Weitere Forschungen über Wassermühlen

Wie die Unkenntnis des Ungarischen die Zahl der Banater Wassermühlen vergrößert hat

Reschitza/Valeapai – Das „Land der Wassermühlen“, wie man bei den Freiwilligen von „Acasă în Banat“/„Im Banat zuhause“ und unter Mulinologen das Banater Bergland noch nennt, steht weiter im Brennpunkt des Interesses. Gegenwärtig arbeitet der Gründer und Kopf der lockeren Gemeinschaft, der Ex-Journalist Radu Trifan, an einem Band über das Tal mit der größten Häufung von Wassermühlen, über das Rudăria-Tal im Süden des Almascher Landes.

Dabei ist seinem Team erstmals gelungen, das „Geheimnis“ der angeblich einmal existierenden 51 Wassermühlen im Tal des Rudăria-Bachs zu lüften. Die Zahl „51“ wurde in den ersten Studien, Artikeln und Büchern über die Wassermühlen im Rudăria-Tal, die im 19. Jahrhundert existierten (die vielzitierte Statistik entstand 1872-74) angegeben und als angeblich durch eine schriftliche Quelle verbrieft von nahezu allen Autoren ungeprüft und unkritisch „übernommen“, bzw. weitergereicht. 

Nun schreiben Radu Trifan und seine Freunde an einem Buch über die Wassermühlen im Rudăria-Tal (nachdem sie vor zwei Jahren ein Buch über „Die Mühlen des Banats“ herausgegeben haben, das vom Top-Industriearchäologen Rumäniens, Dr. Volker Wollmann, sehr gelobt wurde), Über Wassermühlen, die von den Bewohnern der Gemeinde „Eftimie Murgu“ (früher hieß sie „Rudăria“) heute noch gepflegt und genutzt werden (vor allem zum Mahlen von Mais, mit dessen Mehl auch heute in der Gegend ein knuspriges Maisbrot gebacken wird – nun eine Delikatesse, früher ein Grundnahrungsmittel).

Trifan studierte die Kapitel zu Rudăria in den Grundbüchern aus dem 19. Jahrhundert, die in Reschitza, im Grundbuchamt OCPI, aufbewahrt werden. Sein Team bezweifelte nämlich, seit es sich mit der Registrierung und Untersuchung (auch Sanierung und Wiederinbetriebsetzung) von Wassermühlen des Banats beschäftigt, die Richtigkeit jener Statistik über die Wassermühlen im Rudăria-Tal, die von allen neueren Autoren widergegeben wurde. Diese Statistik war 1984 von der Temeswarer Forscherin Lidia Gaga in Umlauf gebracht worden. Trifan: „So sehr wir es auch drehten und wendeten, wir konnten sowohl aufgrund der Feld-, als auch aufgrund von Archivforschung im Rudăria-Tal nur höchstens 30 Wassermühlen identifizieren. Deshalb haben wir auf die im 19. Jahrhundert in ungarischer Sprache geführten Grundbücher zurückgegriffen.“

Was für viele Historiker, die sich mit dem Banat oder mit Siebenbürgen beschäftigen, zum Sprachproblem wird. Viele Banathistoriker, ja deren Mehrzahl, können kein Ungarisch. Nun hatten die Forscher aufgrund der Grundbücher in kommunistischer Zeit (als die kleinen Wassermühlen des Banater Berglands ohnehin obligatorisch „Schöpfungen des Genies des rumänischen Volkes“ sein mussten – auch wenn es Belege gibt, dass die Pläne dazu ursprünglich aus Wien kamen) festgestellt, dass im Almascher Land/Țara Almăjului im 19. Jahrhundert „die unglaubliche Zahl von 339 Wassermühlen in 16 Ortschaften, allein im Rudăria-Tal 51“ (Trifan) existiert hätten.

Trifan und sein Team stellten jetzt fest, dass diese „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ auf der Unkenntnis des Ungarischen fußen. Als Quelle wird nämlich eine ungarischsprachige Statistik von 1874 angegeben. Und dort gibt es zwei Begriffe, die für des Ungarischen nicht Mächtige zwar irgendwie ähnlich klingen, aber Unterschiedliches bezeichnen: „malom“/Mühle und „malomárok“/Mühlenkanäle.

Zusammen ergeben Mühlen und Mühlenkanäle tatsächlich für 1872-74, als die Statistik aufgenommen wurde, im Rudăria-Tal die Zahl 51, nur: es sind nur 30 „malom“/Mühlen verzeichnet, und 21 „malomárok“/Mühlenkanäle, stellte Trifan fest, nachdem er die im Grundbuch fein säuberlich auch skizzierten und nummerierten Mühlen und deren Kanäle sich genauer angesehen hatte.