Von Schriften und dem Schreiben

Rundtischgespräch zum Stellenwert der Handschrift heute

Restauratorin Elisabeth Binder zeigte eine der Heltauer Handschriften. Im Hintergrund Adriana Hermann (l.) und Gerhild Rudolf (r.).

Hermannstadt - Die Vorweihnachtszeit eignet sich nicht für andere als Advents- und Weihnachtsveranstaltungen, was am Donnerstagabend im Teutschhaus festzustellen war. Beim Rundtischgespräch über die Bedeutung der schriftlichen Überlieferungen und den Stellenwert der Handschrift heute waren mit den drei Gestalterinnen des Abends zusammen neun Personen anwesend. Die Gesprächsrunde stellte den Abschluss des Projekts „Mittelalterliche Schriften im Dialog mit der Gegenwart“ dar, mit dem das Begegnungs- und Kulturzentrum Friedrich Teutsch sich in das Hermannstädter Kulturjahr „Sibiu SMART 2013“ einzuklinken versucht hat, so Gerhild Rudolf, die Leiterin des Teutschhauses.

Das gehaltvolle Programm wurde nur begrenzt angenommen.  
Im Mittelpunkt des Projekts hatten alte Handschriften gestanden, die zum Teil im Original in Kästen oder anhand von Fotos zu sehen waren. Die Ausstellung war geräumt worden, um für die Roşia-Montană-Buchvorstellung am Sonntag Platz zu haben. Die Exposition Revue passieren ließ Gerhild Rudolf jedoch via Beamer und als „Entschädigung“ bot Restauratorin Elisabeth Binder den Anwesenden die Möglichkeit, eine der restaurierten alten Handschriften aus der Heltauer Pfarrbibliothek aus unmittelbarer Nähe anzusehen, wozu sie fachkundig Erklärungen gab. 

Über den Stellenwert der Handschrift heute bzw. das Erlernen des Schreibens berichtete Adriana Hermann, Referentin für Grundschulen beim Zentrum für Lehrerfortbildung (ZfL). Sie ging auf die sich im Verlauf der Jahre verändernde Methodik des Mit-der-Hand-Schreibens ein und meinte, diese Fertigkeit ist auch heute wichtig für das Denken, selbst wenn man eigentlich alles über elektronische Geräte festhalten und mitteilen kann. Die Fachfrau betonte die Bedeutung der orthografischen Kompetenz – u. a. für Bewerbungsschreiben aber auch um zu googeln zum Beispiel – und ging auf die zwei wichtigsten Themen der derzeit in Deutschland stattfindenden Diskussion des Grundschullehrerverbands ein: Ob beim Schreiben mit den Druck- oder den Schriftbuchstaben begonnen werden soll bzw. die Recht- versus Schlechtschreibung.

Den Erfolg im letztgenannten Bereich beeinflussen das Lesen und die pädagogische Haltung der Lehrer, wurde festgestellt, ansonsten aber gibt es in jeder Gruppe auseinanderklaffende Leistungen. Als Schlussfolgerung meinte Hermann, das zu lösende Problem seien nicht die Methoden des Unterrichts, sondern das Mitgehen der Lehrer mit den kulturellen Veränderungen in der Gesellschaft und das richtige Vorbereiten darauf.  Dass die Handschrift heute einen anderen Stellenwert hat als zu Zeiten, da der Buchdruck noch nicht erfunden war und die Bücher mit der Hand geschrieben wurden, es weder Kopierer, noch Computer noch Smartphone gab, liegt wohl auf der Hand.