Kronstadt - Am Mittwoch ist in Kronstadt/Braşov Werner Sommerauer im Alter von 78 Jahren verstorben. Sein Name wurde erst nach der politischen Wende von 1989 bekannt, weil Sommerauer einer der Teilnehmer an der Kronstädter Arbeiterrevolte vom 15. November 1987 war. Für seine Beteiligung an dem antikommunistischen Protestmarsch erhielt Sommerauer zusammen mit Aurică Geneti, Florin Mutihac und Gheorghe Duduc die härteste Strafe: drei Jahre Haft mit Strafvollstreckung am Arbeitsplatz. Für Sommerauer bedeutete das auch der verpflichtende Umzug von Kronstadt nach Tulcea.
Bereits vor 1987 geriet Sommerauer ins Visier der Securitate. Als Funkamateur wurde er als potenzieller Spion betrachtet; nach seiner Solidaritätsbekundung zu der 1980 im Untergrund gegründeten Freien Gewerkschaft der Werktätigen in Rumänien (SLOMR) galt er als „reaktionär“, zumal Sommerauer eine „Sammlung“ angelegt hatte, die Gemeinsamkeiten zwischen den Nazi- und den kommunistischen Propagandamethoden hervorheben wollte.
Sommerauer war nach 1989 Mitglied des Vereins „15 Noiembrie 1987“ und wurde zum Ehrenbürger von Kronstadt erklärt. In den letzten Jahren wurde er in einem Prozess verwickelt, den der ehemalige PSD-Abgeordnete Ristea Priboi gegen ihn wegen Verleumdung angestrengt hatte. Sommerauer hatte behauptet, Ristea Priboi als Securitate-Mitarbeiter bei seinen Verhören in Bukarest wiedererkannt zu haben und von diesem auch geschlagen worden zu sein. Diesen Aussagen, die auch in einem Buch veröffentlicht wurden, widersprach Priboi. Er gab zu, Securitate-Offizier gewesen zu sein; erklärte aber, Sommerauer sei eine Person mit der er nie zu tun hatte und die offensichtlich „psychisch krank“ sei.