Hermannstadt – Mehr als 60 Mitglieder, Mitarbeiter und Gäste des Hermannstädter Deutschen Forums folgten am Dienstag der Einladung zu einer Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion. An der Veranstaltung beteiligten sich Paul-Jürgen Porr, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Astrid Fodor, die Hermannstädter Interims-Bürgermeisterin und Vorsitzende des Kreisforums, Corina Bokor, die Vizebürgermeisterin der Stadt, Judith Urban, die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Bischof emeritus D. Dr. Christoph Klein, Dr. Hans Klein, der Vorsitzende des Hermannstädter Forums und die Vertreter des Hermannstädter Forums im Stadt- und Kreisrat sowie weitere Gäste und Vertreter deutschsprachiger Einrichtungen in Hermannstadt.
Eine Einführung in das Thema der Veranstaltung bot Hannelore Baier. Anhand von auf eine Leinwand projiziertem Archivmaterial hielt sie einen Vortrag zum Schicksal der rund 70.000 Sachsen und Schwaben, die im Januar 1945 aus Rumänien deportiert worden waren und einen Teil der, je nach Schätzung der Historiker, zwischen 2,5 und 6 Millionen Zwangsarbeiter darstellten, welche zwischen den Jahren 1941 und 1956 in der Sowjetunion in verschiedenen Zwangslagern gearbeitet haben. Der Zweck der Deportation war der Wiederaufbau der in Russland entstandenen Kriegsschäden durch Kriegsgefangene und die Zwangsarbeiter. Laut einem österreichischen Historiker sollen die Zwangsarbeiter im ersten Nachkriegs-Fünfjahresplan acht bis zehn Prozent der Leistungen zum Wiederaufbau erbracht haben. Die aus Rumänien deportierten Deutschen gehörten zu den sogenannten „mobilisierten“ und „internierten“ Deutschen aus der Zivilgesellschaft, zu deren Verschleppung sich die Alliierten bereits 1943 einverstanden erklärt hatten. Das Registrieren, die Enthebung und den Transport koordinierte der damalige sowjetische NKVD, der heutige KGB.
Einen Erlebnisbericht über die im Zwangslager verbrachten Jahre lieferte Pfarrer Heinz Galter. Er sprach über die schwierigen Bedingungen während des Transportes in die Sowjetunion, die erlittene Kälte bei zeitweilig sogar -35 Grad, den Hunger, das Zusammenleben mit der russischen Bevölkerung sowie der Arbeit in der Mine und die damit verbundenen schwierigen und gefährlichen Arbeitsbedingungen. Anschließend hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und weitere Fragen an die Vortragenden zu richten.