Das Wirken und Schaffen der Frauen stand im Mittelpunkt der Festveranstaltung des 22. Sachsentreffens. Die Festrede hielt Gerhild Rudolf über die siebenbürgisch-sächsischen Frauenbewegungen. Höhepunkt des Nachmittags war die Verleihung der Honterus-Medaille an Ortrun Rhein.
Zuvor aber sprachen die Ehrengäste – die in diesem Jahr zahlreich nach Birthälm gekommen waren. Eigens aus Deutschland angereist war Dr. Christoph Bergner, der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, die Botschafter Österreichs und Deutschlands, Dr. Martin Schwarzinger und Andreas von Mettenheim kamen aus Bukarest ebenso wie Christiane Cosmatu, die Unterstaatssekretärin im Departement für Interethnische Beziehungen. Der Vorsitzende des Forums der Deutschen in Rumänien, Klaus Johannis, nahm am Treffen teil, und Ovidiu Sitterli, der Präfekt des Kreises Hermannstadt/Sibiu. Die Siebenbürger Sachsen in Deutschland vertraten Jochen Krämer, der Vorsitzende des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, und Volker Petri jene in Österreich.
„Wir wollen unseren Frauen, die unermüdlich in Familie, Beruf und Gesellschaft tätig sind, ein Dankeschön aussprechen und ein symbolisches Denkmal setzen“, sagte eingangs Dr. Paul-Jürgen Porr, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums. Der Vorsitzende des Landesforums, Klaus Johannis, ergänzte, dass im Forum mindestens ebenso viele Frauen wie Männer tätig seien, davon eine große Zahl in leitender Position, was er auf die „demokratische Tradition der Gemeinschaft zurückführte“.
Die seit März dieses Jahres amtierende Leiterin des Hermannstädter Kultur- und Begegnungszentrums „Friedrich Teutsch“, Gerhild Rudolf, berichtete in ihrem Festvortrag von den „beachtlichen Leistungen“ der siebenbürgisch-sächsischen Frauenvereine im 20. Jahrhundert. „Alles, was heute in der Frauenarbeit geleistet wird, hat seinen Ursprung in diesen Wurzeln“, so Rudolf. Die Schwerpunkte der heute der evangelischen Kirche angegliederten Frauenarbeit seien die Erwachsenenbildung und die Schaffung von Begegnungserlebnissen.
Das diesjährige Motto des Sachsentreffens „Der Gegenwart alle Kräfte, der Zukunft unsere Hoffnung“ verkörpert wohl kaum jemand so glaubwürdig wie Ortrun Rhein, der Porr die Honterus-Medaille überreichte. Rhein leitet seit 1999 das Hermannstädter Altenheim „Carl Wolff“ sowie das Hermannstädter Hospiz und sie ist Geschäftsführerin des Carl-Wolff-Vereins der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. „Der Vorstand des Siebenbürgenforums um Paul Jürgen Porr hat eine ungewöhnliche und mutige Frau auserkoren, eine Person mit Ecken und Kanten“, lobte Laudatorin Ursula Philippi.
Die gebürtige Kronstädterin Rhein wuchs in Rosenau/Râşnov auf, lernte am Pädagogischen Lyzeum in Hermannstadt und studierte dort später Theologie. Aufgeben komme nicht in Frage, so Philippi. Rhein setzte sich gegen ihre Kritiker durch, die der jungen Frau die Leitung des Altenheimes nicht zutrauten. Dass sie dies kann hat sie bewiesen, und noch mehr noch: „Wo wir wegschauen, sieht sie hin“, betonte Philippi. Ortrun Rhein sei fröhlich und natürlich trotz der täglichen Konfrontation mit menschlichem Leid, Niedertracht und menschlicher Unfähigkeit. Sie opfere Urlaub, Freizeit, Schlaf und manchmal auch Freunde, um die mit dem Altenheim und seiner Bewohner verbundenen Probleme zu lösen. „Durch ihren Umgang mit Behörden, Ämtern und medizinischen Institutionen zeigt uns Ortrun Rhein, dass der gerade Weg möglich ist – selbst in unserem Land mit seinen Problemen im Gesundheitswesen und im Sozialbereich.“
Auch von anderer Seite kam Wertschätzung. Dr. Christoph Bergner sprach Rhein neben seinem persönlichen Dank auch den des Bundesinnenministeriums aus. „Ortrun Rhein war ein großartiger, ein wichtiger, ein verlässlicher und ein immer bereiter Partner in unserer Zusammenarbeit“, sagte Bergner. Botschafter von Mettenheim erinnerte daran, dass Rhein von ihm 2009 das Bundesverdienstkreuz überreicht bekam.
Die Geehrte bedankte sich auf Ihre Weise. „Diese Auszeichnung gilt der sozialen Arbeit, die möglich ist, weil zum Glück sehr viele mittun. Im Altenheim, im Hospiz, in anderen Einrichtungen, wo Menschen im Mittelpunkt stehen, die auf Hilfe angewiesen sind.“ Sie wünsche sich, dass man trotz Schwierigkeiten und Unsicherheiten, Hoffnung und Phantasie nicht verliere, um hilfsbedürftigen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen.