Temeswar - Begrüßenswert die Initiative der Temeswarer Österreich-Bibliothek eines Vortrags mit anschließendem Gespräch über die kommunistische Zeitspanne und die Banater deutsche Literatur jener Jahre. Und mitunter auch lehrreich für die junge, studentische Zuhörerschaft von der hiesigen Germanistik, die unsere jüngste Verrgangenheit nicht miterlebt und sich das eine wie das andere nur angelesen hat. Der banatstämmige Wiener Autor Hans Dama, Hochschullehrer, Schriftsteller und Übersetzer, referierte zu dem für das Temeswarer Publikum brisanten Thema „Sozial- und Systemkritik in Nikolaus Berwangers Mundarttexten”.
Mit treffenden Zitaten aus Berwangers Texten jener Jahre der Zensur und Selbstzensur führte der Referent durch die in banatschwäbischer Mundart verfassten lyrischen und Prosatexte. Und man gewann letztlich wieder den Eindruck, dass über die komplexe Persönlichkeit und das Werk von Nikolaus Berwanger (1935-1989) , Schriftsteller, Journalist aber auch exponierter Partei- und Staatsfunktionär, noch etliches ungesagt geblieben ist und u. a. auch im literarischen Bereich neu interpretiert werden kann. Berwanger, im Nachhinein auch „Problemlöser” oder „Mann des Tages” genannt, hat seine Rolle als Förderer der Banater deutschen Kultur, vor allem der jungen Autorengeneration, sowie des Schulwesens ernst genommen und zielstrebig verfolgt, in der Banater deutschen Literatur kann er zudem als bedeutender Fortführer und Erneuerer der Banater Mundartliteratur gewertet werden.
Dabei hat der Autor als einer der Ersten die Banater deutsche Mundartliteratur (andere wichtige Vertreter Hans Kehrer, Ludwig Schwarz) aus ihrer angestammten Dorfproblemathik herausgeführt und mit vielfältigen Stadtthemen bereichert. Der Autor nutzte die banatschwäbische Mundart aber auch, um Hürden und Tabus der kommunistischen Zensur zu umgehen, um kritische Akzente zu setzen, die in der Hochsprache oder der Landessprache damals nicht zum Druck kommen konnten. Wie Hans Dama in seinem Vortrag mit Textauszügen veranschaulicht, machten Berwangers Texte keinerlei Halt vor den unzähligen Unzulänglichkeiten des Lebens im Kommunismus. Es ist das eigentlich, aus heutiger Sicht, ein Absurditätenkabinett: der alltägliche Ärger mit der „Elektrisch” von Freidorf, der muffige staatliche Kommerzsektor, das triste Dasein vieler in den Plattenbauten, die Versorgungspannen als Normalität bis zur allesbeherrschenden Krake Korruption.
Er nimmt dabei auch die veralteten Anschauungen seiner Banater Landsleute aber auch die Überheblichkeit, den Standesdünkel der Städter, der „herrischen” Schwaben, aufs Korn. Als Insider, guter Kenner der allgemeinen kommunistischen Misswirtschaft, übt er Kritik an der damaligen Planwirtschaft, dem Dienst, dem Sitzungswahn usw. Als höchst interessant und nützlich erwies sich dieser Vortrag für die Germanistikstudenten des III. Jahrgangs, die nun seit Kurzem als Lehrfach auch die rumäniendeutsche Gegenwartsliteratur haben. Zum Abschluss präsentierte Hans Dama seinen letzten im Wiener Pollischansky-Verlag 2013 erschienenen Band „Im Werden reift Vergehen” und las auch einige Texte aus diesem seinem schon neunten Lyrikband.