Hermannstadt – An der Tradition, zum letzten Kirchenburgen-Gespräch eines Kalenderjahres ganz klar im Dezember einzuladen, wird auch 2023 unverändert festgehalten, versicherte Stefan Bichler, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) Dienstagabend, am 17. Oktober, zu Schluss einer online veranstalteten und moderierten Diskussion betreffend den Umgang mit „beweglichem Kulturgut“. Inhaltlich genaue Details zum finalen Termin in der Vorweihnachtszeit nannte er zwar noch nicht, was im Vergleich mit dem zuvor gewählten Gesprächsstoff aber auch nicht schwer wiegen konnte. Dr. Ágnes und Dr. Frank-Thomas Ziegler vom Team der evangelischen Honterusgemeinde Kronstadt/Bra{ov schließlich waren eingeladen worden, über die Orgeln, Altäre und Teppiche siebenbürgisch-sächsisch befestigter Kirchen auf dem Dorf zu sprechen. Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, findet diese schwerreiche Ausstattung „prominent“, und selbst Stefan Bichler, der ebenso regelmäßig für die EKR im Terrain unterwegs ist, bestätigt aus eigener Erfahrung, dass einem „das Kirchenburgen-Interieur erst beim zweiten oder dritten Mal auffällt.“ Mit der Diebstahl begünstigenden Folge zur Zeit bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, als „in manchen Kirchen Tür und Tor offen standen“ und mobile Kulturgüter wie zum Beispiel das vorreformatorische Taufbecken aus Alzen/Al]îna leider als „vermutlich definitiv verschwunden“ registriert werden sollten.
Gefahr hingegen bestünde nicht nur vor dem Horizont möglichen Diebstahls, sondern auch durch mangelhafte Erhaltung und Pflege in den jeweiligen Kirchen und Kirchenburgen, bemerkte Dr. Frank-Thomas Ziegler vor gut 40 Personen zählendem Online-Publikum. „Restaurierungs-Kampagnen können eine Bedrohung sein, wenn weder Feststellungs-Protokolle vor Arbeitsbeginn noch Übergabe-Protokolle nach Arbeitsende aufgesetzt werden.“ Ehepartnerin Dr. Ágnes Ziegler, Leiterin des Referats Kulturgüter der Kronstädter EKR-Gemeinde, ist sich über die Schwierigkeit des „Wegdenkens beweglicher Kulturgüter“ ebenso im Klaren, und betonte abends auf der virtuellen Gesprächsbühne, dass die EKR den Ministerial-Erlass zu Ende der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts, als sämtliche Kirchen Rumäniens ihre Kulturgüter zu inventarisieren gebeten wurden, unvorteilhaft „heterogen“ befolgt habe: nach Erhalt des staatlichen Schreibens von Mircea Neicov, dem dafür zuständigen Beamten des Kulturministeriums, „wollten einige Gemeinden viel, andere weniger preisgeben.“ Eine uneinheitliche Behandlung eines sehr wichtigen Auftrags, zu der Dr. Ágnes und Dr. Frank-Thomas Ziegler es bald im nächsten Anlauf unter keinen Umständen noch ein weiteres Mal kommen lassen möchten. Die Machbarkeitsstudie zur Inventarisierung beweglicher Kulturgüter der EKR, die sie ganz neu erstellt haben, ist „als Hilfe gedacht, nicht als Musealisierung“, entwarnt der kunsthistorisch promovierte Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Honterusgemeinde. Weil jedoch „in den Gemeinden durch Auswanderung viel Kompetenz geschwunden“ und es um den Experten-Kreis in der Kirche und ihrem Umfeld sehr übersichtlich bestellt ist, besteht er darauf, die Datenbank der künftigen Inventarisierung „nicht öffentlich“ freischalten zu lassen. Was „ein Kern von zwei bis drei Fachleuten, ergänzt durch wenige Assistenten“ binnen fünf Jahren an Information zusammentragen könnte, sollte auf eine Art und Weise zentralisiert werden, die an vorderster Stelle „Missbrauch vorbeugt“ und ziemlich streng auch mit entsprechend „gestaffelten Zugriffsrechten“ einhergeht. „Wir denken schon, dass es sich lohnt“, unterstrich Dr. Ágnes Ziegler zum Ausklang des Kirchenburgen-Gespräches Mitte Oktober. „Nicht alles ist zu allen Zeiten möglich“, zitierte die Kronstädter Referentin den 1945 im Alter von 81 Jahren verstorbenen Kunsthistoriker und Schweizer Heinrich Wölfflin.