Arad – Die Arader Bevölkerung ist nun wiederum um eine schöne Hoffnung ärmer: Für das fast 150 Jahre alte Kasino im Stadtzentrum (Kinderpark), Geschichtsdenkmal und Stadtsymbol, seit längerer Zeit unbenutzt und dem Verfall überlassen, wurde nun die Zwangsvollstreckung angeordnet. Das Gebäude, seit 1990 in Privatbesitz, wurde vor einiger Zeit von der Iveco Capital Leasing IFN AG vom letzten Eigentümer übernommen, da dieser seine Kredite nicht mehr zurückzahlen konnte. Die mit der Zwangsvollstreckung betraute Firma hat den Preis für das alte Kasino auf 750.000 Euro festgelegt.
Man erinnert sich daran, die ADZ berichtete 2015 darüber , dass die Arader Stadtverwaltung durch ihren damaligen und heutigen Bürgermeister Gheorghe Falcă hierzulande unübliche und ehrgeizige Pläne zum Ankauf und der Sanierung etlicher wertvoller Altbauten der Maroschstadt angekündigt hatte. Gar 17 Millionen Euro sollten aus dem Stadthaushalt für die Immobilienankäufe bereitgestellt werden. Nicht Geschäft und Gewinn sollten im Vordergrund stehen sondern großzügige Ziele wie die Bewahrung des Kulturerbes. Zu den anvisierten Bauten zählten neben dem alten Theater (Hirschl-Haus), dem Wasserturm, der ehemaligen TEBA-Fabrik, dem Marta-Haus auch das vorgenannte alte Kasino. Bei keiner dieser angeführten Altbauten wurde die Stadt Arad jedoch bisher aktiv auf dem Immobilienmarkt. Diese großen Pläne der Stadtverwaltung, einige Monate vor Beginn der Wahlkampagne und den Bürgermeisterwahlen bekanntgemacht, entpuppen sich nun, ein Jahr später, leider als hohle Wahlversprechen.
Das alte Kasino oder Seccessions-Park-Haus, heute im zentral gelegenen Kinderpark an der General Dragalina-Straße Nr. 17, wurde 1872 zum Teil im Stil des Neo-Klassizismus und zum Teil im Neobarock errichtet. Mit seiner schön dekorierten Fassade ein echter Blickfang, den Klubräumen, der Gaststätte und dem malerischen Sommergarten war das Kasino viele Jahre lang beliebter Ort für Unterhaltung und Spaziergänge für die Arader Gesellschaft aber auch für die Touristen aus dem In- und Ausland. Das Gebäude, Kasino, Ausstellungssaal, Gaststätte und Klub, wurde mehrmals aufgegeben. Nach der Wende gelangte es in Privatbesitz. 2007 wurde es von einer Privatfirma gemietet, die das Kasino mit einer Gaststätte und einem Klub wieder eröffnete. Einen letzten Versuch machte eine andere Privatfirma, die 2011 hier den modernsten Klub der Stadt „Burlesque Boutique“ mit einer glanzvollen, teuren Ausstattung (zirka 150.000 Euro), die wahrlich an Monte Carlo erinnerte, einrichtete. Kurze Zeit wurde das Kasino, mit einem Spiegelsaal, einer englischen Bar, raffinierten Shows mit DJ und Animierdamen, wieder zu einer der ersten Adressen im Arader Nachtleben.
Schon nach zwei Jahren war das Kasino wieder gesperrt und sich selbst und dem Verfall überlassen. Zeitweilig wurde es auch beliebte Unterkunft für Obdachlose.
Im Juli 2015 verlangte die Stadtverwaltung durch seine Pressesprecherin Corina Drăghici noch etwas Geduld und Verständnis von der Arader Bevölkerung: „Die Kommunalverwaltung kann nicht mit einer Sanierung des Gebäudes beginnen, da der Bau Privateigentum ist. Doch der Eigentümer, eine Rechtsperson, hat bei der Stadt die Genehmigungen für die Sanierung beantragt, so dass wir auf einen baldigen Start hoffen können.“
Gemäß der derzeitigen Sachlage erscheint das künftige Schicksal des alten Kasinos, einer der Arader Stadtsymbole, noch ungewisser als vor einem Jahr, als man in Arad wenigstens noch schöne, große Pläne damit verband.