Hermannstadt - Das zwanzigjährige Bestehen des Dr. Carl-Wolff-Alten- und Pflegeheims wurde am vergangenen Freitag mit zahlreichen Gästen bei einem schönen Fest begangen. Begonnen hat es im Speisesaal der Einrichtung mit ökumenischer Andacht und Ansprachen, fortgesetzt wurde es im herbstlich geschmückten Festzelt im Hof mit Essen, Tanz und gemütlichem Beisammensein. Die musikalische Umrahmung sicherte eine Gruppe Bachchor-Mitglieder von Ursula Philippi dirigiert, im Festzelt sorgten vier Paare der Volkstanzgruppe des Brukenthalgymnasiums sowie Adrian Orlea mit Schlagermusik für Stimmung. Am Fest teilgenommen haben selbstverständlich die Bewohner und die Mitarbeiter dieser größten diakonischen Einrichtung in Siebenbürgen. Obwohl die Personalfluktuation zuweilen besorgniserregend ist, sind 15 Mitarbeiter aus allen Tätigkeitsbereichen dem Altenheim in diesen 20 Jahren treu geblieben und wurden mit einem kleinen Geschenk belohnt.
Die ökumenische Andacht hielten Pfarrer der katholischen, orthodoxen und reformierten Kirche unter der Leitung von Reinhart Guib, dem Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Innerhalb dieser war bereits im März 1990 die Forderung nach Gründung eines Heims für die vom Massenexodus nicht mitgerissenen betagten und oftmals allein zurückgelassenen Menschen. Die schwierigen Etappen, die bis zur Einweihung des Dr. Carl-Wolff-Heims durchschritten werden mussten um die Finanzierung und Trägerschaft zu klären und sichern, stellte Bischof emeritus D. Dr. Christoph Klein vor, der diesen Werdegang mitgetragen hatte. Das Heim wurde am 22. Oktober 1994 feierlich eingeweiht und ein Redner bezeichnete es damals – auf die der Anlage von Architekt Dr. Hermann Fabini verliehenen baulichen Gestaltung Bezug nehmend – als „letzte siebenbürgische Kirchenburg“. Eine Schutzfunktion hat das Heim, es wird jedoch auch der veränderten Situation gerecht, in der die Alten und Kranken in der klein gewordenen Gemeinschaft leben.
Auf das Werden der Gemeinschaft in diesem Haus und deren Heute ging Heimleiterin Ortrun Rhein ein, die die vielen Freunde und Wegbegleiter begrüßte. Sie schilderte die Entwicklung anhand des Begriffs Baustelle: Zu errichten galt es nämlich nicht nur Gebäude, sondern auch die fachliche Pflege, gestalten musste man einen Alltag, in dem die Bewohner nicht als alt gewordene Kinder sondern Erwachsene betrachtet werden, die in einigen Dingen Hilfe brauchen, in anderen aber auch Rat geben können, wo die Mitarbeiter nicht Dienstleister sondern ein Stück Familie sind. Das Altenheim hat sich im sozialen Umfeld behauptet und es funktioniert, wobei man im BMI auf mehr Verständnis für seine Belange stößt als im eigenen Land, sagte die Heimleiterin.
In ihrem Grußwort verglich Vizebürgermeisterin Astrid Fodor dieses Altenheim mit jenem in Birthälm/Biertan, das sie als Praktikantin in den 1970er Jahren gesehen hatte und zu dem ein himmelhoher Unterschied besteht. Die deutsche Konsulin Judith Urban sagte, das Carl-Wolff-Heim sei kein Ort für den Lebensabend, da werde gelacht und gefeiert, man fühle sich wohl und aufgehoben, selbst wenn es auch traurige Momente gibt. Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, erinnerte sich an die Anfangsjahre im Deutschen Forum, als man dort sehr oft über das Thema Altenfürsorge sprach, dieser Problematik heute aber weniger Aufmerksamkeit schenken muss, da sie sehr gut gelöst worden ist, wovon er sich bei zahlreichen Besuchen von Heimbewohnern überzeugen konnte. Das DFDR werde sich weiterhin für das Sichern der finanziellen Grundlage einsetzen, versicherte er.