Hermannstadt – Die Fotoausstellung im Terrassensaal des Teutsch-Hauses zu Trovanten in Siebenbürgen ist vor allem eine Werbeveranstaltung. Dieses hob der Initiator Günter Czernetzky bei der von Gerlinde Gerold, Leiterin des Teutsch-Hauses, eingeleiteten Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Freitag gleich zu Beginn hervor. Mit der Ausstellung, in der beeindruckende Fotos von Trovanten, oder auch Konkretionen, an ihrer Fundstelle gezeigt werden, die meisten von Karl Hann, Mitinitiator des Projekts aufgenommen, aber auch einige Trovanten in Glaskästen oder frei zum Anfassen ins Licht gerückt werden, sollen die gefährdeten, anmutig wirkenden Formationen Aufmerksamkeit erlangen. Diese sind oft der Zerstörung ausgesetzt, sei es in Regionen mit Erdrutsch, als auch auf Bau- oder Erdabbaustellen. Die Sandsteinformationen seien im Bau der Siebenbürger Kirchen und Kirchenburgen verwendet worden, hob hervor Prof. Dr. Erika Schneider, Gastdozentin an der Lucian-Blaga-Universität und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Geographie und Geoökologie (Karlsruhe), des Biologischen Instituts der Rumänischen Akademie der Wissenschaften (Klausenburg/Cluj-Napoca) sowie am Brukenthalmuseum (Hermannstadt).
Ein geplanter Park in Martinsberg/Şomartin soll, so Günter Czernetzky, vor allem jene Trovanten in Sicherheit bringen, die unmittelbar gefährdet sind. Erzielt wird dabei, dass sie geschützt werden, wie dieses im Naturreservat Trovantenmuseum Costeşti, Kreis Vâlcea, der Fall ist. Zugleich sollen an Trovanten interessierte Touristen auch im Kreis Hermannstadt ein Ziel finden. Den Begriff „Trovant“ hat 1907 der rumänische Geologe Gheorghe Munteanu Murgoci, vermutlich in Anlehnung ans Italienische, in die Fachliteratur eingeführt. Im rumänischen Volksmund werden die Konkretionen auch „wachsende Steine“ genannt, da man irrtümlicher Weise davon ausgeht, dass sie in ihrer löcherig wirkenden Struktur Wasser aufnehmen und sich wie Lebewesen weiterentwickeln. Diese Fehlannahme ist möglicherweise auf die Veränderung der Oberflächenstruktur bei Feuchtigkeit zurückzuführen, erläuterte Prof. Dr. Schneider. Trovanten sind von anderen Steingebilden relativ leicht zu unterscheiden, da sie aus abgerundetem, porösem Sandstein bestehen, und oft kunstähnliche Formen mit kultischer Konnotation, so Heidrun König, Leiterin des Landeskirchlichen Museums, wie etwa an den Fruchtbarkeitskultus erinnernd, aufweisen. Prof. Dr. Schneider fügte hinzu, dass der Bildhauer Constantin Brâncuşi, der unweit von Costeşti in Hobiţa, Kreis Gorj geboren wurde, diese Formationen gekannt haben muss, und möglicherweise davon inspiriert wurde.
Entstanden sind die Trovanten im Meer, als Siebenbürgen noch unter Wasser lag, wie Prof. Friedrich Philippi, der auch mehrere Fotos zur Verfügung gestellt hat, ergänzte. Sie bildeten sich im Wasser durch Ablagerungen um einen harten Kern, ähnlich wie Perlen in Muscheln durch Ablagerungen um ein Sandkorn oder ähnliches wachsen. Die Ausstellung kann bis zum 7. April werktags zwischen 10 und 17 Uhr im Terassensaal des Teutsch-Hauses, Fleischergasse/Mitropoliei 30, besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.