Volkstrauertag 2023 im Banater Bergland

Foto: der Verfasser

Im Kalender stand heuer der Volkstrauertag am 19. November. Seit Jahrzehnten bereits zur Tradition geworden wurde in diesem Jahr der Volkstrauertag wieder im Banater Bergland begangen und das gleich zweimal: am Samstag, dem 18. November und am Montag, dem 20. November. Gast der beiden Veranstaltungen war der Vizekonsul Deutschlands in Temeswar, Siegfried Geilhausen.

Im Programm des Gedenkens am 18. November stand ab 10.00 Uhr der Besuch der Heiligen Messe für die Gefallenen mit Pfr. Martin Jäger (Anina / Orawitza) in der römisch-katholischen Kirche „Maria - Königin des heiligen Rosenkranzes“ von Sigismund/Anina. Als Gast sprach Vizekonsul Siegfried Geilhausen unter anderem Folgendes: „Heute, anlässlich des Volkstrauertags in Anina im Banater Bergland, gedenken wir mit schwerem Herzen all derer, die ihr Leben in Kriegen verloren haben. Die Gedenktafeln hier in Anina und auf den vielen Friedhöfen im Banat zeugen vom Schicksal von zumeist jungen deutschen wie rumänischen Menschen, die zu Opfern der letzten beiden Weltkriege wurden. Es erfüllt mich mit Trauer und sogar Wut zu sehen, wie wenig die Menschheit aus diesen schmerzhaften Erfahrungen gelernt zu haben scheint. … Wir stehen hier vereint, um ein klares Signal auszusenden: Nie wieder Krieg! … Möge unsere Erinnerung und Ermahnung an die Sinnlosigkeit von Kriegen dazu dienen, eine Welt des Friedens und der Menschlichkeit aufzubauen.“ Weitere Ansprachen hielten noch der Vizebürgermeister Aninas, Daniel Danu, der Ortsforumsvorsitzende von Steierdorf - Anina, Dipl.-Ing. Daniel Vlad, und der DFBB-Vorsitzende, der zusammen mit seinem Stellvertreter Dr. Ing. Christian Paul Chioncel an der Heiligen Messe und am Gedenken teilnahm.

Beim Grab der Gefallenen im römisch-katholischen Friedhof von Sigismund / Anina wurden sodann Kränze seitens des Bundesdeutschen Konsulats Temeswar, seitens des Bürgermeisteramts Anina und seitens des Ortsforums Steierdorf - Anina des DFBB niedergelegt.
Zwei Tage später wurde der Volkstrauertag auch in der Hauptstadt des Banater Berglands, in Reschitza begangen. Am 20. November versammelte man sich im Deutschen Jugend-, Dokumentations- und Kulturzentrum / Deutsche „Alexander Tietz“-Bibliothek Reschitza zu einer Buchpräsentation. Es ging um „Aventurile lui Paul Biber, mecanic de precizie pe Aerodromul Sânandrei de lângă Timișoara. Nume de cod ‘Adebar’ (1915 și 1916) = Erlebnisse von Feinmechaniker Paul Biber als Luftschiffer auf dem Luftschiffhafen Temeswar.

Tarnname ‘Adebar’ (1915 und 1916)“, Autor: Dr. Jörg Biber, herausgegeben von Prof. Dr. Rudolf Gräf, Übersetzung aus dem Deutschen: Raluca Nelepcu, erschienen im Zentrum für Siebenbürgische Studien der Rumänischen Akademie, Hermannstadt, 2023. Als Gast kam aus Temeswar Siegfried Geilhausen, Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland. Er unterstrich zum Beginn der Veranstaltung Folgendes: „Es ist mir eine Ehre, heute vor Ihnen zu stehen und über ein bedeutendes Werk zu sprechen, das uns am diesjährigen Volkstrauertag besonders verbindet. Heute dürfen wir ein Buch in rumänischer Übersetzung vorstellen, das die Erlebnisse des Feinmechanikers Paul Biber auf dem Luftschiffhafen in Temeswar im 1. Weltkrieg schildert. Dr. Jörg Biber ist unter Mithilfe von unserem so renommierten Historiker Prof. Dr. Rudolf Gräf der Autor dieses besonderen Werkes und Sohn des darin beschriebenen Paul Biber. Die Übersetzung ins Rumänische wurde von der renommierten Journalistin Raluca Nelepcu vorgenommen. Das Werk beleuchtet nicht nur die persönlichen Erfahrungen von Paul Biber, sondern wirft auch einen Blick auf die Geschichte der deutschen Luftschiffer im 1. Weltkrieg. Insbesondere erinnert es uns an die Besatzungen der Luftschiffe, die hier im Banat, auf dem Temeswarer Friedhof an der Lippaer Straße, ihre letzte Ruhestätte fanden. Der 4. September 1916 markiert den Absturz eines Zeppelins in der Nähe von Temeswar, der zu einer sinnlosen Tragödie führte. Kapitän Holm Wolff, seine Kameraden Otto Schienkler, Karl Reimer, Jacob Renz, Franz Thomsen und Georg Trüb, wie auch Max Schmidt, der bereits am 2. März 1916 sein Leben bei einem Zeppelin-einsatz verlor, sind dort vereint. Diese Opfer, ebenso wie die anderen Luftschiffer, verdienen es, in unserer Erinnerung zu leben und das Konsulat legt jedes Jahr einen Kranz auf der letzten Ruhestätte dieser deutschen Luftschiffer nieder. In diesen Momenten der Erinnerung und des Gedenkens anerkennen wir die Bedeutung des heute vorgestellten Buches. Es ermöglicht uns, die Vergangenheit zu verstehen, lebendig zu halten und gemeinsam zu trauern. Lassen Sie uns heute zusammen an die Tapferkeit und Opferbereitschaft derer denken, die vor uns gingen, und gleichzeitig die Brücken zwischen den Kulturen schlagen, die solche Ereignisse überdauern. Wir ehren auch heute all diejenigen, die im 1. und 2. Weltkrieg ihr Leben verloren haben, und es ist von großer Bedeutung, die Geschichte und Schicksale dieser Menschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Zum Buch sprach noch der Herausgeber Prof. Dr. Rudolf Gräf unter der Moderation des DFBB-Vorsitzenden.

In den Räumlichkeiten der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek fand auch eine kleine Ausstellung mit Fotos, eingesandt von Dr. Jörg Biber, statt.