsehen, nicht aber auch eine Qualifikation, die ihn eindeutig als kulturell kompetent ausweist. Sein liberaler Vorgänger Bogdan Gheorghiu stand ebenfalls in der Kritik, konnte sich jedoch als Absolvent der Theoretischen Fakultät der Universität für Künste „George Enescu“ Jassy ver-gleichsweise weitaus vertrauenswürdiger als Kulturminister empfehlen.

Die Entscheidung von Lucian Romașcanu, den Vertrag von Ștefan Bâlici nicht mehr zu verlängern und Oana Valeria Zaharia mit dem ebenfalls interimistischen Direktorat des INP zu betrauen, rief noch Donnerstag, am 17. Februar, Kritik führender Technokraten sowie der vor 22 Jahren von [erban Cantacuzino (1928-2018) gegründeten Stiftung Pro Patrimonio auf den Plan, zu deren Leitungsgremium aktuell Persönlichkeiten wie Architekt Șerban Sturdza, Violinist Alexandru Tomescu und Nicolae Rațiu, Sohn von Ion Rațiu und Vorsitzender des Romanian Cultural Centre in London, zählen. Einiger Kritik am Ordnungsbeschluss von Kulturminister Lucian Romașcanu haftet aber auch teils selbst unlautere Überzeugung an, die erst beim Schürfen in der mittleren Vergangenheit zutage tritt: Alexandru Găvozdea aus Hermannstadt/Sibiu, Vorsitzender der Innung der Architekten Rumäniens (OAR) sowie Absolvent des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums, der noch im Jahr 2020 die Dokumentation für ein glücklicherweise rechtzeitig verhindertes Großneubauprojekt mitten im historischen Kern Hermannstadts erstellt hatte (die ADZ berichtete ausführlich), bemerkte zu der Amts-Ernennung von Oana Valeria Zaharia, dass „Kompetenz stört.“

Die Stiftung Pro Patrimonio forderte Lucian Romașcanu auf, Ștefan Bâlici weiterhin im Direktoren-Amt des INP zu beschäftigen und seinerseits vom Amt als Kulturminister zurückzutreten. Eine bis in ihre letzten Buchstaben integre Kritik äußerte auch Architekt Eugen Vaida. „Herr Minister, zerstören Sie nicht das Kulturerbe zuliebe der politischen Ernennung einer Frau namens Oana Zaharia, von der weder ich noch viele von Institutionen und Nichtregierungsorganisationen, die wir uns auf den Baustellen der historischen Baudenkmäler abmühen, gehört haben! (...) Es gibt verzeihliche und unverzeihliche Schnitzer. Wenn Du den Menschen Nummer 1 der Domäne des Kulturerbes in Rumänien durch einen Menschen austauschst, von dem niemand in dieser Branche etwas gehört hat, bedeutet der Rücktritt den einzig honorablen Weg, der Ihnen bleibt“, rügte auf seinem Facebook-Account der Vorsitzende des Vereins „Ambulan]a pentru Monumente“ und der Stiftung von Prinz Charles in Rumänien. Dass Roșia Montană noch im Juli 2021 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde, ist Eugen Vaida zufolge in entscheidenden Anteilen auf die Verdienste von Ștefan Bălici zurückzuführen.